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Die Euro-Länder wollen das Volumen des dauerhaften Euro-Rettungsschirms ESM mit einem Hebel auf über zwei Billionen Euro anheben. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel sollen hochverschuldete Staaten im Ernstfall unterstützt werden, ohne dass die Euro-Länder selbst mehr Kapital freimachen müssen. Auf EU-Ebene wird bereits über Leitlinien beraten, wie auch private Investoren mit einbezogen werden könnten. Laut einer Sprecherin des Bundesfinanzministeriums soll der Bundestag nach Abschluss der Beratungen in Brüssel über den Vorschlag abstimmen.
Plan zur Euro-Rettung: Mit einem Hebel soll der ESM auf über zwei Billionen Euro aufgestockt werden.
Dem Spiegel zufolge sagte die Ministeriumssprecherin, dass der ESM mit ähnlichen Instrumenten ausgestattet werden soll wie der aktuelle temporäre Rettungsfonds EFSF. Nach Angaben des Ministeriums befürwortet Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) das Vorhaben. Finnland stemmt sich jedoch gegen einen schnellen Beschluss. Die Kapitalerhöhung greife zu stark in den ESM-Vertrag ein und müsse daher zunächst vom Parlament abgesegnet werden, so die Regierung in Helsinki.
Auch Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen, sieht die Pläne der EU kritisch. Der Passauer Neuen Presse sagte er, das Parlament müsse über die Hebelung abstimmen, weil sich dadurch das Risiko für Deutschland erhöhen würde. Unterstützung erhielt Schick von der Linkspartei. Deren Vize-Fraktionsvorsitzende Sarah Wagenknecht sagte dem Blatt, dass erneut der Gang vor das Bundesverfassungsgericht drohe, wenn der Bundestag nicht über die Brüsseler Pläne abstimmen würde. Der ESM-Vertrag sieht vor, dass die Euro-Länder dem Rettungsschirm 700 Milliarden Euro bereitstellen, davon können 500 Milliarden Euro als Hilfskredite vergeben werden. Durch den Hebel könnte das ESM-Kapital vervierfacht werden. Die deutsche Haftungsgrenze von 190 Milliarden Euro bliebe dem Bundesfinanzministerium zufolge aber dennoch unverändert.
Die Aufgabe eines Hebels ist es, eine vergleichsweise geringe Summe deutlich zu erhöhen, ohne selbst viel Kapital beizusteuern. Der EFSF ist mit solchen Hebelmechanismen ausgestattet: Ein Garantiestock sichert das Ausfallrisiko von Staatsanleihen zum Teil ab. Die Papiere von Krisenländern sollen so für Investoren attraktiver werden. Dann muss der Fonds sein Kapital nicht zum Anleihekauf aufwenden, sondern springt erst ein, wenn der betreffende Staat seine Schulden nicht mehr bedienen kann. Zudem verfügt der EFSF über einen Co-Investment-Fonds (CIF), einem Zusatzfonds, in den private Investoren aus nicht EU-Ländern investieren können. Mit diesen Geldern könnten ebenfalls Staatsanleihen verschuldeter Länder aufgekauft werden. Beim EFSF scheiterte dieses Konzept aber, da sich keine Interessenten dafür fanden.