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Naht das Ende des Zinstiefs? Ausblick auf die Spar-, Kredit- und Bauzinsen 2017

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Ob als Kreditnehmer Gewinner oder als Sparer gefühlter Verlierer des Zinstiefs: Viele Verbraucher eint die Frage, wie es mit den Zinsen weitergeht. Bringt 2017 womöglich die von Anlegern langersehnte und von Darlehensnehmern befürchtete Trendwende?
Zinsen Ausblick 2017

Bleiben die Zinsen 2017 historisch niedrig oder geht es allmählich bergauf?

Wer sich im kommenden Jahr ein neues Auto zulegen oder sich den Traum der eigenen vier Wände erfüllen will, der hofft auf anhaltend niedrige Zinsen. Nicht so Sparer, die mit Tagesgeld, Festgeld und Co. schon seit geraumer Zeit allenfalls noch überschaubare nominelle Renditen erwirtschaften. Dürfen sie 2017 endlich aufatmen?

Wir verraten, was für und was gegen einen Zinsanstieg spricht, wie Finanzexperten den weiteren Zinsverlauf einschätzen und welche Konsequenzen Verbraucher daraus ziehen sollten.

EZB-Zinsentscheid: Draghi und die Frage nach dem „Morgen“

 „Die Zinsen müssen heute niedrig sein, damit sie morgen hoch sein können.“ Mit diesen Worten forderte Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank, bereits nach der EZB-Ratssitzung im September Geduld von den Sparern im Euroraum. Dieses „Morgen“, von dem Draghi sprach, rückte vor wenigen Tagen einmal mehr in weite Ferne. Am Donnerstag hat die Notenbank beschlossen, ihre Leitzinsen nicht zu erhöhen. Banken können sich demnach weiterhin zum Nulltarif mit Zentralbankgeld versorgen – der Hauptrefinanzierungssatz, wichtigster Leitzins der EZB, bleibt bei seinem Rekordtief von null Prozent. Auch kurzfristige Geldleihen sind für die Geschäftsbanken der Währungsunion weiterhin zu niedrigen Zinsen möglich: Den hierfür geltenden Spitzenrefinanzierungssatz beließ die Notenbank bei 0,25 Prozent. Legen die Geldhäuser indes über Nacht überschüssiges Geld bei der Zentralbank an, zahlen sie dafür wie gehabt Strafzinsen – denn auch an ihrem Einlagesatz von derzeit -0,40 Prozent hat die EZB nichts geändert. Und das wird sie wohl auch im kommenden Jahr nicht tun.

EZB schiebt Zinserhöhung auf die lange Bank

Den Währungshütern zufolge werden die Leitzinssätze wohl noch über das Ende des Anleihekaufprogramms der EZB niedrig bleiben – und damit mindestens bis Anfang 2018. Denn zeitgleich mit ihrem Zinsentscheid hat die Zentralbank ihr Programm zum Ankauf von Wertpapieren bis einschließlich Dezember 2017 verlängert. Und mehr noch: Die Notenbank hat bereits eine nächste Verlängerung in Aussicht gestellt, sollte sich der wirtschaftliche Ausblick eintrüben.

Dass 2017 die Zinswende ansteht, ist also mehr als unwahrscheinlich, wie auch Finanzexperten prognostizieren. „Turbulenzen, aber keine Zinswende!“ betitelt etwa die Bayerische Landesbank ihren Ausblicksbericht für das Jahr 2017. Die Analysten der in München beheimateten Bank rechnen nicht vor Mitte des Jahres 2018 mit einer Straffung der EZB-Geldpolitik – in Fachkreisen als Tapering bezeichnet. Eine Zinserhöhung soll es deren Einschätzung nach wohl sogar erst im Jahr 2021 geben, denn auch die Inflation soll ihnen zufolge bis dahin unterhalb des EZB-Ziels von knapp unter zwei Prozent verharren.

Die Commerzbank geht indes davon aus, dass die EZB ihre Anleihekäufe zwangsweise zu Beginn des Jahres 2018 beenden muss, da das Kontingent erschöpft sein werde. Weil jedoch die Inflationsrate nach Einschätzung der Experten bis dahin nicht nachhaltig steigen dürfte, werde die EZB ihre expansive Geldpolitik auf andere Weise fortsetzen.

