Ein paarmal über das Display wischen und Sie sind quitt: Nach diesem Motto soll die neue Bezahlfunktion Kwitt der Sparkassen-Apps funktionieren, mit der sich Geld bald so einfach wie eine SMS verschicken lässt. Wir stellen den neuen Dienst und weitere interessante Bezahl-Apps vor, die den bargeldlosen Geldverleih unter Bekannten schon heute ermöglichen.
Eine Situation, die viele kennen dürften: Ein Freund kauft ein gemeinsames Geschenk oder Karten für eine Veranstaltung, die Sie gemeinsam mit ihm besuchen möchten. Für ihn ist die Zahlung bequem und unkompliziert. Er kann alles mit ein paar Klicks am heimischen PC oder mit dem Smartphone von unterwegs erledigen.
Ihre Schulden können Sie aber wahrscheinlich nicht ganz so leicht begleichen: In bar müssen Sie die passende Summe zur Hand haben oder sich herausgeben lassen. Für eine Banküberweisung benötigen Sie die hierzulande 22-stellige IBAN des Bekannten, Ihren Online-Banking-Login und noch eine Transaktionsnummer (TAN) – oder Sie verschicken das Geld einfach über die passende Payment-App. Mit einigen dieser Apps funktioniert die Bezahlung einer Konzertkarte bei einem Bekannten heute nämlich vergleichbar einfach wie die Zusage zum Konzerttermin mit Whatsapp.
Doch wie funktionieren solche Dienste überhaupt und was können sie genau? Die interessantesten Anwendungen für deutsche Bankkunden im Überblick:
Kwitt
Die neue mobile Bezahlfunktion der Sparkassen-Apps soll deren Nutzern ab dem 28. November den privaten Zahlungsverkehr deutlich erleichtern. Für die Zahlung müssen Sie nämlich keine Bankdaten mehr mühsam eintippen. Es reicht die Handynummer des Empfängers, die Sie für den Geldversand einfach aus Ihrer Kontaktliste auswählen können. Eine TAN wird nur noch bei Beträgen über 30 Euro benötigt. Kwitt können alle nutzen, die sich ab Ende November die neue Version der Apps Sparkasse oder Sparkasse+ herunterladen und ein Girokonto bei einer Sparkasse besitzen. Überweisen können Sie das Geld laut Sparkassen-Finanzportal GmbH allerdings auf prinzipiell jedes deutsche
Girokonto. Ist der Empfänger nicht bei Kwitt angemeldet, bekommt er einen Link zu einer Webseite geschickt, auf der er seine IBAN angeben muss, um das Geld zu erhalten.
Wie schnell ist das Geld beim Empfänger?
Wer kann Geld versenden?
- Sparkassenkunden mit online-fähigem Girokonto und der aktuellen Version der Sparkassen-App für iOS, Android oder Windows
Wer kann Geld empfangen?
- Inhaber eines deutschen Girokontos
Lendstar
Lendstar bedienen Sie im Grunde ähnlich wie Whatsapp. Sie registrieren sich mit Ihrer Handynummer sowie Ihrem Namen und Ihrem Girokonto. Auch eine Anmeldung über Ihren Facebook-Login ist möglich. Anschließend sehen Sie bereits, welcher der Kontakte aus Ihrem Telefonbuch die App ebenfalls nutzt. Zahlungen und Zahlungsaufforderungen werden schnell und ähnlich einfach wie eine Kurznachricht bei Whatsapp verschickt. Dafür wählen Sie den Empfänger aus, tippen den Betrag ein und geben auf Wunsch noch eine Textnachricht oder ein Emoji ein. Zur Bestätigung der Überweisung ist zusätzlich noch Ihre Onlinebanking-PIN und eine TAN nötig. Die PIN kann abgespeichert werden. Der gewählte Geldbetrag wird anschließend von Ihrem Girokonto abgebucht und dem Girokonto des Empfängers über eine reguläre Banküberweisung gutgeschrieben. Alle weiteren Details zum geliehenen oder zurückgezahlten Geld können Sie direkt im Chat besprechen, der mit jeder Zahlung geöffnet wird.
Wie schnell ist das Geld beim Empfänger?
Wer kann Geld versenden?
- Nutzer der App für iOS und Android
Wem können Sie Geld senden?
