Geldabheben gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen. Immerhin suchen sie nach einer Erhebung der Bundesbank durchschnittlich 42 Mal im Jahr einen Geldautomaten auf und haben im Schnitt laut einer EZB-Studie 103 Euro bar im Geldbeutel. Trotz Giro- oder Kreditkarte oder Mobile-Payment-Angeboten wie Apple Pay und Google Pay zahlen die Deutschen häufig lieber mit Münzen und Scheinen. Doch was wissen die Deutschen darüber? Haben Sie sich schon mal gefragt, was im Automaten abläuft, sobald Sie die Karte eingeschoben haben? Wussten Sie, dass es einen Fitnessprüfer für Geldscheine gibt? Und: Wissen Sie, wo und wie Sie kostenlos Geld abheben können? Wir präsentieren Ihnen zehn Fakten übers Geldabheben, die Sie – wahrscheinlich – noch nicht kannten.
1) Wie viel kostet die Bank ein Geldautomat?
Wer Bargeld abhebt, will dafür keine Gebühren zahlen. Ein Geldautomat kostet die Banken jedoch Geld. Für die Anschaffung zahlen sie rund 10.000 Euro, Betrieb, Wartung und Geldtransport kosten rund weitere 10.000 Euro pro Jahr. Wer nicht am Automaten des eigenen Instituts abhebt, zahlt deshalb meist eine Abhebegebühr. Sind Sie beispielsweise Kunde der Deutschen Bank und nutzen mit Ihrer Girocard einen Geldautomaten der Stadtsparkasse München, zahlen Sie 4,95 Euro für die Abhebung. Das wollen sich viele sparen. Mit den folgenden drei Tipps erfahren Sie, wie Ihnen das gelingt.
2) Kostenlos abheben bei der eigenen Bank – aber nur mit dem richtigen Kontomodell!
Banken erlauben in der Regel ihren Kunden, an bankeigenen Geldautomaten kostenlos abzuheben. Meist wissen Sie als Kunde bereits, an welchen Standorten passende Automaten stehen. Falls nicht: Mit der App Google Maps können Sie Geldautomaten in Ihrer Umgebung suchen.
Dabei können Sie auch zu Automaten gehen, deren Banken im gleichen Geldautomatenverbund sind wie Ihre Bank. Wer bei der Sparkasse das richtige Kontomodell hat, kann sowohl in München als auch in Hamburg oder Leipzig an einem Sparkassenautomaten kostenlos abheben. Ähnlich funktioniert es bei den Volks- und Raiffeisenbanken. Außerdem haben sich einige Privatbanken zusammengeschlossen. Wenn Sie Kunde bei der Postbank sind, können Sie beispielsweise an einem Geldautomaten der Deutschen Bank oder der Hypovereinsbank gebührenfrei abheben, weil die Institute im Geldautomatenverbund „Cash Group“ sind. Kleinere Banken wie die Santander oder Targobank haben den Verbund „Cash Pool“ gegründet.
Allerdings sollten Sie vor allem bei den Sparkassen das passende Kontomodell haben. Einige Sparkassen wie die Sparkasse Erding-Dorfen oder Neckartal-Odenwald erheben bei einigen Kontomodellen ab der ersten Abhebung eine Gebühr fürs Geldabheben oder erlauben nur eine bestimmte Anzahl an kostenlosen Abhebungen pro Monat. Sind diese aufgebraucht, fallen für jeden weiteren Gang zum Geldautomaten zusätzliche Kosten an.
3) Kostenlos abheben an der Supermarktkasse – mit zwei Einschränkungen
Egal, wie oft Sie mit Ihrem Kontomodell gebührenfrei abheben dürfen: Das spielt keine Rolle, wenn Sie an der Kasse bei bestimmten Supermärkten beim Bezahlen Geld abheben können. Eine Einschränkung für die meisten Bankkunden ist: Sie müssen beim Geldabheben bei Aldi, Rewe, Edeka und Co. einen Mindesteinkaufswert erreichen, der meist zwischen zehn und 20 Euro liegt. Kunden der DKB hingegen können auch ohne Einkauf Geld abheben. Sie geben in der Banking-App den gewünschten Betrag ein, woraufhin die App einen Barcode erzeugt, den der Kassierer einscannt und ihnen im Anschluss das Geld auszahlt.
Die meisten Supermärkte akzeptieren für den Abhebevorgang nur Ihre Girocard. Problematisch könnte es für Sie werden, wenn Sie Ihren Einkauf grundsätzlich lieber bar zahlen. Sie können den Einkauf nämlich nicht mit Scheinen und Münzen zahlen und zugleich mit der Girocard Geld abheben.