In den USA steht die erste Zinserhöhung seit 2015 an

Auf der anderen Seite des Atlantiks ist man bereits einen Schritt weiter. Im Dezember 2015 hatte die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) ihren Leitzins – die Federal Funds Rate – erstmals wieder angehoben. Noch diese Woche könnte der nächste Zinsschritt folgen, wie Marktteilnehmer erwarten. Darauf hatte Fed-Chefin Yellen bereits im September hingedeutet. Und auch im kommenden Jahr scheinen weitere Zinserhöhungen durchaus wahrscheinlich.

Bleibt die Frage: Wenn die Fed die Zinsen erhöht, wird dann die EZB ihrem Beispiel folgen? Das ist durchaus denkbar, orientiert sich die EZB in ihren geldpolitischen Entscheidungen erfahrungsgemäß auch an denen der Fed. Bis eine Zinserhöhung in den USA sich allerdings tatsächlich auch auf die Leitzinsen in der Eurozone auswirkt, dürfte noch einige Zeit vergehen.

Nachtrag vom 15.12.2016: Wie erwartet hat die Fed ihren Leitzins am Mittwoch erhöht. Statt bislang bei 0,25 bei 0,50 Prozent liegt das Zielband jetzt bei 0,50 bis 0,75 Prozent. Im kommenden Jahr könnten drei weitere Zinserhöhungen folgen.

Die wahrscheinlichen Folgen der EZB-Zinspolitik

Konsumkredite dürften günstig bleiben

Dass die Geschäftsbanken in Deutschland und dem Rest der Eurozone sich weiterhin zum Nullzins Geld von der EZB leihen können, zugleich aber Strafzinsen auf kurzfristige Einlagen zahlen müssen, wird wohl auch weiterhin für niedrige Kreditzinsen sorgen. Immerhin ist es für die Geldhäuser rentabler, überschüssiges Geld günstig an Unternehmen und Verbraucher auszugeben, als es kostenpflichtig bei der Zentralbank oder anderen Geschäftsbanken anzulegen.


Tipp: Senken Sie Ihre Zinskosten durch eine Umschuldung

Ob Auto, Möbel oder Elektronik: Anschaffungen lassen sich wohl auch 2017 bis auf Weiteres günstig finanzieren. Aber auch all jene, die einen Altkredit bedienen, können sich die anhaltend günstigen Zinsen zunutze machen. Sie tilgen derzeit einen Kredit, für den Sie höhere Zinsen zahlen, als aktuell für ein neu vergebenes Darlehen fällig werden? Dann sollten Sie 2017 über eine Umschuldung nachdenken. Damit können Sie die Zinslast verringern. Wie das gelingt und welche Voraussetzungen Sie dafür erfüllen müssen, erfahren Sie hier.


Weitere Banken könnten Strafzinsen einführen

Sparer müssen sich unterdessen wohl weiterhin mit Mini- oder Nullzinsen abfinden. Und schlimmer noch: Banken und Finanzexperten rechnen sogar damit, dass vermehrt Banken dem Beispiel der Deutschen Skatbank, der Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee und der Volksbank Stendal folgen und Strafzinsen im Privatkundengeschäft einführen werden. „Sollten die Leitzinsen auf diesem niedrigen Niveau bleiben, werden Strafzinsen für Privatkunden definitiv kommen“, hatte Prof. Martin Hellmich von der Frankfurt School of Finance and Management bereits im Oktober in Aussicht gestellt. Die gleiche Ansicht hatte Bundesbankvorstand Andreas Dombret bereits nach der Leitzinssenkung im März geäußert.

Bislang ein Phänomen, das sich auf vermögende Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken zu beschränken scheint, könnten Negativzinsen 2017 erstmals auch private Kunden der Sparkassen treffen. Das hatte Sparkassenchef Georg Fahrenschon in der vergangenen Woche auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes angedeutet. Allerdings scheint man auch hier zumindest Kleinsparer verschonen zu wollen: „Mir ist aber auch klar, dass niemand dauerhaft gegen betriebswirtschaftliche Grundsätze handeln kann. Dann sollten wir aber unsere Aufgabe als Sparkasse mindestens dadurch nachkommen, dass kleine Vermögen Schutz genießen“, zitiert das Handelsblatt Fahrenschon.


