CHECK24 Expertenprognose
So entwickeln sich Bauzinsen und Immobilienpreise 2020
München, 22.01.2020 | 13:11 | skl
Im letzten Jahr erreichten die Bauzinsen ihr Allzeittief, gleichzeitig stiegen die Immobilienpreise hierzulande im zehnten Jahr des Immobilienbooms weiter an. Setzt sich diese Entwicklung in diesem Jahr fort? Was Baufinanzierungsexperten angehenden Wohneigentümern jetzt raten.
So werden die Bauzinsen beeinflusst
Banken in Deutschland refinanzieren Immobilienkredite über Pfandbriefe. Die Zinsen von Pfandbriefen werden von der deutschen Girozentrale festgelegt, die sich dabei wiederum an den Renditen von Bundesanleihen orientiert. Sinkt also die Rendite für Bundesanleihen, sinkt in der Regel auch die Rendite für Pfandbriefe, wodurch es für Banken günstiger wird, Immobilienkredite zu refinanzieren. Diese Ersparnis geben sie häufig über die Zinsen an Darlehensnehmer weiter.
Wie entwickeln sich die Bauzinsen 2020?
Doch bleibt es in diesem Jahr dabei? Oder wird es für Häuslebauer und Wohnungskäufer wieder kostspieliger, die eigenen vier Wände zu finanzieren? Das wollten wir von den Baufinanzierungsexperten von CHECK24 und unseren Partnerbanken wissen.Werden die Bauzinsen 2020 wieder steigen?
Thomas Hein,
Bild: ING
Robert Annabrunner,
Bild: DSL Bank
Ingo Foitzik,
CHECK24
Immobilienpreise 2019 weiter gestiegen
Gute Nachrichten also für angehende Eigenheimbesitzer: Auch 2020 bleiben die Zinsen für Baufinanzierungen aller Voraussicht nach günstig. Doch die Medaille hat auch eine Kehrseite: Die Preise für Häuser und Wohnungen sind auch im zehnten Jahr des Immobilienbooms weiter gestiegen. Allerdings gibt es regionale Unterschiede. Während in einigen ländlichen Regionen die Preise vereinzelt sogar sinken, bleibt die Nachfrage in Großstädten ungebrochen. Laut dem Hamburger Institut für Stadt-, Regional und Wohnforschung (Gewos) verteuerten sich Eigentumswohnungen in den Top-Sieben-Städten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf im dritten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9,0 Prozent, Häuser im gesamten Land um 7,4 Prozent. Das statistische Bundesamt nennt für den gleichen Zeitraum einen Preisanstieg von 4,8 Prozent für Wohnimmobilien insgesamt.Folglich müssen sich Kreditnehmer immer höhere Summen leihen. Im letzten Jahr haben CHECK24-Kunden im Schnitt 539.000 Euro für den Bau oder den Kauf von Wohneigentum in München beantragt, 35.000 Euro mehr als 2018. Bei 97 Quadratmetern durchschnittlicher Wohnfläche sind das gut 5.500 Euro pro Quadratmeter. Selbst in weniger zuzugsstarken Regionen wie etwa Duisburg bietet sich das gleiche Bild: Hier liehen sich CHECK24-Kunden 2019 im Schnitt 242.000 Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 29.000 Euro weniger.
Ein wesentlicher Faktor für die steigenden Immobilienpreise sind gerade die niedrigen Bauzinsen. Sie sorgen für eine erhöhte Nachfrage nach Wohnimmobilien. Hinzu kommt, dass vor allem in den Großstädten das Angebot an verfügbaren Häusern und Wohnungen kaum mit dem Zuzug mithalten kann. Die Preise für Baumaßnahmen und Baumaterialen steigen ebenfalls, was sich zusätzlich auf den Preis von neu gebauten Immobilien auswirkt. Hält der Immobilienboom auch in diesem Jahr an? Müssen angehende Wohneigentümer mit weiter steigenden Immobilienpreisen rechnen? Unsere Experten zeichnen ein eindeutiges Bild:
Werden die Immobilienpreise 2020 weiter steigen?
