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Bankkunden müssen genau hinschauen
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Intransparente Gebühren statt Strafzinsen

München, 01.02.2017 | 09:09 | skl

Viele Banken scheuen sich davor, Negativzinsen an ihre Kunden weiterzugeben. Stattdessen erheben sie neue Gebühren bei Girokonten. Kontoinhabern entstehen also trotzdem Mehrkosten – diese erschließen sich allerdings oft nicht auf den ersten Blick.

Intransparente Gebühren statt Strafzinsen
Kontoinhaber sollten die Gebühren beim Girokonto genau unter die Lupe nehmen, um unnötigen Kosten vorzubeugen.
Bankkarte, Durchschnittsguthaben oder Klicks im Online-Banking – Banken werden immer kreativer, wenn es darum geht, an der Gebührenschraube zu drehen. Die anhaltende Niedrigzinsphase kratzt mehr und mehr am Geschäftsmodell der Kreditinstitute. Aufgrund der niedrigen Zinsen verringern sich die Erträge aus dem Kreditgeschäft. Auf der anderen Seite müssen Banken einen Strafzins von -0,4 Prozent zahlen, wenn sie ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank parken.  Aus Angst, die Kunden würden ihnen den Rücken kehren, vermeiden es Banken bislang, bis auf eine Handvoll Ausnahmen, diese Strafzinsen an die Kunden weiter zu geben. Daher sehen sich die Geldhäuser nach anderen Einnahmemöglichkeiten um. Aus kostenlosen Girokonten wurden gebührenpflichtige – und  nun kommen mehr und mehr Gebühren auf Dienstleistungen dazu, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind, oder die sich nur eingeschränkt kalkulieren lassen. Bei vermeintlich günstigeren Kontomodellen werden Gebühren für einzelne Leistungen veranschlagt, die sich schnell summieren können und somit die augenscheinlich teurere Kontovariante übertreffen. Auf diese Weise umgehen die Banken Negativzinsen, doch die Kunden werden trotzdem zur Kasse gebeten.

Die kuriosesten Gebühren

Die Sparkasse im bayerischen Aichach-Schrobenhausen bietet das „Konto Individual“ für einen Monatspreis von 1,99 Euro an. Wird allerdings ein monatliches Durchschnittsguthaben von 2.500 Euro unterschritten, erhöht sich der monatliche Grundpreis um 2,00 Euro. Auf diese Weise kann im Jahr schnell das Doppelte an Kosten anfallen. Welcher Kontobesitzer hat schon sein monatliches Durchschnittsguthaben im Blick? Weil wohl auch kaum jemand einschätzen kann, ob und wann der die Grenze das nächste Mal unterschreitet, sind die Kontogebühren zudem nicht planbar.

Auch die Sparkasse Soest zeigt sich erfinderisch. Seit Ende letzten Jahres müssen Kunden für einige Aktivitäten im Onlinebanking eine Gebühr bezahlen. Für das Anzeigen des Kontostandes oder für Überweisungen fallen pro Klick zwei Cent an. Wer allerdings übers Internet ein Konto eröffnen will, erfährt davon erstmal wenig. Im online abrufbaren Preis- und Leistungsverzeichnis wird lediglich darauf verwiesen, dass die Preise in den Kassenräumen der Sparkasse eingesehen werden können oder auf Wunsch zur Verfügung gestellt werden.

Kostenlos bedeutet nicht immer kostenlos

Anfang Januar entschied das Landgericht Düsseldorf, dass keine zusätzlichen Gebühren anfallen dürfen, wenn ein Konto als kostenlos beworben wird. Zuvor hatte die Sparda-Bank West ein Girokonto als kostenlos beworben, obwohl für die Girocard ein jährliches Entgelt in Höhe von zehn Euro anfällt. Die Sparda-Bank Münster wirbt für das „SpardaGiroOnline“ mit „keine verdeckten Gebühren“. Allerdings ist die dazugehörige MasterCard nur im ersten Jahr kostenlos. Über eventuell weiter anfallende Gebühren zu dieser Karte wird der Kunde auf der Internetseite nicht informiert. Die optionale BankCard ist dagegen nur für eine jährliche Gebühr von zwölf Euro erhältlich. Bei der Stadtsparkasse München bietet sich dem Kunden ein ähnliches Bild. Die Bank bewirbt das „Girokonto Online ab 0,00 Euro*“ verlangt aber eine jährliche Gebühr von 7,50 Euro für die SparkassenCard. Darüber hinaus fallen für alle weiteren Leistungen, die nicht durch das Online-Banking abgedeckt werden, wie beispielsweise jede einzelne Bareinzahlung oder beleghafte Überweisung, jedes Mal Gebühren von mindestens 2,50 Euro an.

