Anleger verlieren Vertrauen in deutsche Staatsanleihen

Der Bund wollte Anleihen im Wert von sechs Milliarden Euro absetzen, nahm letztlich jedoch nur 3,89 Milliarden Euro ein. Als Ursache für die Zurückhaltung der Anleger wird die niedrige Verzinsung deutscher Staatsanleihen gesehen. Mit einer Rendite - darunter versteht man den von Investoren geforderten Aufschlag - von 1,98 Prozent rangierte die Erstemission einer zehnjährigen Bundesanleihe erstmals unterhalb der Zwei-Prozent-Marke. Einzig bei der Aufstockung einer Anleihe mit gleicher Laufzeit im September dieses Jahres war die Rendite mit 1,8 Prozent noch geringer.

Das Ergebnis der Auktion spiegele das nervöse Marktumfeld wider, sagte ein Sprecher der für das Schuldenmanagement zuständigen Bundesfinanzagentur. Ein finanzieller Engpass drohe dem deutschen Bundeshaushalt dadurch jedoch nicht. Laut dem Sprecher seien Verkäufe am Sekundärmarkt geplant, um das angestrebte Gesamtvolumen noch zu erreichen.

Experten und Finanzmärkte reagierten auf den Boykott der deutschen Staatsanleihen besorgt. Dass sich das Land mit der besten Bonität nicht wie geplant refinanzieren konnte, wertete Helaba-Analyst Ralf Umlauf "als Misstrauensvotum gegen die Euro-Zone". Analyst Marc Ostwald von Monument Strategies betitelte es gar als "völliges Desaster". Nach Bekanntgabe der Emissionsergebnisse baute der Euro-Bund-Future - ein standardisierter Terminkontrakt - seine Verluste aus. Zudem fiel der Euro auf 1,3382 Dollar, so tief wie seit sechs Wochen nicht mehr. Auch der Deutsche Aktienindex DAX reagierte sensibel und rutschte zeitweilig ab.