Die Immobilienpreise steigen hierzulande schon seit gut zehn Jahren. Wie werden sich die Immobilienpreise in den kommenden Monaten entwickeln?Thomas Hein: „Für Gesamtdeutschland ist eine einheitliche Prognose nur schwer möglich. Wenn wir auf einzelne Regionen schauen, wird deutlich: In manchen Regionen gehen die Preise nicht nach oben, sondern eher seitwärts oder nach unten. In anderen – vor allem in Ballungszentren – sieht die Entwicklung dagegen ganz anders aus. Hier gibt es eine weiterhin starke Nachfrage von in- und ausländischen Investoren. Gleichzeitig kann das vorhandene oder kurzfristig geplante Angebot diese Nachfrage nicht erfüllen. Das bedeutet weiterhin steigende Preise, wenn auch nicht mehr so stark steigend, wie wir das im vergangenen Jahr gesehen haben. Abzuwarten bleiben hier die Auswirkungen der Einführung der Mietpreisbremse, zum Beispiel in Berlin beziehungsweise des zum 01.01.2020 eingeführten Gesetzes zur Verlängerung des Betrachtungszeitraums für die ortsübliche Vergleichsmiete.“
Robert Annabrunner: „Obwohl natürlich niemand die Entwicklung des Zinsmarktes seriös vorhersagen kann, ist auf kurze Sicht kein Ende des Preisanstiegs bei deutschen Wohnimmobilien zu erwarten. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden scheint fest in der DNA der Deutschen verankert zu sein und zudem wächst die Republik: Bis 2035 prognostiziert das Institut der deutschen Wirtschaft einen Anstieg auf rund 90 Millionen Einwohner, auch durch Zuwanderung. Die meisten Menschen werden dauerhaft bleiben, hier arbeiten und auch wohnen. Das vergrößert den Kreis potentieller Käufer und Bauherren. Zudem wird die Immobiliennachfrage weiter durch anhaltend niedrige Zinsen und eine günstige Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung gut unterstützt. Hieran dürfte sich im Verlauf von 2020 kaum etwas ändern.“
Ingo Foitzik: „In den letzten Jahren wurde der Preisanstieg vor allem durch die niedrigen Bauzinsen und die konjunkturelle Entwicklung getragen. Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung auch in diesem Jahr fortsetzen wird, besonders in den Ballungsräumen und den angrenzenden Regionen. Hinzu kommt, dass das Angebot an Wohnimmobilien nur langsam steigt, da die Zahl der Baugenehmigungen der Nachfrage nach Wohneigentum hinter hinkt und die Bauindustrie aufgrund des Booms am Rand ihrer Kapazitäten angelangt ist.“
Was bedeuten niedrige Zinsen und steigende Immobilienpreise für Immobilienkäufer?
Die Zinsen für Baufinanzierungen bleiben im nächsten Jahr also weiterhin günstig, während die Preise für Wohneigentum weiterhin steigen werden. Was bedeutet das jetzt für angehende Wohneigentümer? Die günstigen Zinsen nutzen oder warten bis Häuser und Wohnungen günstiger werden? Das raten unsere Experten allen, die planen, in diesem Jahr eine Baufinanzierung aufzunehmen:Leicht steigende Zinsen einerseits, immer höhere Immobilienpreise andererseits: Sollten sich angehende Wohneigentümer mit ihrem Vorhaben sputen?
