Das Girokonto wird bei vielen Banken teurer. Mit der Postbank kündigte zuletzt eine der größten Filialbanken Deutschlands eine Verschärfung ihrer Gebührenregelung an. Millionen ihrer Kunden werden ab November erstmals einen monatlichen Grundpreis für ihr Konto bezahlen müssen. Das betrifft insbesondere die Durchschnittsverdiener, denn für ihre Girokonten erhebt die Postbank nur dann ein Entgelt, wenn der monatliche Geldeingang unter 3.000 Euro beträgt. Die ING-DiBa, Deutschlands größte Direktbank, hält dagegen: Sie will an ihrem kostenlosen Girokonto festhalten, wie die Bank kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters versicherte.
Wir haben die aktuellen Ereignisse zum Anlass genommen, die Gebührenordnungen verschiedener Banken zu beleuchten. Dabei haben wir uns einige der – gemessen an ihrer Bilanzsumme – größten deutschen Geldhäuser vorgenommen. Das sind:
✓ die Hamburger Sparkasse (Haspa) als größte Sparkasse Deutschlands
✓ die Berliner Volksbank als größte Volksbank
✓ die Deutsche Bank als größte bundesweit tätige Filialbank
✓ die ING-DiBa als größte Direktbank
✓ die Postbank aus gegebenem Anlass
Grundgebühren im Vergleich: Das kosten die einfachen Kontomodelle
3,90 Euro zahlen Kunden der Postbank künftig monatlich für das Giro plus. Einzige Profiteure dieser neuen Gebührenregelung sind Kunden mit einem monatlichen Geldeingang von weniger als 1.000 Euro – sie müssen aktuell noch ein pauschales Monatsentgelt von 5,90 Euro zahlen. Das sind aufs Jahr gerechnet über 70 Euro. Ab November zahlen sie – wie alle Inhaber eines Giro plus Kontos – eine Grundgebühr von 47 Euro pro Jahr an die Bank. Wer dieses Entgelt nicht berappen, dennoch gern Postbank-Kunde bleiben will, kann sparen, indem er seine Bankgeschäfte ins Internet verlagert. Zeitgleich mit der neuen Gebührenordnung führt das Geldhaus ein neues Kontomodell ein: Beim Giro direkt liegt die Grundgebühr bei 1,90 Euro pro Monat und damit rund 23 Euro pro Jahr.
Die Postbank steht mit ihren Gebühren jedoch nicht allein auf weiter Flur. Mit Ausnahme der ING-DiBa verlangen auch alle übrigen Banken, die wir betrachtet haben, für ihre einfachen Kontomodelle ein monatliches Grundentgelt:
✓ Hamburger Sparkasse („Girokonto klassisch“): 2,95 €, ab Oktober 3,95 €
✓ Berliner Volksbank („VR-PrivatGiro Aktiv“): 6,00 €, bei monatlichem Geldeingang von mindestens 1.250 € verringert sich die Gebühr um 4,00 €, bei Mitgliedern zusätzlich um 2,00 €
✓ Deutsche Bank („db AktivKonto“): 4,99 €
✓ ING-DiBa („Girokonto“): 0,00 €
Hier zeigt sich: Je nach Voraussetzungen des Kunden unterscheiden sich bereits die Grundkosten zwischen dem günstigsten und dem teuersten Konto um bis zu 72 Euro pro Jahr.
Wichtig: Für Schüler, Auszubildende und Studenten sowie Kunden unterhalb bestimmter Altersgrenzen sind die Konten zum Teil kostenlos.
Mehr als nur die Grundgebühr: Einzelleistungen kosten oft extra
Bei vielen Filialbanken ist es mit dem monatlichen Pauschalentgelt nicht getan. Oft entfallen bei den einfachen Girokonten zusätzliche Gebühren auf Einzelleistungen, wie etwa Papier-Überweisungen, die zum Konto gehörige Kreditkarte oder auch die Änderung eines Dauerauftrages. Wer dafür nicht extra bezahlen möchte, muss auf andere Kontomodelle ausweichen, die jedoch in der Regel deutlich teurer in Hinblick auf ihre Pauschalgebühr sind. Oft lässt sich nur schwer abwägen, ob ein solches Konto am Ende die bessere, sprich günstigere Wahl wäre.