4) Weltweit kostenlos Geld abheben? Mit der richtigen Kreditkarte möglich, aber …
Eine weitere Möglichkeit, kostenlos Geld abzuheben, die geeignete Kreditkarte. So können Sie beispielsweise als Kunde der DKB oder der ING mit Ihrer Kreditkarte an allen Automaten in ganz Deutschland gebührenfrei abheben. Jede Abhebung an einem fremden Bankautomaten kostet zwar, allerdings übernehmen in diesem Fall die Direktbanken die Gebühren.
Wenn Sie nicht die Bank wechseln oder ein zweites Girokonto eröffnen wollen, ermöglichen Ihnen beispielsweise Kreditkarten wie die Barclaycard Visa oder Santander 1plus Visa weltweit kostenloses Abheben. Im CHECK24 Kreditkartenvergleich können Sie die Konditionen dieser beiden sowie weiterer Kreditkarten ohne Girokonto vergleichen.
Bei allen genannten Kreditkarten zahlen Sie keine Jahresgebühr und können an allen Automaten, die mit dem Visa-Logo gekennzeichnet sind, kostenfrei Geld abheben. Mit der Kreditkarte der ING können Sie europaweit kostenlos abheben, mit der der DKB als Aktivkunde sogar weltweit. Die DKB stuft Sie als Aktivkunde ein, wenn regelmäßig 700 Euro auf ihrem Konto eingehen.
Darauf sollten Sie achten: Wenn Sie lieber kleinere Beträge abheben, müssen Sie Gebühren zahlen. Sowohl DKB als auch ING verlangen einen Mindest-Abhebebetrag von 50 Euro, weil viele kleinere Abhebebeträge für die Banken höhere Kosten bedeuten. Wenn Sie als DKB- oder ING-Kunde trotzdem weniger Geld abheben wollen, müssen Sie den Service im Onlinebanking freischalten. Bei der DKB zahlen Kunden dafür 15 Euro pro Monat. Bei der ING kostet der Service zehn Euro pro Monat.
Darauf sollten Sie achten: Bei Barclaycard Visa und Santander 1plus Visa können Sie auch kleinere Geldbeträge abheben. Allerdings fallen Zinsen auf den offenen Betrag an, wenn Sie Ihre Kreditkartenrechnung nicht rechtzeitig per Überweisung begleichen.
CHECK24 Hinweis:
Im Ausland können bestimmte Geldautomatenbetreiber individuelle Entgelte – sogenannte „Surcharges“ – verlangen, die Ihnen jedoch vor der Auszahlung des Betrags am Geldautomaten angezeigt werden. Die Banken erstatten Ihnen diese Entgelte in der Regel nicht.
5) Wie viel Geld steckt in einem Geldautomaten?
Die meisten Automaten haben vier Kassetten für jeweils 2.800 Scheine. Steht der Automat in einer gut besuchten Einkaufsstraße, ist er mit mehr Geld gefüllt als Automaten in Wohngegenden. Je nach Lage kann der Automat mit 50.000 Euro oder mehr als 100.000 Euro bestückt sein.
6) Kann es passieren, dass ich vor einem leeren Geldautomaten stehe?
Das ist unwahrscheinlich. Eine Software im Automaten erkennt, wie viele Scheine noch vorrätig sind und wie lange der Vorrat voraussichtlich noch reichen wird. Anschließend bestellt die Filiale oder der private Geldautomatenbetreiber für den Automaten bei der Bundesbank die benötigte Geldmenge. Unternehmen für Werttransporte fahren das Bargeld in sogenannte Cashcenter. Ähnlich wie im Versandhandel sind Cashcenter dezentrale Zwischenstationen. Von dort aus fahren Mitarbeiter von Geldtransporten das Geld zu den Automaten. Sie wechseln die Geldkassetten aus und leeren gegebenenfalls Geldautomaten, wenn man dort auch Bargeld einzahlen kann und zu viele Scheine und Münzen im Automaten lagern.
7) Warum kann ich nicht an allen Automaten die Scheine auswählen?
Ob Sie 5-Euro-Scheine erhalten oder sich sogar die einzelnen Scheine Ihres Betrags aussuchen können, entscheidet das Finanzinstitut, zu dem der Automat gehört.
8) Warum kennt jeder Geldautomat meine PIN und meinen Kontostand?
Was passiert in der kurzen Zeit, in der die Karte im Automaten steckt und Sie Ihre PIN und den Betrag eintippen? Sobald Sie Ihre Karte einführen, liest der Automat den Magnetstreifen Ihrer Karte, auf dem hinterlegt ist, bei welchem Finanzinstitut Sie Kunde sind und welche Kontonummer Sie haben. Der Computer im Geldautomaten schickt Ihre Daten an das Rechenzentrum der Sparkasse oder Bank, bei der Sie Geld abheben möchten.
