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Girocard, Maestro, V Pay
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Bezahlen mit der Bankkarte wird umständlicher

München, 14.09.2016 | 09:34 | fra

Über welche Kartenfunktion wollen Sie bezahlen? Diese Frage müssen Verbraucher künftig beantworten, wenn sie an der Ladenkasse ihre Girocard zücken. Was hinter der Änderung steckt und welche Folgen sie für Kunden hat.

Paar zahlt im Laden mit Girocard
Bislang unkompliziert: das Bezahlen mit der Girocard.

Wer dieser Tage an einer Esso-Tankstelle seinen Wagen volltankt und an der Kasse mit seiner Bankkarte bezahlt, dürfte sich wundern: Mit der Eingabe der PIN oder einer Unterschrift ist es nämlich nicht mehr getan. Stattdessen müssen sich Kunden zuvor entscheiden: Girocard oder V Pay, alternativ auch Girocard oder Maestro?

Hintergrund dessen ist eine neue EU-Verordnung, die Verbrauchern mehr Entscheidungsfreiheit lässt – sie sollen künftig selbst bestimmen, wie der Kaufbetrag abgerechnet wird.

Kaum bekannt: Girocard ist mit mehreren Zahlsystemen ausgestattet

Wer sich schon immer gefragt hat, wofür das V-Pay- oder Maestro-Logo auf seiner Karte steht (siehe Kasten), erhält darauf jetzt eine Antwort. Dahinter verbergen sich die Zahlungsanwendungen der beiden Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard. Die meisten Bankkarten in Deutschland sind mit einem von beiden zusätzlich ausgestattet – zusätzlich deshalb, weil bereits das Girocard-eigene Zahlsystem der Deutschen Kreditwirtschaft integriert ist.

Bezahlfunktionen der Girocard
Girocard Logo
Girocard
Anbieter: Deutsche Kreditwirtschaft*
Akzeptanz: deutschlandweit

Bildquelle: Euro Kartensysteme
Maestro Logo
Maestro
Anbieter: Mastercard
Akzeptanz: weltweit

Bildquelle: Mastercard
V Pay Logo
V Pay
Anbieter: Visa
Akzeptanz: europaweit

Bildquelle: Visa Europe 2015
*Zusammenschluss des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, des Bundesverbandes Deutscher Volksbanken und Raiffeisenbanken, des Bundesverbandes deutscher Banken, des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands und des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken

Dass die Bankkarte gleich mit mehreren Anwendungen ausgerüstet ist, hat einen guten Grund: Die einzelnen Zahlsysteme unterscheiden sich in ihrer Akzeptanz. Während eine Zahlung über die Girocard-Funktion nur in Deutschland möglich ist, werden V-Pay-Karten auch im europäischen Ausland, Maestro-Karten sogar rund um den Globus akzeptiert. Anders formuliert: Durch die zusätzliche Zahlungsanwendung wird ermöglicht, dass Bankkunden auch außerhalb Deutschlands mit ihrer Bankkarte bezahlen können.

Im Inland werden Zahlungen bislang nur über das Girocard-System abgewickelt. Das soll sich nun ändern. Durch die EU-Verordnung über Interbankenentgelte für kartengebundene Zahlungsvorgänge sollen Verbraucher von nun an selbst entscheiden können, ob sie ihren Kauf über die Bank oder eine Kreditkartenfirma abwickeln.

Was ändert sich für den Verbraucher?

Bis auf die Tatsache, dass er künftig angeben muss, über welchen Anbieter er mit seiner Girocard bezahlen will, ändert sich für ihn erst einmal nichts. Eine Zahlung mit der Bankkarte kostet ihn im Inland auch weiterhin keinen Cent – nur über längere Wartezeiten an der Kasse könnte er sich ärgern, weil Kunden vor ihm erst per Tastendruck die Wahl der Bezahlfunktion treffen müssen.

Welche Vor- und Nachteile bringt die Wahlmöglichkeit mit sich?

Einen wirklichen Vorteil bringt die Neuregelung zunächst nur für die Kreditkartenfirmen, die jetzt an den Zahlungen der Kunden mitverdienen können. Um die Nutzung ihrer Anwendungen zu forcieren, so schätzen Experten, könnten sie diese in Zukunft an Bonuspunkteprogramme oder Gewinnspiele knüpfen – damit würde die neue EU-Verordnung indirekt auch dem Verbraucher zugutekommen.

Auf den Handel wirkt sie sich dagegen eher nachteilig aus. Für Händler kommt eine Zahlung via Maestro oder V Pay nämlich teurer als eine über das Girocard-System. Für den Tankstellenbetreiber Esso ein Grund, seine Kunden um die Nutzung der klassischen Bezahlvariante zu bitten. Für Experten wie Ulrich Binnebößel vom Handelsverband Deutschland ist aber auch eine andere Strategie denkbar: Er rechnet damit, dass Händler ihre Systeme so umrüsten, dass die Kunden erst auf eigenen Wunsch zur Auswahl gelangen und standardmäßig weiterhin über die Girocard-Funktion ihrer Karte bezahlen.

Wieso habe ich das noch nicht mitbekommen?

Die neue EU-Verordnung, konkret Artikel 8, gilt hierzulande zwar schon seit dem 9. Juni. Ihre Terminals umgerüstet haben aber nur die wenigsten Geschäfte. Das wird sich nun allmählich ändern. Nach Einschätzung Binnebößels wird der Handel in den kommenden Wochen beginnen, 800.000 Kassensysteme umzustellen, wie der Verbandsvertreter gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärt. Das könne aber bis weit ins Jahr 2017 andauern. Aber nicht nur in Geschäften wird umgerüstet – auch Automaten, an denen eine Zahlung mit Girocard möglich ist, müssen entsprechend auf den neuesten Stand gebracht werden.

Betrifft die Neuregelung auch Zahlungen mit Kreditkarte?

Nein. Die Vorschrift gilt nur für Girokarten. Bei Kreditkarten erfolgt die Abrechnung automatisch über den Kreditkartenanbieter.

Fakten rund um die Girocard

Seit 2007 lautet der offizielle Name der Bankkarte Girocard. Der Begriff EC-Karte ist unter Verbrauchern aber immer noch gebräuchlich.

103,6 Millionen Girokarten besaßen die Deutschen im Jahr 2015, so Zahlen der Deutschen Bundesbank.

29,4 Prozent des Zahlungsumsatzes und 15,3 Prozent aller Transaktionen entfielen im Jahr 2014 laut Bundesbank-Statistik auf die Girocard. Damit ist die Bankkarte nach Bargeld das wichtigste Zahlungsinstrument in Deutschland.

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