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Mieten oder Kaufen?

Herausforderungen und Entscheidungen

München, 07.11.2023 | 11:35 | sre

Egal ob Mieten oder Kaufen -  in München ist beides kein leichtes Unterfangen, erinnert sich Stefanie Reim zurück. Welche Überlegungen haben sie schlussendlich dennoch zum Kauf einer Immobilie bewegt und welche Voraussetzungen sollten Käufer kennen, die für eine Finanzierung wichtig sind? Ein persönlicher Erfahrungsbericht.

Hauskauf oder Mieten
Die Entscheidung ist gefallen: Ich will selbst Eigentümerin sein (Foto: Getty Images / sakchai vongsasiripat)

Mietwohnung suchen, ein Krampf

In und rund um die bayerische Landeshauptstadt gibt es zu wenig verfügbaren Wohnraum für zu viele Menschen. In der Regel gehen auf eine Wohnungsanzeige innerhalb kürzester Zeit Unmengen an Anfragen ein. Potenzielle Vermieter deaktivieren aufgrund der Vielzahl an Rückmeldungen die Angebote oft nach wenigen Minuten oder Stunden. Um den Vermieter davon zu überzeugen, dass ich der optimale Mieter bin, musste ich unzählige Dokumente, Nachweise und Auskünfte bereithalten. Neben einem Bewerbungsschreiben und einer Selbstauskunft verlangten Vermieter eine positive Schufa-Auskunft, Einkommensnachweise der letzten drei Monate, Mietzahlungsbestätigungen und oben drein noch einen Identitätsnachweis.

Konnte die Faustregel – die monatliche Miete soll nicht höher sein als 30 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens - nicht eingehalten werden, gab es entweder eine Absage oder nur eine Zusage mit einem Bürgen. Neben einem geringen Monatseinkommen kommen häufig auch Kinder, Haustiere und Musikinstrumente bei Wohnungsanbietern nicht so gut an. Will ich das noch einmal erleben? Eher nicht. Ich wollte fremden Menschen nicht erneut vertraulichste finanzielle Daten und persönliche Dinge über mich offenlegen. Geschweige denn paradoxerweise versuchen, durch jegliche Zugeständnisse mein Geld für eine überteuerte Miete loszuwerden. Bei der letzten Mietwohnung war ich über sieben Monate auf Suche, bis ich einen Eigentümer von mir als Mieterin überzeugen konnte. Die Entscheidung war gefallen: Ich will lieber selbst Eigentümerin werden und darin meine wertvolle Zeit investieren.

Pro Eigentum: Der finanzielle Aspekt

Die Miete läppert sich! Meine Kosten waren bereits in der jetzigen Wohnung nicht unerheblich. Durch den Umzug in eine größere Wohnung müsste ich erneut eine Mehrbelastung von mindestens 300 Euro netto einplanen. Nochmals mehr Euros, welche ich in den nächsten Jahren einem neuen potenziellen Vermieter überweisen würde. Ich weiß, dass ein Vergleich „Das Geld für Miete ist verloren“ versus „Bei Kauf wirtschafte ich in meine eigene Tasche“ etwas hinkt, denn auch für eine Eigentumswohnung fallen Kosten und Renovierungsarbeiten an. Der entscheidende Punkt für mich war jedoch, dass die Mietzahlungen definitiv wegfallen würden. Bei einem Kauf würde ich zumindest über den Tilgungsanteil einen gewissen Kapitalstock für meine Zukunft anhäufen, auch wenn vor allem zu Beginn der Darlehenslaufzeit ein großer Zinsanteil an die Bank zu überweisen ist.

Monatliche Kaltmiete Summe nach 10 Jahren Summe nach 20 Jahren Summe nach 30 Jahren
500 Euro 61.368 Euro 125.875 Euro 193.680 Euro
750 Euro 92.052 Euro 188.812 Euro 290.520 Euro
1.000 Euro 122.763 Euro 251.749 Euro 387.360 Euro
1.300 Euro 159.557 Euro 327.274 Euro 503.568 Euro
1.500 Euro 184.104 Euro 377.624 Euro 581.040 Euro
1.800 Euro 220.925 Euro 453.149 Euro 697.248 Euro

Berechnung: eigene Berechnungen inklusive angenommener Kostensteigerung von 0,5 % p. a..