- Lendstar-Nutzern in Ihrem Telefonbuch
Paycash
Die App Paycash gleicht eher einer Art digitaler EC-Karte als einer Messenger-App. Für die Registrierung bei dem Dienst ist keine Telefonnummer nötig. Als Nutzer registrieren Sie sich lediglich mit Namen, Wohnort und Maildresse. Zusätzlich müssen Sie ihrem Account ein Bankkonto hinzufügen, von dem aus Sie dann das Paycash-Konto mit einem Guthaben aufladen können. Um einem Bekannten Geld zu schicken, müssen Sie lediglich den gewünschten Geldbetrag eintippen. Das Smartphone erzeugt dann einen QR-Code auf dem Bildschirm, den ein anderer Paycash-Nutzer über seine Handykamera einlesen kann. Die Geldübergabe funktioniert also nur über den persönlichen Kontakt mit dem Empfänger. Der erzeugte QR-Code kann auch genutzt werden, um an der Ladentheke zu bezahlen. Allerdings ist die Liste der Geschäfte, die solche Codes akzeptieren, noch recht übersichtlich. Sie beschränkt sich hierzulande vor allem auf eine Reihe von Restaurants und Cafés in Düsseldorf und Hamburg.
Wie schnell ist das Geld beim Empfänger?
Wer kann Geld versenden?
- Nutzer der App für iOS und Android
Wem können Sie Geld senden?
- Paycash-Nutzern in der direkten Umgebung
Paypal
Auch der bekannte Online-Bezahldienst Paypal ermöglicht seinen Nutzern mittlerweile, sich gegenseitig Geld zu überweisen. Die Funktion ist gerade deshalb praktisch, weil viele Menschen in Deutschland mittlerweile ohnehin bei Paypal registriert sind. Sehr komfortabel ist auch, dass Sie ihr Paypal-Konto für eine Zahlung an Privatpersonen – wie bei Zahlungen an Onlineshops – nicht eigens vorher aufladen müssen. Der Betrag wird von dem mit Paypal verbundenen Girokonto oder der Kreditkarte automatisch abgebucht. Mit der Paypal-App können Sie die Zahlungen auch einfach via Smartphone in Auftrag geben. Alles, was sie dafür kennen müssen, ist die Mail-Adresse des Empfängers, mit der dieser bei Paypal angemeldet ist. Bei einer späteren Zahlung können Sie den Namen des Empfängers einfach aus einer Liste auswählen.
Wie schnell ist das Geld beim Empfänger?
Wer kann Geld versenden?
Wem können Sie Geld senden?
- Paypal-Nutzern, deren Mail-Adresse Sie kennen
Payment-Apps: Verbreitung ist wichtig, aber nicht alles
Eines der wichtigsten Merkmale von Zahldiensten für private Geldtransfers ist die Zahl der registrierten Nutzer. Denn nur, wenn wirklich viele Ihrer Kontakte dieselbe Anwendung nutzen, wird sie auch alltagstauglich. Angesichts von über 16 Millionen Kunden in Deutschland dürfte Paypal hierzulande für viele daher der interessanteste Dienst sein.
Jenseits der überwältigenden Reichweite gibt es allerdings auch ein paar Aspekte, bei denen andere Anwendungen die Nase vorne haben. Bevor Sie Freunden oder Bekannten zum ersten Mal Geld mit Paypal überweisen, müssen Sie nachfragen, ob diese überhaupt bei dem Bezahldienst registriert sind und welche Mailadresse sie dort hinterlegt haben. Bei einer Payment-App, die Ihre Kontakte wie Whatsapp automatisch aus Ihrem Telefonbuch ausliest und erkennt, ist das nicht nötig.
Außerdem genießen gerade die Hausbanken als Anbieter mobiler Bezahldienste bei vielen Kunden hierzulande einen
großen Vertrauensvorschuss. Der könnte dafür sorgen, dass auch Ihre Bekannten letztlich eher die Bezahldienste ihrer Hausbank wählen werden – wie zum Beispiel Kwitt.
Update 30.11.2016: Einfacher Geldversand jetzt auch bei Volks- und Raiffeisenbanken
Auch die Volks- und Raiffeisenbanken bieten ihren Kunden seit dem 28. November eine Funktion zum einfachen Geldversand via Smartphone. Kunden dieser Geldhäuser müssen dafür die aktuellste Version der VR-Bankingapp auf ihrem Handy installiert haben. Damit können sie Geld an jeden ihrer Kontakte verschicken, der ebenfalls Kunde einer VR-Bank ist und die entsprechende Funktion der App nutzt. Wenn der Empfänger bei derselben Bank ist, erhält er das Geld sofort. Ansonsten dauert der Versand so lange wie eine reguläre Überweisung.
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