Aus diesem Grund haben wir die Gesamtkosten der verschiedenen Girokonten miteinander verglichen. Dafür gehen wir von einem Beispielkunden aus, der …
✓ pro Monat 1.500 Euro auf sein Konto überwiesen bekommt,
✓ pro Jahr 24 Einzelüberweisungen per Beleg tätigt,
✓ pro Jahr 240 Gutschriften/Lastschriften auf seinem Konto zählt,
✓ einmal jährlich einen Dauerauftrag einrichtet oder ändert,
✓ eine Girocard nutzt,
✓ die jeweils günstigste Kreditkarte seiner Hausbank besitzt,
✓ einen Urlaub im Ausland verbringt und dort mit seiner Kreditkarte
- einmal umgerechnet 200 Euro in Fremdwährung am Automaten abhebt sowie
- einmal in einem Geschäft für umgerechnet 100 Euro einkauft und
✓ zweimal pro Jahr an einem Fremdautomaten 100 Euro abhebt, bei dem kein direktes Entgelt berechnet wird.
Anhand dieser Vorgaben haben wir für jede Bank die Kosten des einfachen Girokontos berechnet. Zum Vergleich wurden die Kosten ermittelt, die entstehen, wenn der Kunde seine Überweisungen nicht per Beleg, sondern online durchführt. Zudem haben wir die Gesamtkosten des jeweils günstigsten Komfort- oder Premiumkontos errechnet. Die jährlichen Kosten der Konten im Überblick:
Hamburger Sparkasse |
Girokonto klassisch (ohne Onlinebanking) |
Girokonto klassisch (mit Onlinebanking) |
Haspa Joker smart (mit oder ohne Onlinebanking) |
165,65 € p.a. |
157,25 € p.a. |
131,45 € p.a. |
Ab Oktober |
192,05 € p.a. |
169,25 € p.a. |
131,45 € p.a. |
Berliner Volksbank* |
VR-PrivatGiro Aktiv (ohne Onlinebanking) |
VR-PrivatGiro Aktiv (mit Onlinebanking) |
VR-PrivatKonto Komfort (mit oder ohne Onlinebanking) |
100,90 € p.a. |
76,90 € p.a. |
147,90 € p.a. |
Deutsche Bank |
db AktivKonto (ohne Onlinebanking) |
db AktivKonto (mit Onlinebanking) |
db BestKonto (mit oder ohne Onlinebanking) |
157,86 € p.a. |
121,86 € p.a. |
142,86 € p.a. |
ING-DiBa |
Girokonto |
5,25 € p.a. |
Postbank |
Giro plus (ohne Onlinebanking) |
Giro plus (mit Onlinebanking) |
Giro extra plus (mit oder ohne Onlinebanking) |
56,31 € p.a. |
32,55 € p.a. |
129,35 € p.a. |
Ab November |
103,11 € p.a. |
79,35 € p.a. |
129,35 € p.a. |
*unter der Annahme, dass der Kunde kein Mitglied der Bank ist; Stand der Berechnungen: 26.08.2016
Mit dem richtigen Girokonto bis zu 160 Euro pro Jahr sparen
Daran zeigt sich: Die Kosten rund ums Girokonto unterscheiden sich deutlich – und das nicht nur zwischen den einzelnen Banken, sondern auch zwischen den Kontomodellen. Viel Geld sparen Kontoinhaber bereits, indem sie ihre Überweisungen nicht per Überweisungsschein, sondern online tätigen.
Bis zu 34 Euro Ersparnis durch den Wechsel des Kontomodells
Unser Beispielkunde könnte bei der Hamburger Sparkasse 34 Euro sparen, wenn er vom klassischen Konto auf eines umsteigt, bei dem sämtliche Buchungen im Grundpreis inbegriffen sind. Ab Oktober könnte dieser Schritt für Kunden der Hamburger Sparkasse sogar noch lukrativer werden – dann nämlich verlangt sie nicht nur ein höheres Grundentgelt für ihr klassisches Konto, sondern auch höhere Gebühren für beleghafte Überweisungen. Auch bei der Deutschen Bank lohnt sich ein Umstieg auf ein anderes Kontomodell – hier liegt die jährliche Ersparnis bei 15 Euro.
Bei der Berliner Volksbank und der Postbank ist ein solcher Wechsel für den Beispielkunden allerdings nicht zu empfehlen – mit einem anderen Kontomodell würde er hier Verlust machen.
Bis zu 36 Euro Ersparnis durch den Umstieg aufs Onlinebanking
Bei allen Filialbanken, vor allem aber bei der Deutschen Bank, ist unser Beispielkunde gut damit beraten, auf Belegüberweisungen zu verzichten. Diese kosten in der Spitze 1,50 Euro pro Stück – Online-Überweisungen sind dagegen meist gebührenfrei. Einzige Ausnahme: die Hamburger Sparkasse. Sie verlangt hierfür ein Entgelt von je 0,05 Euro. Das ist aber immer noch günstiger als die Papiervariante, für die sie aktuell 0,40 Euro und ab Oktober sogar 1,00 Euro verlangt.