Tipp: Bleiben Sie beim Sparen möglichst flexibel

Sie haben einige Rücklagen gebildet und wollen sie möglichst sicher und rentabel anlegen? Dann sollten Sie flexibel bleiben. Geldanlagen mit langen Laufzeiten sollten Sie meiden – sonst laufen Sie Gefahr, dass ein Zinsanstieg an Ihnen vorüberzieht. Besser eignen sich kurzfristige oder täglich verfügbare Geldanlagen wie Tagesgeld, allerdings nur unter der Prämisse, dass Sie die Verzinsung im Auge behalten und nach Möglichkeit auf das jeweils bestverzinste Tagesgeldkonto ausweichen. Dadurch erzielen Sie nicht nur Erträge, die die Inflation wettmachen, sondern schützen sich gerade bei höheren Einlagen vor Strafzinsen.


Kurzgefasst: Kredite gibt es 2017 aller Wahrscheinlichkeit nach weiterhin zum Niedrigzins, Sparer müssen sich hingegen auf eine länger anhaltende Durststrecke einstellen, vermögende Anleger mitunter auf Strafzinsen. Bleiben all jene, die im kommenden Jahr den Schritt ins Eigenheim wagen wollen.

Bauzinsen 2017: Wird der Traum vom Eigenheim nun teurer?

Seit der Wahl Donald Trumps zum 45. US-Präsidenten ist das Baugeld in Deutschland auf breiter Front gestiegen (siehe Zinsverlauf unten). Von den über 400 Anbietern im CHECK24-Baufinanzierungvergleich haben etwa drei Viertel ihre Bauzinsen bereits erhöht. Im Schnitt wurden Baufinanzierungen mit über zehnjähriger Sollzinsbindung um 0,25 Prozentpunkte teurer, bei einigen Instituten sogar um mehr als einen halben Prozentpunkt. Wie kommt dieser Anstieg zustande, wo sich doch bei den Leitzinsen nichts getan hat? Wichtiger noch: Wie nachhaltig ist er? Markiert er womöglich den Beginn einer dauerhaften Trendwende beim Baugeld? Um das zu beurteilen, muss zunächst geklärt werden, wie die Bauzinsen zustande kommen.

Bauzinsen zuletzt gestiegen 

blau: Sollzinsbindung 20 Jahre, grau: Sollzinsbindung 10 Jahre; weitere Details

Baugeld: weniger eine Frage der EZB-Politik

Im Gegensatz zu regulären Konsumentenkrediten refinanzieren Banken Baufinanzierungen der langen Laufzeiten wegen in der Regel nicht über den Geldmarkt, etwa indem sie sich Geld von der EZB leihen, sondern über sogenannte Pfandbriefe – und das aus gutem Grund (siehe Kasten).

Was sind Pfandbriefe und warum werden Baufinanzierungen darüber refinanziert?

EZB-Gelder werden nur für kurze Laufzeiten vergeben. Refinanziert eine Bank oder ein Versicherer einen – in der Regel langfristigen – Immobilienkredit darüber, so geht dies mit einem hohen Risiko einher. Denn steigen die Zinsen auf dem Geldmarkt, kann dies für die Bank Verluste bedeuten. Immerhin hat sie ihrem Kunden für die Dauer der Sollzinsbindung einen festen und möglicherweise günstigeren Zinssatz gewährt, sodass die Refinanzierungskosten die Zinseinnahmen übersteigen können.

Deutlich mehr Planungssicherheit verschaffen hier die sogenannten Pfandbriefe – das sind börsengehandelte Schuldverschreibungen, welche die Geldhäuser etwa für die Dauer der Sollzinsbindung eines Baudarlehens zu einem festen Zinssatz ausgeben. Als Sicherheit dient dabei zumeist die finanzierte Immobilie, welche die Bank über die verzinslichen Wertpapiere weiterverpfändet. Das kann sie, da sie selbst aufgrund der eingetragenen Grundschuld rechtlich Eigentümer von Haus oder Wohnung ist.