Das Rechenzentrum erkennt Ihre Kartendaten und verlangt, dass Sie die PIN eingeben, um sich zu identifizieren. Danach kommuniziert das Rechenzentrum der Bank, bei der Sie abheben, mit einem Zentralrechner, auf dem Ihre Geheimnummer mit Ihrer Kontonummer gespeichert ist. Der Zentralrechner prüft, ob die PIN richtig ist und ob Ihr Konto ausreichend gedeckt ist.
Stimmt die PIN und haben Sie genügend Geld auf dem Konto, teilt der Zentralrechner diese Information dem Computer im Geldautomaten mit. Ihren eingegebenen Abhebebetrag erhalten Sie aus den vier bis acht Bargeldkassetten, von denen aus die Geldscheine über Transportbänder ins Ausgabefach gefahren werden.
Damit alles korrekt läuft, prüfen Sensoren, wie viele Scheine sich bewegen und ob sie aneinanderkleben. Wenn Sie vergessen, das Geld mitzunehmen, landet das Geld in einer Extra-Kassette. Je nach Automat erhalten Sie kein Geld, wenn Sie Ihre Girocard nicht entnehmen. Nach etwa 30 Sekunden zieht der Automat die Karte aus Sicherheitsgründen ein. Davor erinnert er Sie akustisch zweimal daran, die Karte zu entnehmen. In anderen Fällen erhalten Sie erst das Geld und entnehmen anschließend Ihre Karte.
9) Warum brauchen Geldscheine eine Fitnessprüfung?
Die Scheine aus dem Geldautomaten sehen oft wie frisch gedruckt aus. Das liegt daran, dass sie geprüft werden, bevor sie in die Geldkassette einsortiert werden. Das erledigt eine Geldzählmaschine mit sogenannter "Fitnessprüfung". Die Scheine rattern durch die Maschine, die diese zählt und dabei auf bestimmte Kriterien prüft: Ist der Schein eine Fälschung? Hat er einen Kantenfehler? Ist er zu zerknittert, eingerissen oder verschmutzt – also unfit?
Erfüllt ein Schein nicht alle Kriterien, sortiert die Maschine diesen aus. Anschließend vernichtet ihn die Bundesbank und tauscht ihn gegen einen neuen Schein aus. Die gebrauchten Scheine, die den Test bestanden haben, kommen in die Automaten.
10) Welche Gefahren gibt es beim Geldabheben?
Haben Sie schon mal etwas von „Skimming“ oder „Cash Trapping“ gehört? Beides sind Formen, Geldautomaten zu manipulieren, um Bankkunden zu beklauen. Beim „Skimming“ bringen Kriminelle ein zusätzliches Lesegerät vor dem Karteneinschub an, welches Informationen der Giro- oder Kreditkarte ausliest und speichert. Mit diesen gespeicherten Informationen erstellen sie Kartendoubletten. Spähen die Kriminellen zudem noch die PIN aus, können sie mit Ihren Bankdaten einkaufen gehen. Dank neuartiger Technik wie dem EMV-Chip in Giro- und Kreditkarten sind die Skimming-Fälle seit 2010 von mehr als 2.000 auf mittlerweile 449 Straftaten gesunken.
Beim „Cash Trapping“ installieren Kriminelle eine Verblendung mit einer Klebefolie über dem Schlitz, aus dem das Geld herauskommt. Für Sie als Kunde wirkt es, als wäre der Automat kaputt, da Sie kein Geld erhalten haben. Banken wappnen sich gegen diese Gefahr, indem sie die Geldausgabe so konzipieren, dass eine Verblendung gar nicht erst angebracht werden kann oder sofort auffällt. Zudem erleichtere die Videoüberwachung, Täter zu überführen, schreibt die Sparkasse auf ihrer Homepage.
Und was können Sie tun? Öffnet sich die Geldausgabe nicht, sollten Sie genau hinsehen – vor allem, wenn Ihnen der Automat auf dem Display keine Fehlermeldung anzeigt. Rütteln Sie an der Klappe der Ausgabe, bleiben Sie in der Nähe des Geldautomaten und benachrichtigen Sie einen Bankmitarbeiter. Ist keine Filiale in der Nähe oder bereits geschlossen, können Sie auch die Polizei rufen. Generell gilt: Schützen Sie die PIN-Eingabe immer mit Ihrer freien Hand. Und: Kommt Ihnen ein Geldautomat verdächtig vor, nutzen Sie ihn vorsichtshalber nicht.
Geldautomaten sprengen statt Bank überfallen
Laut Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) hat sich das Verhalten der Kriminellen verändert. Wurden lange Zeit mehr Banken überfallen als Geldautomaten gesprengt, kehrte sich das Zahlenverhältnis im Jahr 2015 um – auf 148 Banküberfälle kamen 157 Geldautomatensprengungen. Zwei Jahre später ist der Unterschied größer geworden: 100 Banküberfällen stehen 268 gesprengte Geldautomaten gegenüber.