Bis zu 160 Euro Ersparnis pro Jahr durch den Wechsel der Bank:
Die mit Abstand größte Ersparnis kann unser Beispielkunde aber durch einen Wechsel von der Filial- zur Direktbank erzielen. Zieht er mit seinem Konto von der Hamburger Sparkasse – dem teuersten Anbieter unseres Tests – zur ING-DiBa um, zahlt er pro Jahr 160 Euro weniger für sein Girokonto. Die Direktbank verlangt weder eine Grundgebühr noch Geld für Überweisungen. Zudem ist ihre Kreditkarte gebührenfrei. Einzig für Zahlungen und Bargeldbeschaffungen in Fremdwährung verlangt sie eine Auslandsgebühr.
Immer eine Einzelfallentscheidung
Verbraucher sollten bei der Wahl ihres Girokontos immer darauf achten, dass dieses bestmöglich zu ihrer Kontonutzung passt. Wer etwa häufig überweist, kann durch einen Wechsel des Kontomodells oder einen Umstieg aufs Onlinebanking mehr sparen. Das gilt selbstverständlich auch für den Wechsel zur Direktbank.
Undurchsichtige Bedingungen: Was wir noch herausgefunden haben
Kosten sind nicht gleich Kosten: Bei unserer Untersuchung sind wir auf manche Angaben gestoßen, die wir Verbrauchern nicht vorenthalten wollen.
Besonders ärgerliche Gebühren
Die Hamburger Sparkasse berechnet für jede Buchung eine Gebühr von 0,40 Euro – aber nur dann, wenn die Buchung im Auftrag oder Interesse des Kunden erfolgt, so die Angabe der Bank. Was das konkret bedeutet, ist unklar. Fest steht jedenfalls: Der Gehaltseingang erfolgt im Interesse des Kunden und ist daher kostenpflichtig.
Ebenfalls ärgerlich: Besonders hohe Gebühren für Abhebungen an Fremdautomaten. Hier ist die Berliner Volksbank Spitzenreiter – sie verlangt mindestens 7,50 Euro pro Bargeldbeschaffung. Und auch, wer das Girokonto mit dem Partner führen will, dürfte sich über zusätzliche Kosten ärgern: Eine zweite Girocard kostet bei den betrachteten Filialbanken bis zu 10 Euro pro Jahr.
Kostentreibende Zusatzleistungen
Die Hamburger Sparkasse hat noch ein Komfort- sowie ein Premiumkonto im Angebot, für die sie monatlich ein höheres Grundentgelt verlangt. Dafür erhalten Kunden eine höherwertige Kreditkarte – die jedoch ebenfalls mehr kostet – sowie weitere Zusatzprodukte wie Kino-Gutscheine oder auch einen Schlüsselfund-Service. Verbraucher sollten sich jedoch fragen, ob derlei Leistungen die Mehrkosten tatsächlich rechtfertigen.
Verpflichtende Gratis-Leistungen werden mitunter als kostenlos beworben
Einige Banken werben mit kostenlosem Ersatz für Girocard oder Kreditkarte. Tatsächlich hilfreich ist dies aber nur, wenn die Karte defekt ist – nur dann nämlich müssen die Kunden per Gesetz die Kosten einer Ersatzkarte tragen, sofern die Bank dies nicht aus Kulanz selbst tut. Geht die Karte verloren oder wird sie gestohlen, müssen Bankkunden grundsätzlich nicht für den Ersatz aufkommen. Das hat der Bundesgerichtshof im Oktober 2015 entschieden.
Weitere Informationen zu zulässigen und unzulässigen Gebühren rund ums Girokonto haben wir in diesem Artikel zusammengetragen.
Zusätzliche Tipps rund ums Girokonto
Kontogebühren von der Steuer absetzen: Wer sein Girokonto als Gehaltskonto führt, kann dafür pauschal 16 Euro bei seiner Einkommenssteuererklärung als Werbungskosten absetzen, höhere Gebühren sind gegen Nachweis anrechenbar. Das lohnt sich jedoch nur, wenn die gesamten Werbungskosten über dem Pauschbetrag von 1.000 Euro liegen.
Auf die zugehörige Kreditkarte verzichten: Bei vielen Geldhäusern können Verbraucher selbst entscheiden, ob sie die zum Konto gehörige Kreditkarte nutzen wollen oder nicht. Verlangt die Bank für diese Karte eine hohe Gebühr, kann es sich lohnen, stattdessen auf die Kreditkarte eines anderen Instituts zu setzen.
Ein Blick ins Preis-Leistungsverzeichnis werfen: Alle Gebühren, die eine Bank für ihr Girokonto verlangt, sind im Preis-Leistungsverzeichnis oder alternativ im Preisaushang aufgeschlüsselt. Vor dem Abschluss eines Girokontos sollten Verbraucher einen Blick hinein werfen – so vermeiden sie böse Überraschungen.