Thomas Hein: „Grundsätzlich gilt: Jemand, der eine Immobilie erwerben will, sollte sich auch 2020 nicht von den anhaltenden Niedrigzinsen blenden lassen. Diese werden weiterhin durch einen höheren Kauf- beziehungsweise Baupreis nivelliert. Wichtig ist in dieser Situation eine individuelle, auf die persönliche Lebenssituation abgestimmte Beratung. Ist genug Eigenkapital vorhanden? Oder macht es nicht mehr Sinn, noch zu warten und weiter zu sparen? Am Ende gilt es auch weiterhin, darauf zu achten, dass die Lage der Immobilie angemessen ist und dass die Immobilie somit im Notfall schnell zu einem vernünftigen Preis wieder zu verkaufen ist. Außerdem kommt ein weiterer Punkt hinzu: Die Nachhaltigkeit der Immobilie zum Beispiel in Form einer guten Energieeffizienz. Passt alles, macht sich ein Investment auch bei höheren Immobilienpreisen künftig bezahlt.“
Robert Annabrunner: „Wie bereits gesagt, wir gehen nicht davon aus, dass die Zinsen im Laufe des Jahres einen Sprung nach oben machen werden, trotzdem sollten Käufer sich in der derzeitigen Niedrigzinsphase die Zinsen möglichst lange sichern. Aber grundsätzlich – beim Immobilienkauf sollte man sich nie unter Druck setzen, weder durch einen angeblich drohenden Zinsanstieg noch durch die Aussicht auf eine einmalige Kaufchance. Der Immobilienkauf gehört zu den größten Investitionen im Leben. Diese sollte sorgfältig und unter Berücksichtigung der eigenen Ziele, aber auch der finanziellen Möglichkeiten geplant werden. Für mich gehört eine bedarfsgerechte Beratung im Vorfeld dazu – um die richtige Immobilie zu finden, aber auch zur Planung der Finanzierung. Wer sich eine Immobilie in der Großstadt nicht leisten kann, sollte flexibel genug sein, auf einen günstigeren Standort auszuweichen und beispielsweise Pendelzeiten- und kosten in seine Kalkulation einzubeziehen. Das muss immer individuell abgewogen werden. Allerdings bedeutet ein Investment in der Großstadt in vielen Fällen eine höhere Kreditsumme – und damit auch höhere Zinszahlungen. Am Ende des Beratungsprozesses muss eine maßgeschneiderte Lösung stehen, die auch die unterschiedlichen Lebensphasen des Kunden und seine sich verändernde finanzielle Situation berücksichtigt. Nur dann kann ein Käufer seine Baufinanzierung auch dauerhaft stemmen.“
Ingo Foitzik: „Grundsätzlich sollte man beim Immobilienkauf nichts überstürzen. Eine Kaufentscheidung sollte nicht nur nach Zinsen und Preis gefällt werden. Viel wichtiger ist, dass Darlehensnehmer noch genügend finanziellen Spielraum für den Alltag haben und eine Finanzierung nicht zu knapp kalkulieren. Bei der Planung sollten sie auch beachten, dass durch den Preisanstieg auch die Eigenkapitalanteile und die Nebenkosten steigen. Wer eine passende Immobilie gefunden hat, sollte online eine Immobilienbewertung einholen und damit die Preise von Immobilien in ähnlicher Lage vergleichen, um nicht zu viel zu bezahlen. Bei der Finanzierung selbst kann eine längere Sollzinsbindung die gegenwärtig günstigen Zinsen für einen langen Zeitraum sichern.“
So klappt´s 2020 mit einer Baufinanzierung
Die Zinsen für Baufinanzierungen bleiben 2020 wohl auf einem sehr niedrigen Niveau. Gleichzeitig sieht es danach aus, dass die Immobilienpreise in Ballungsräumen in diesem Jahr weiter anziehen werden. Ob Finanzierungsbedingungen günstig sind oder nicht, hängt somit vor allem von der Region und der Lage der Immobilie ab.Wer sich in diesem Jahr den Traum vom Eigenheim erfüllen will, der sollte zunächst ermitteln, wie viel Immobilie er sich leisten kann. Dabei hilft der Budgetrechner von CHECK24. Mit dem CHECK24 Haushaltsrechner können potentielle Darlehensnehmer berechnen, wie hoch die monatliche Rate für sie ausfallen darf. Sobald Finanzierungsbedarf und finanzieller Spielraum ermittelt sind, sollten sie verschiedene Angebote vergleichen. Denn höhere Kaufpreise bedeuten in der Regel auch höhere Darlehensbeträge. Dadurch erhöhen sich oft auch die Laufzeit und damit die Zinskosten. Gerade bei hohen Beträgen, machen schon wenige Prozentpunkte hinter dem Komma einen großen Unterschied bei den Kosten aus. In jedem Fall daran sollten angehende Eigenheimbesitzer ein Beratungsgespräch mit einem Experten suchen und die Finanzierung im Detail durchsprechen. Dann steht der Erfüllung des Traums nichts mehr im Weg.