Der Bund der Versicherten (BdV) sowie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen fordern einen Berufsunfähigkeitsschutz für jedermann. Das geht aus einem gemeinsamen Positionspapier hervor, das die Verbraucherschützer am Montag veröffentlich haben. Darin fordern sie einen Basisschutz zu vereinfachten Bedingungen.
Verbraucherschützer fordern einen Basisschutz in der BU-Versicherung zu vereinfachten Bedingungen. Viele Arbeitnehmer hätten noch keine Versicherung, da die Beiträge zu hoch seien oder die Versicherer einen Schutz wegen Vorerkrankungen ablehnen würden. Selbst wenn ein Schutz bestehe, seien die Renten meist zu niedrig oder die Angaben zu den Gesundheitsfragen angreifbar, sagte Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW.
In ihrem Papier verlangen die beiden Verbände, dass jeder Arbeitnehmer einen Anspruch darauf haben sollte, eine monatliche BU-Rente von bis zu 1.500 Euro zu versichern. Hierbei sollte die Gesundheitsprüfung wie bei einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung vereinfacht sein. Private Versicherer sollten bestimmte Vorerkrankungen wie etwa Diabetes oder psychische Erkrankungen nicht komplett ausschließen dürfen. Die Gesellschaften müssten bei solchen Vorerkrankungen zumindest eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung anbieten für den Fall, dass der Arbeitnehmer in überhaupt keinem Beruf mehr arbeiten könne.
Zudem sollten die Versicherungsgesellschaften die Berufsgruppen weiter fassen, um einen besseren Risikoausgleich zwischen den einzelnen Versicherten zu ermöglichen. Darüber hinaus fordern die Verbraucherschützer professionelle Beratungsangebote: Versicherte sollten von der Antragstellung bis zur möglichen
Beantragung einer BU-Rente Hilfe in Anspruch nehmen können. Laut dem Positionspapier sollen die Gesellschaften auch zu mehr Transparenz verpflichtet werden und unter anderem ihre Prozess-, Schadens- sowie Ablehnungsquote veröffentlichen.
Verbraucherschützer laden zu einem Runden Tisch
Die Politik sei gefordert, die existenzielle Absicherung der Bürger im Falle der Berufsunfähigkeit als drängendes Problem aufzugreifen, sagte Schuldzinski. Der BdV und die Verbraucherzentrale NRW laden Politiker und Versicherungswirtschaft zu einem Runden Tisch zum Thema Berufsunfähigkeitsversicherung ein. Die Verbraucherzentrale hatte bereits im Februar bemängelt,
dass der Berufsunfähigkeitsschutz der meisten Versicherten unzureichend sei.
Die Verbraucherverbände betonen indes die Wichtigkeit einer Versicherung, da jeder vierte Berufstätige durch Krankheit oder Unfall erwerbs- oder berufsunfähig wird. Eine staatliche Berufsunfähigkeitsrente gibt es jedoch nur noch für Arbeitnehmer, die nach dem 1. Januar 1961 geboren sind.
Aktualisierung vom 19.05.2015
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wies die Forderungen der Verbraucherschützer zurück. Eine Einheitsversicherung könne nur in der betrieblichen Altersversorgung funktionieren, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Peter Schwark. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung würde ein Verzicht auf die Risikoprüfung hingegen zu exorbitant steigenden Beiträgen führen.
Der GDV stehe für Gespräche zur Berufsunfähigkeitsversicherung jedoch jederzeit zur Verfügung, heißt es in der Pressemitteilung vom Montag. Der Verband verweist darauf, dass die Versicherer im Jahr 2013 rund 94 Prozent aller Anträge auf eine BU-Versicherung angenommen hätten.