Beim „PrivatKonto Aktiv“ der Frankfurter Sparkasse gibt es keine Kontoführungsgebühren. Zwar wird das Konto nicht als kostenlos beworben, dennoch erhebt die Bank spezielle Gebühren. Kontoinhaber zahlen 35 Cent für jede einzelne Transaktion wie Gutschriften, Lastschriften, Dauerauftragsausführungen oder Abhebungen am Geldautomaten.

Die Sparkasse Hannover bietet volljährigen Kunden zwei verschiedene Kontomodelle. Das „Giro Best“ kostet monatlich sieben Euro, dafür fallen aber keinen weiteren Kosten an. Das „Giro Smart“ ist mit 3,50 Euro monatlicher Kontoführungsgebühr nur halb so teuer wie das „Giro Best“, aber bei diesem vermeintlich günstigeren Modell berechnet die Bank für zahlreiche Leistungen wie Barauszahlungen im Geldautomatennetz der Sparkasse oder Online-Überweisungen jedes Mal 35 Cent. Das bedeutet: Nur fünf Barauszahlungen und fünf Online-Überweisungen pro Monat – und die Kosten entsprechen dem Giro Best.

Finanztest hat Ende 2016 insgesamt 241 Kontomodelle von 104 Banken unter die Lupe genommen. Nach Angaben des Magazins gab es zu diesem Zeitpunkt noch 25 Gratiskonten ohne versteckte Gebühren. Die Tester fanden heraus, dass die Zahl der kostenlosen Girokonten rückläufig ist. So gab es bei dem gleichen Test zwei Jahre zuvor noch fünf bedingungslose Gratiskonten mehr, allerdings wurden auch 13 Banken weniger getestet. Die meisten kostenlosen Girokonten ohne versteckte Gebühren finden sich bei Direktbanken. Aber auch hier sollten Bankkunden genau hinsehen. Die DKB bewirbt ihr kostenloses Girokonto „DKB-Cash“ damit, dass Kontoinhaber mit der DKB-VISA-Card weltweit kostenlos bezahlen können. Die Bank übernimmt das Auslandseinsatzentgelt in Höhe von 1,75 Prozent, das beim Bezahlen im außereuropäischen Ausland anfällt. Für Kunden, die keinen monatlichen Gehaltseingang von mindestens 700 Euro vorweisen können, gilt dieser Service allerdings nur im ersten Jahr. Die Tester stellten auch fest, dass die Zahl der Girokonten, bei denen die kostenlose Kontoführung an bestimmte Bedingungen geknüpft ist – wie beispielsweise einem Mindestgehaltseingang –,  rückläufig ist. Gegenwärtig gibt es 33 solcher Konten, vor zwei Jahren waren es noch 38.

Das passende Konto auswählen

Kontoinhaber sind gut damit beraten, das Preismodell ihres Girokontos genauer unter die Lupe zu nehmen. Unter Umständen verbergen sich in den Fußnoten schwer erkennbare Kosten für Service-Leistungen. Auch das eigene Verhalten sollte überdacht werden. Sind die Gebühren angemessen? Entspricht das Konto dem Nutzungsverhalten? Wer beispielsweise ein reines Online-Konto hat, aber trotzdem noch regelmäßig Überweisungen in einer Filiale tätigt oder Kontoauszüge ausdruckt, der kann Kosten sparen, indem er ein Modell wählt, dass eher seinen Bedürfnissen entspricht. Andersherum ist eine günstigere Online-Variante für all diejenigen besser geeignet, die ohnehin nicht mehr die Filiale aufsuchen oder Transaktionen manuell tätigen. Grundsätzlich gilt: Vergleichen und informieren kann sich auszahlen.

Mit ihren Girokonten stellen Banken eine Dienstleistung zur Verfügung. Dass sie dafür Gebühren erheben können, sollte jedem Bankkunden bewusst sein. Nicht hinnehmen müssen Kontoinhaber allerdings, wenn die Gebühren nicht transparent sind und deshalb unerwartet höhere Kosten verursachen. Übersteigen die jährlichen Kosten für ein Girokonto einen Betrag von 60 Euro, empfiehlt Finanztest einen Kontowechsel. Banken sind seit dem 18. September letzten Jahres gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Kunden bei einem Kontowechsel zu unterstützen – das gilt sowohl für das alte als auch das neue Kreditinstitut. Unter Umständen können aber auch für einen Kontowechsel Gebühren anfallen. 

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