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Videoident nach Feierabend in drei Minuten

München, 28.07.2016 | 07:40 | nze

Computer, Webcam und Internetverbindung genügen, um sich etwa zur Eröffnung eines Kontos zu authentifizieren. Ein Selbsttest zeigt, was Bankkunden dabei beachten sollten.

Videoident geht auch mit dem Smartphone - stabile Internetverbindung vorausgesetzt. Bild: GettyImages/johnkellerman
Videoident geht auch mit dem Smartphone - stabile Internetverbindung vorausgesetzt. Foto: Thinkstock/johnkellerman
Wo ist die nächste Postfiliale und wie lange hat sie geöffnet? Wer über das Internet einen Kredit beantragen oder ein Girokonto eröffnen will, der musste sich früher auch mit dieser Frage befassen. Mittlerweile bieten viele Banken das Videoident-Verfahren statt des klassischen Postident zur Authentifizierung an – ein weiterer Schritt, Bankgeschäfte zu digitalisieren und für beruflich stark eingespannte oder mobil eingeschränkte Menschen zu vereinfachen. Klingt gut, aber was muss ich dabei beachten und wie läuft das Verfahren ab?

Der Antrag zur Eröffnung des neuen Girokontos liegt ausgedruckt auf dem Tisch – fehlt noch die Authentifizierung. Bei zum Teil langen Arbeitstagen ist der Gang zur nächsten Postfiliale dafür nicht das Mittel der Wahl. Selbst die große Filiale am Münchener Hauptbahnhof beispielsweise hat nur bis 19 Uhr geöffnet, was an manchen Tagen nicht zu schaffen ist. Und wer einmal an einem Samstag in der Schlange der Paketabholer stand, weiß, dass die Verschiebung aufs Wochenende viele Nerven kosten würde. Darum: Videoident.

Gut für Berufstätige: Videoident zwischen 7 und 22 Uhr

Die Banken führen dieses Verfahren nicht selbst durch, sondern beauftragen damit Unternehmen – so wie für Postident die Deutsche Post die Authentifizierung übernimmt. WebID Solutions beispielsweise ermöglicht Videoident zwischen 7 und 22 Uhr. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin bezeichnet sich selbst als Erfinder der Video-Identifizierung und ist Inhaber des Patents für „rechtskonforme Online-Identifikationsprodukte unter Einbindung eines Videocalls“. Ein solcher Videocall soll nun stattfinden.

Zunächst der Versuch übers Smartphone, weil auf dem Laptop parallel die Tagesschau läuft. Über einen von der Bank mitgeteilten Link landet der Konteneröffner auf der Website von WebID. Dort muss er zunächst eine elfstellige Nummer vom Kontoeröffnungsantrag und persönliche Daten wie Name, Anschrift und Geburtsdatum eintippen. Wer das Verfahren noch nicht kennt und sich aus dem Grund die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ganz durchliest, erfährt dort unter anderem, dass das Videogespräch aufgezeichnet werden wird. Nach Bestätigung der AGB wird eine Vorgangsnummer angezeigt.

Videoident funktioniert nicht mit alten Browser-Versionen

Beim Klick auf die Schaltfläche zum Starten des Videotelefonats passiert erst einmal nichts. Beim zweiten Klick auch nicht. Der Klick auf einen Informationslink offenbart die Lösung: Auf dem Smartphone ist offenbar nicht die aktuelle Version des Webbrowsers Chrome installiert. Weil das Aktualisieren der Browser-App zu lange dauern würde, nun doch Wechsel zum Laptop. Die Nachrichtensendung ist mittlerweile ohnehin vorbei.

Praktisch: WebID Solutions hat parallel eine E-Mail mit der Vorgangsnummer geschickt. Die lässt sich somit nach dem Aufrufen der Website des Identifikations-Dienstleisters – auf dem Computer ist die aktuelle Chrome-Version vorhanden – einfach ins richtige Feld kopieren und das Telefonat lässt sich per Klick starten.

Auf geeignete Lichtverhältnisse achten

Nach wenigen Sekunden erscheint das Antlitz einer blonden Dame mit Headset auf dem Bildschirm. Sie stellt sich namentlich vor und bittet erst einmal darum, die Sitzposition zu wechseln. Denn: Sitzt der Kunde mit dem Rücken zu einem Fenster, durch das an dem Abend die tiefstehende Sommersonne fällt, sieht die Mitarbeiterin von WebID Solutions nur seine schwarze Silhouette.

Nachdem der Kunde seine Vorgangsnummer genannt hat, weist die Dame nochmals auf die in den AGB erwähnte Aufzeichnung hin und lässt sich bestätigen, dass der Kunde damit einverstanden ist. Sie kontrolliert, ob Name, Geburtsort und -datum stimmen, dann kommt der Kern des Ganzen: der Ausweischeck.

Perso oder Reisepass: das richtige Dokument zur Hand haben

Der Nutzer hält seinen Ausweis zunächst mit der Vorderseite so vor die Webcam, dass die Gesprächspartnerin die Angaben darauf lesen kann. Dann fordert sie ihn auf, den Ausweis zum Prüfen der Sicherheitsmerkmale nach oben und unten zu kippen. Dasselbe mit der Ausweisrückseite. Jetzt muss der Kunde nur noch die Nummer seines Ausweises vorlesen, fertig. Wer ausländischer Staatsbürger ist, der muss unter Umständen seinen Reisepass statt des Personalausweises für Videoident nutzen. Das ist je nach Land unterschiedlich – griechische Staatsbürger etwa müssen den Reisepass nutzen, polnische können auch ihren Personalausweis einsetzen (eine Übersicht finden Sie hier).

Nach dem Zeigen des Ausweises und dem Vorlesen der Nummer ist ein Großteil des Vorgangs über die Bühne. Die Mitarbeiterin verabschiedet sich schon und kündigt den Empfang einer TAN auf dem Mobiltelefon an – dafür musste der Nutzer vorab seine Telefonnummer angeben. Die SMS mit der Nummer trifft umgehend ein. Nach dem Eintippen der TAN in einem Feld im Internetbrowser erhält der Nutzer eine Bestätigung und das Telefonat ist beendet. Gedauert hat der Videoanruf kaum drei Minuten.

Die Zeit für den Besuch der Postfiliale ist damit gespart. Zumal Briefmarken, um den unterschriebenen Antrag zur Kontoeröffnung ausreichend zu frankieren, zu Hause noch vorrätig sind. Bleibt der Gang zu einem Briefkasten. Aber der liegt ohnehin auf dem täglichen Weg zur Arbeit.

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