Pro Eigentum: Die Langfristigkeit

Ein weiteres Pro-Eigentum-Argument war für mich der Standort. Ich habe langfristig vor, in dieser Gegend zu leben, wodurch sich anfallende Kaufnebenkosten durch die Wertsteigerung der Immobilie amortisieren lassen. Käufer müssen erst mal etwas tiefer in die Tasche greifen und neben dem Kaufpreis zusätzlich mit ca. 10 bis 15 Prozent an Kaufnebenkosten rechnen. Diese setzen sich aus Notarkosten (2,5 Prozent), Maklerprovision (3,57 Prozent) und Grunderwerbsteuer (in Bayern 3,5 Prozent) zusammen. Geld, das erst mal weg ist. Bei einem Objektkaufpreis von beispielsweise 540.000 Euro entstehen Zusatzkosten in Höhe von 54.000 Euro, die in der Regel nicht durch die Banken finanziert werden und aus Eigenkapital aufgebracht werden müssen.

Um diese Kosten über eine Immobilienwertsteigerung auszugleichen, würden bei einer jährlichen Wertsteigerung von beispielsweise 1 Prozent zehn Jahre vergehen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich zusätzlich über den geleisteten Tilgungsanteil der monatlichen Raten bereits einen Teil der Immobilie abbezahlt. Sollten es meine finanziellen Verhältnisse ermöglichen, wäre in letzter Konsequenz eine Vermietung der Wohnung denkbar. Die Bevölkerungsprognose der Stadt München weist bis 2030 eindeutig auf ein weiteres Wachstum hin. Wohnraum – egal ob in Form von Miete oder Eigentum - wird somit auch in den nächsten Jahren sehr gefragt sein.

Voraussetzung für Eigentum: Das Eigenkapital

Um eine Immobilie zu finanzieren, wird normalerweise – wie bereits erwähnt – eine gewisse Summe an vorhandenem Eigenkapital benötigt. Je höher der Kapitalstock, umso weniger Kredit muss ich als Käufer für die Finanzierung aufnehmen und desto geringer sind letztendlich die Kosten für den Kredit. Empfehlenswert ist, mindestens Eigenkapital von 20 bis 30 Prozent der Gesamtkosten zu haben. Ein höherer Eigenkapitalanteil ermöglicht in der Regel, günstigere Kreditzinsen von den Kreditinstituten zu bekommen.

Es macht sich jetzt bezahlt, dass ich über viele Jahre konsequent eine feste Geldsumme zur Seite gelegt und gespart habe. Dadurch steht mir das Startkapital für den Traum von den eigenen vier Wände zur Verfügung und ermöglichte letztendlich mein Finanzierungsvorhaben.

Die Belohnung: Sicherheit und Unabhängigkeit

Die größte Kaufmotivation stellten für mich aber nicht rationale Dinge dar: das Wissen von Sicherheit und Unabhängigkeit. Die eigenen vier Wände nach meinen Vorstellungen gestalten zu können, ohne Rücksprachen oder Absprachen halten zu müssen. Zudem erwarten mich in Zukunft keine Mietsteigerungen und das Risiko, wegen Eigenbedarf gekündigt zu werden, entfällt. Dadurch ist die Zukunft ein Stück weit planbarer und auch sicherer. Sobald der Kredit – auch wenn es viele Jahre dauert – abbezahlt ist, werden auch meine monatlichen Wohnkosten geringer. Die Sorgen über Mietzahlungen im Alter entfallen und durch das Eigentum habe ich mir eine stabile Wertanlage geschaffen.

Der allerwichtigste und schönste Aspekt meiner Kaufentscheidung ist noch immer: Das gute Gefühl, zu Hause angekommen zu sein.

CHECK24 Tipp

Die Zinsen sind gestiegen und viele Personen, die den Traum der eigenen 4-Wände realisieren möchte, zögern aufgrund der höheren monatlichen Belastung. Wer jedoch einen Rabatt von mindestens 15 Prozent auf den Kaufpreis seines Objekts aushandelt, kann die monatliche Belastung im Vergleich zur Niedrigzinsphase im Vorjahr sogar ausgleichen. Beispiel: Für eine Baufinanzierung von 500.000 Euro und einem Durchschnittszinssatz von 2,46 Prozent vor zwölf Monaten werden für ein Volltilgerdarlehen monatlich 2.233 Euro fällig. Ein Kaufpreisrabatt in Höhe von 15 Prozent und einer dadurch niedrigeren Baufinanzierungssumme von 409.300 Euro bedeutet zu aktuellen Konditionen mit durchschnittlich 4,32 Prozent Zinsen eine identische Monatsrate. Der Kaufpreisrabatt gleicht die gestiegenen Zinskosten vollständig aus. 
 
Annahme: Volltilgerdarlehen mit 25-jähriger-Zinsbindung, Tilgungssatz 2,90 Prozent (2022) sowie 2,23 Prozent (2023), Eigenkapital 100.000 Euro

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