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Bundesbank Banken bunkern Bargeld in Milliardenhöhe

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Die Tresore der deutschen Kreditinstitute platzen aus allen Nähten. Indem sie Bargeld lagern, brauchen die Banken keinen Negativzins für über Nacht geparktes Geld bei der EZB zahlen. Für Bundesbank-Vorstand Thiele ist klar: Dieser Trend wird sich noch verstärken.
Bargeld bei Direktbanken: viele hundert Euro Scheine

Große Mengen Bargeld zu horten ist für Banken günstiger als den negativen Einlagezins bei der EZB zu bezahlen.

Zehn Milliarden Euro – so viel Bargeld haben die deutschen Kreditinstitute in den letzten zwei Jahren nach Angaben von Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele in ihren Tresoren gehortet, um dafür nicht Negativzinsen bei der EZB bezahlen zu müssen. Gegenüber dem Tagesspiegel erklärte der Notenbanker: „Sie legen hohe Geldbestände in ihre Tresore, um Negativzinsen zu vermeiden. Wenn das Geld als Zahlungsmittel auf den Konten der jeweiligen Zentralbank gehalten wird, müssen sie 0,4 Prozent Zinsen zahlen, wenn das Geld bar im Tresor liegt, nicht.“ Seit Sommer 2014 erhebt die Europäische Zentralbank einen negativen Einlagezins von 0,4 Prozent auf Geld, das die Banken über Nacht bei der EZB parken. Damit wollen die obersten europäischen Währungshüter den Banken einen Anreiz geben, mehr Kredite zu vergeben – so müsste das Geld ebenfalls nicht bei der EZB eingelagert und kein Negativzins gezahlt werden. Doch trotz Kreditvergabe haben die Banken Bargeld-Überschüsse. Für die Banken ist es günstiger, dieses Bargeld in Tresoren aufzubewahren, anstatt den negativen Einlagezins bei der EZB zu bezahlen.

Tresorkosten für Banken günstiger als Negativzins

Bereits im November letzten Jahres hat der ehemalige Chef des Info-Instituts Hans Werner Sinn in einer Rede auf der Branchentagung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes e.V. darauf hingewiesen, dass die Tresorkosten die Untergrenze für den Negativzins in einer Marktwirtschaft sind. Mit anderen Worten: Erhöhen sich die Tresorkosten, beispielsweise weil immer mehr überschüssiges Bargeld in Tresoren untergebracht werden muss, kann die EZB auch den negativen Einlagezins noch weiter nach unten senken.

Laut Hans Werner Sinn hat die EZB aus diesem Grund beschlossen, gegen Ende 2018 die Ausgabe von 500-Euro-Scheinen einzustellen. Wenn die Banken künftig bei der Lagerung des Bargelds auf 200-Euro-Scheine anstatt auf 500-Euro-Scheine zurückgreifen, würde das gehortete Bargeld zweieinhalb Mal so viel Platz brauchen wie bisher, so Hans Werner Sinn. Dadurch würden sich die Tresorkosten ebenfalls verzweieinhalbfachen. Laut Sinn könnte die EZB so die Grenze für den negativen Zins weiter in den negativen Bereich drücken, weil dann die Lagerung von Bargeld kostspieliger für die Banken wäre, als einen noch größeren Negativzins zu zahlen. Offiziell wird der 500-Euro-Schein abgeschafft, um Geldwäsche und Kriminalität einzudämmen.

Euro-Bargeld-Menge nimmt zu – 90 Prozent landet im Geldspeicher

Bundesbank-Vorstand Thiele ist davon überzeugt, dass die Banken künftig noch mehr Bargeld in ihren Tresoren einlagern werden. Ein Grund dafür ist, dass es immer mehr Bargeld gibt. Bei der Einführung des Euro-Bargelds Anfang Januar 2002 gab es 220 Milliarden Euro in bar. Knapp drei Jahre später gegen Ende 2004 waren mit 500 Milliarden Euro schon mehr als doppelt so viele Münzen und Banknoten im Umlauf. Diese Menge hat sich ein weiteres Mal verdoppelt: Ende 2014 gab es bereits 1000 Milliarden Euro in bar. Im letzten Jahr betrug das Bargeldwachstum sechs Prozent. Dabei werden nur zehn Prozent des von der Bundesbank ausgegebenen Geldes beim Bezahlen mit Bargeld benutzt. Dagegen werden 20 Prozent in Deutschland gehortet, weitere 20 Prozent in der restlichen Eurozone und 50 Prozent außerhalb des Euro-Währungssystems. Denn als stabile Währung wird neben dem US Dollar auch der Euro als Wertaufbewahrungsmittel verwendet.