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Für Verbraucher sind sie ein rotes Tuch, für Banken sind sie längst an der Tagesordnung: Negativzinsen. Dass die Geldhäuser diese Strafgebühr künftig auch in Form negativer Guthabenzinsen an ihre Privatkunden weiterreichen werden, ist nach Einschätzung desBundesbankvorstands Andreas Dombret nicht auszuschließen.
Laut Andreas Dombret ist nicht auszuschließen, dass Privatkunden künftig Strafzinsen auf ihre Guthaben zahlen müssen. Bildquelle: Deutsche Bundesbank/Frank Rumpenhorst
Rückblick: Die Zinsentscheidung der EZB
Zeitgleich mit dem Leitzins hat die Europäische Zentralbank per 16. März auch ihren Einlagesatz gesenkt. Mit aktuell minus 0,4 Prozent erhalten Banken gegenwärtig nicht nur keinerlei Zinsen mehr, wenn sie überschüssiges Geld über Nacht bei der Notenbank parken. Im Gegenteil: Sie müssen nun sogar noch höhere Zinsen zahlen. Schon seit Einführung des Strafzinses im Juni 2014 wird spekuliert, inwiefern diese Minuszinsen am Ende vom Verbraucher getragen werden müssen.
Gegenwärtiger Stand: Gebührenerhöhungen beim Girokonto
Fakt ist: Die Banken geraten durch den weiter verschärften Strafzins finanziell zunehmend in Bedrängnis. „Institute, die besonders stark vom Zinsgeschäft abhängig sind, geraten am stärksten unter Druck“, erklärt Andres Dombret im Interview mit Spiegel Online. Und das sei nahezu jede in Deutschland tätige Bank.
Schon jetzt reichen die Finanzinstitute einen Teil ihrer Kosten daher an ihre Privatkunden weiter: Vor allem von Gebührenerhöhungen rund um das Girokonto ist in den vergangenen Tagen und Wochen wiederholt berichtet worden. Den Anfang machten die Sparkassen, deren Präsident Georg Fahrenschon sogar das Ende des kostenlosen Girokontos prophezeite. Nun kündigte auch die Commerzbank an, beginnend mit dem 1. Juni neue Gebühren für das Girokonto zu berechnen.
Ausblick: Negative Zinsen auf Girokonto und Co.
Gebührenerhöhungen sind das Eine, tatsächliche Negativzinsen das Andere. Nach Aussage Dombrets wollten die Banken und Sparkassen zwar in aller Regel vermeiden, die Kosten an ihre Kunden weiterzureichen, doch das sei nur für eine begrenze Zeit möglich: „[J]e länger das gegenwärtige Zinsumfeld Bestand hat, desto höher steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass man die Negativzinsen vielleicht doch weitergeben muss“, gibt er zu bedenken. Bislang hätten die deutschen Banken ihre Ertragsrückgänge mithilfe ihrer Rücklagen abfedern können. Diese seien jedoch irgendwann aufgebraucht.
Was all das für den Verbraucher bedeutet
Ob höhere Gebühren oder tatsächliche Negativzinsen – eines steht fest: Verbraucher müssen im Hinblick auf die klassischen Bankprodukte umdenken. Das kostenlose Girokonto ebenso wie Zinsen aufs Tagesgeld- oder Festgeldkonto gehören durch den jüngsten Zinsentscheid der EZB zwar nicht gleich der Vergangenheit an, sind jedoch gewiss nicht mehr so selbstverständlich wie bisher.
Für Kontoinhaber und Sparer wird es daher zunehmend wichtig, sich über Alternativen zu informieren und im Fall der Fälle auch zu einem Kontowechsel bereit zu sein. Wo Verbraucher aktuell kostenlose Girokonten finden und wie sich Ersparnisse mit Tagesgeld noch vermehren lassen, erfahren Sie in diesen Beiträgen:
Update 01.04.2016: Bankenverband schließt Negativzinsen eher aus
Im Gegensatz zu Andreas Dombret hält Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Banken, die Einführung von Minuszinsen für unwahrscheinlich. Seine Begründung können Sie in diesem Beitrag nachlesen.