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Die Briten haben sich entschieden, der Austritt aus der EU ist beschlossene Sache. Akuter Grund zur Panik besteht für deutsche Sparer nicht. Sie sollten aber einige Entwicklungen im Blick behalten.
Wegen des Brexit brauchen sich deutsche Sparer zunächst nicht zu sorgen.
Mit einer knappen Mehrheit von 51,9 Prozent haben die Brexit-Befürworter am späten Donnerstagabend den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union besiegelt. Nach Bekanntwerden des Ergebnisses am Freitagmorgen haben die Finanzmärkte prompt reagiert: In US-Dollar fiel das Britische Pfund so wenig wert wie zuletzt 1985. Aktienkurse rauschten in den Keller – der DAX brach zu Handelsbeginn um zehn Prozent ein.
Während Investoren und Spekulanten also das ganze Ausmaß des bevorstehenden Brexit unmittelbar zu spüren bekommen haben, sind die mittel- und langfristigen Folgen für den deutschen Sparer nach bisherigen Einschätzungen überschaubar. Aus Sicht des Bundesverbands Deutscher Banken etwa gibt es für deutsche Sparer erst einmal keinen Grund zur Beunruhigung. Dies erklärte Verbandspressesprecher Thomas Schlueter gegenüber CHECK24. Langfristig seien die Konsequenzen jedoch nicht abzuschätzen.
Deutsche Sparer indirekt von den Folgen betroffen
Aus wirtschaftlicher Sicht wird der Brexit wohl nicht ohne Folgen bleiben – weder für die Briten selbst noch für die Europäische Union. Mit Großbritannien scheidet immerhin die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der EU aus dem Staatenverbund aus. Durch die erhöhte Bürokratie und mögliche künftige Zölle könnte sich zudem der Export von EU-Gütern nach Großbritannien verkomplizieren und verteuern. Für die Wirtschaft in der EU und damit zugleich in der Eurozone stimmt die Entscheidung der Briten also wenig optimistisch – ein möglicher Grund für die Europäische Zentralbank, eine Erhöhung der Leitzinsen weiter hinauszuzögern, schätzen Finanzexperten. Für deutsche Verbraucher hieße dies: Voraussichtlich erhalten Sie noch für längere Zeit weiterhin günstige Kredite sowohl für Konsum als auch Immobilien, während zugleich die Zinsen auf Spareinlagen auf niedrigem Niveau bleiben.
Problemkind britische Einlagensicherung
Auch an anderer Stelle könnte der Abschied Großbritanniens aus der EU Folgen für Sparer haben. Stichwort: Einlagensicherung. EU-weit sind die Bankeinlagen der Sparer bis zu einer Höhe von 100.000 Euro pro Kunde und Institut durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Nach der letzten Anpassung an den Wechselkurs von Euro und Britischem Pfund im Januar liegt die Sicherungsgrenze bei britischen Banken derzeit bei 75.000 Pfund. Da das Pfund seither jedoch gegenüber dem Euro deutlich an Wert verloren hat, sind diese Einlagen derzeit nicht mehr in dem gesetzlich vorgeschriebenen Umfang geschützt. Dafür müsste das britische Einlagensicherungssystem die Sicherungsgrenze im eigenen Land erst erhöhen. Das ist bisher nicht geschehen.
75.000 Pfund entsprechen aktuell einem Gegenwert von 93.180 Euro. Um die gesetzlich vorgeschriebene Sicherungsgrenze von 100.000 Euro zu erreichen, müsste die britische Sicherungsgrenze auf rund 80.500 Pfund angehoben werden.
Stand der Wechselkurse: 24.06.2016, 12:28 Uhr
Entsprechend ungewiss ist derzeit die Sicherheit britischer Spareinlagen. Deutsche Verbraucher, die ihr Geld bei einer britischen Bank angelegt haben, sollten daher zwei Dinge beachten:
Den Wechselkurs im Blick behalten: Mit einem sinkenden Pfund verlieren die Ersparnisse – umgerechnet in Euro – stetig an Wert. Solange das britische Einlagensicherungssystem die Sicherungsgrenze nicht erhöht, kommt erschwerend hinzu: Die Einlagen sind bei einem weiteren Wertverfall nicht mehr so geschützt, wie von der EU vorgegeben.
Auf die freiwillige Einlagensicherung achten: Unter den britischen Banken finden sich einige, die auch an der freiwilligen deutschen Einlagensicherung teilnehmen. Das betrifft zum Beispiel die Bank of Scotland – hier sind Ersparnisse bis zu einem Betrag von 250.000 Euro pro Kunde sicher. Ob und in welcher Höhe Einlagen über die deutsche Einlagensicherung geschützt sind, können Sparer über die Website des Einlagensicherungsfonds selbst überprüfen.
Update: EZB hält sich bereit, Barclaycard gibt Entwarnung
Dass auf den Brexit mittelfristig weitere Maßnahmen der EZB folgen könnten, um die Preis- und Finanzstabilität im Euroraum zu gewährleisten, ist nicht ausgeschlossen. Damit einhergehend teilte die Notenbank am Freitag mit, dass sie die Finanzmärkte nach dem Ausgang des Referendums genau beobachte. Sofern erforderlich, sei sie bereit, zusätzliche Liquidität bereitzustellen.
Auch Barclaycard hat inzwischen zum Brexit und dessen Folgen für deutsche Sparer Stellung genommen. „Für die Kunden von Barclaycard Deutschland ändert sich erst mal nichts, denn die BREXIT-Entscheidung hat aktuell keinerlei Einfluss auf das Produktportfolio und die Produkt-Konditionen des Finanzinstituts,“ heißt es vonseiten des Finanzinstitutes. So sind Ersparnisse auf den Tagesgeld- und Festgeldkonten der britischen Bank durch die englische Entschädigungseinrichtung bis zu einem Gegenwert von 75.000 Pfund und durch den deutschen Einlagensicherungsfonds sogar bis zu einer Höhe von 160 Millionen Euro pro Kunde abgesichert. Auch für Kreditkarten- oder Kreditkunden bedeute das Ergebnis des Referendums keine Änderungen, versichert Barclaycard.