Bargeld ist wahrscheinlich für Deutsche genauso wichtig wie für den Bayern das Bier. So versorgen sich 63 Prozent der Deutschen hierzulande an rund 58.000 Geldautomaten alle zwei Wochen mit Bargeld und die Deutschen haben im Schnitt 103 Euro bar im Geldbeutel. Allerdings können sie an deutlich weniger Standorten Geld abheben als es Automaten gibt, wie Spiegel Online in einem großen Datenprojekt ermittelte. Demzufolge stehen die 58.000 Geldautomaten an rund 36.400 Standorten verteilt. Wer kostenlos Geldabheben will muss teils weite Strecken in Kauf nehmen, um am Geldautomaten seiner Bank abheben zu können.
Allen voran in Brandenburg und Sachsen ist die Bargeldversorgung unterdurchschnittlich, schreibt Spiegel Online. Aber auch in einigen Alpenregionen sind Bürger davon betroffen. Insgesamt müssen knapp 800.000 Einwohner mehr als fünf Kilometer zum nächsten Geldautomat gehen oder fahren, lautet ein Ergebnis der Untersuchung. Die meisten von ihnen sind Kunden der Sparkassen sowie der VR-Banken. Die überwiegend regional arbeitenden Institute haben sich jeweils zu Geldautomatenverbunden zusammengeschlossen. Das heißt: Ein Kunde der Ostseesparkasse Rostock kann auch bei der Sparkasse Lübeck gebührenfrei abheben – vorausgesetzt sein Kontomodell erlaubt ihm kostenfreie Abhebungen. Ebenso funktioniert der Vorgang bei den VR-Banken.
Welche Bank ist in welchem Verbund
Banken und Geldautomaten im Überblick |
Name des Verbundes |
Sparkassenverbund |
BankCard ServiceNetz |
Cash Group |
CashPool |
Teilnehmende Banken |
Stadt- und Kreissparkassen |
Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda-Banken |
Deutsche Bank, Commerzbank, Postbank, Hypovereinsbank, u.a. |
Targobank, Santander, Sparda-Banken, u.a. |
Anzahl der Automaten |
rund 25.700 |
rund 18.300 |
rund 9.000 |
rund 3.200 |
CashPool und Cash Group konzentrieren sich auf Großstädte
Schwieriger ist das beispielsweise als Kunde der Targobank, die im kleinsten Verbund CashPool an rund 3.200 Automaten kostenlose Abhebungen ermöglicht. Wie die Auswertung von Spiegel Online zeigt, stehen diese Geldautomaten bundesweit an nur 1.959 Standorten. Allen voran im Osten Deutschlands müssen Kunden außerhalb größerer Städte längere Distanzen in Kauf nehmen. Beispielsweise sind es von Thiendorf im Landkreis Meißen in Sachsen bis zum nächsten CashPool-Automaten rund 23 Kilometer.
Kunden der Postbank, Deutschen Bank oder Commerzbank können in Deutschland an etwa 5.450 Standorten der sogenannten CashGroup Geldabheben, wobei Spiegel Online hierbei schon die 1153 Shell-Tankstellen und 195 Automaten in Filialen der kooperierenden Baumarkkette mitgezählt hatte. In der Kooperation vereinbarten die Cash Group Banken mit der Baumarktkette, dass in den Filialen Geldautomaten aufgestellt werden dürfen, damit die Kunden Bargeld abheben können.
Die meisten Standorte von Geldautomaten der Cash Group sind in Ballungszentren wie Berlin, München, Hamburg, Frankfurt sowie dem Ruhrgebiet, Düsseldorf, Köln und Bonn zu finden.
Supermarkt statt Geldautomat
Alternativ können einige Kreditkarteninhaber in ganz Deutschland an jedem Automaten kostenlos Geld abheben. Direktbanken wie die ING-Diba oder DKB schicken ihren Kunden eine Kreditkarte automatisch bei der Kontoeröffnung zu, mit der sie bundesweit gebührenfrei abheben. Bei beiden Banken müssen Kunden jedoch mindestens 50 Euro abheben, sonst fallen Gebühren an (ING-Diba) oder die Transaktion kann nicht durchgeführt werden (DKB).
Allerdings berücksichtigt die Erhebung von Spiegel Online nicht, dass Kunden bei einem Einkauf auch in Supermärkten und Discounter an Bargeld kommen. Ob Penny, Lidl, Netto, Aldi Süd oder Rewe und Edeka: Mit einem Mindesteinkaufswert, den jede Kette selbst festlegt, können mit der Girokarte bis zu 200 Euro abgehoben werden. Wie das genau funktioniert, erklären wir in diesem Artikel zum Geldabheben im Supermarkt.
Bargeldlos durchs Leben
Wer keine Lust auf Münzen und Scheine hat, ist nicht auf Geldautomaten oder Ladenöffnungszeiten angewiesen. Entweder nutzen Bankkunden zum Bezahlen ihre Girocard beziehungsweise Kreditkarte oder sie halten nur noch ihr Smartphone an das Kassenterminal. Seit diesem Jahr können das die Kunden der Sparkassen, VR-Banken sowie von Comdirect und N26. Während Sparkassen und VR-Banken eigene sogenannte Mobile-Payment-Dienste entwickelt haben, arbeiten unter anderem Comdirect und N26 mit Google Pay zusammen.
Bei Google Pay können Kunden ausschließlich ihre Kreditkarte hinterlegen und halten beim Zahlvorgang dann das Smartphone an das Kassenterminal. Kunden von Sparkassen und den VR-Banken können hingegen auch ihre Girocard digital mit der jeweiligen App verknüpfen. Bislang profitieren vom Mobile Payment ausschließlich Android-Nutzer. Allerdings hat Apple angekündigt, dass iPhone-Besitzer in Deutschland noch dieses Jahr mit Apple Pay an der Kasse zahlen werden können. Dafür müssen iPhone-Besitzer allerdings auch Bankkunde einer der teilnehmenden Banken wie beispielsweise der Hypovereinsbank, Deutschen Bank oder Fidorbank sein.