Pfandbriefrendite + Risikoaufschlag = Baugeld

Aus der Tatsache, dass sich Anbieter von Baufinanzierungen das Geld hierfür meist über Pfandbriefe beschaffen, folgt, dass die sich die Bauzinsen entsprechend danach bemessen, welche Rendite die Geldhäuser an ihre Anleger auszahlen müssen. Diese Kosten reichen sie zuzüglich eines Zinsaufschlages von meist einigen zehntel Prozentpunkten an ihre Kunden weiter. Die Pfandbriefrendite ihrerseits wird von der Deutschen Girozentrale festgelegt, die sich an den jeweils aktuellen Renditen für deutsche Staatsanleihen orientiert. Das bedeutet: Steigt die Rendite für Bundesanleihen, erhöht sich auch die Pfandbriefrendite, was für Bauherren und Immobilienkäufer höhere Bauzinsen bedeutet. Umgekehrt führen rückläufige Renditen zu günstigeren Baukrediten.

Rendite für Staatsanleihen → Pfandbriefrendite → Bauzinsen

Wie sich das Baugeld 2017 entwickelt, ist demnach immer auch eine Frage dessen, wie sich die Renditen auf deutsche Staatsanleihen weiterentwickeln. Und hier ist aktuell alles möglich.

Trump spricht für einen Renditeanstieg, …

Die Renditen für Bundesanleihen sind unter anderem auch von den Renditen auf US-Staatsanleihen abhängig, wie der einstige Bundesbank-Präsident Axel Weber kürzlich gegenüber der F.A.Z. erklärte. Steigen die Renditen in den USA – etwa weil Trump seine Wahlkampfversprechen in die Tat umsetzt, die Staatsausgaben erhöht, zugleich aber die Steuern senkt und damit die Staatsverschuldung in die Höhe treibt – so würden aufgrund dieses als „atlantischer Zinszusammenhang“ bezeichneten Phänomens auch in Deutschland die Anleihe- und damit die Pfandbriefrenditen steigen. Allerdings sind diese Risiken schon jetzt eingepreist, wie der jüngste Anstieg beim Baugeld gezeigt hat. Entsprechend bleibt abzuwarten, ob Trumps Präsidentschaft zeitnah einen weiteren Anstieg bewirken wird.

… Großbritannien und Italien dagegen.

Schon nach dem Brexit-Referendum, das den Ausstieg der Briten aus der EU besiegelte, waren die Renditen auf zehnjährige Bundesanleihen deutlich gesunken. Der Grund: Anleger zog es in sichere Gefilde – und deutsche Staatsanleihen gelten seit jeher als sicherer Hafen unter Investoren. Die erhöhte Nachfrage trieb entsprechend die Rendite in den Keller, zeitweise sogar in den negativen Bereich. Eine Entwicklung, die sich zuletzt auch beim Referendum in Italien bemerkbar machte.

2017: ein Jahr mit unvorhersehbarem Ausgang

Wie sich die Bauzinsen 2017 entwickeln werden, bleibt kurz vor Jahresbeginn offen und wird wohl davon abhängen, welche Wellen Trump, der Brexit und Italien nächstes Jahr schlagen werden. Vorerst aber, so die Meinung vieler Experten, scheint eine gravierende Verteuerung bei den Immobilienkrediten unwahrscheinlich. Der Bankenverband etwa rechnet allenfalls mit einem langsamen und geringfügigen Zinsanstieg – eine Einschätzung, die die Baufinanzierungsexperten von CHECK24 durchaus teilen. Sie gehen derzeit von einem Seitwärtstrend bis zu einem leichten Anstieg beim Baugeld aus.


Tipp: Sichern Sie sich die günstigen Bauzinsen, solange es geht

Sie planen den Einzug in die eigenen vier Wände? Auch 2017 gilt: Sichern Sie sich die aktuell niedrigen Zinsen so lange wie möglich. Statt fünf- oder zehnjähriger Sollzinsbindung sind eher 15 oder 20 Jahre angebracht. Sie wollen noch zwei bis drei Jahre mit ihrem Vorhaben warten? Dann sollten Sie sich über die Möglichkeit eines Forward-Darlehens informieren. Mit diesem können Sie sich gegen einen Zinsaufschlag die aktuellen Konditionen für später sichern.