BaFin will umstrittene Interbanken-Zinssätze abschaffen

König sagte, man müsse sich derzeit als Finanzaufseher fragen, ob eine Reform des bisherigen Systems von Euribor- und Libor-Zinssätzen überhaupt möglich sei. Orientierungswerte, die nur einzig auf Schätzungen von Marktteilnehmern beruhen, hätten sich als äußerst anfällig für Manipulationen erwiesen. Auch war das Vertrauen in die Banken durch deren jahrelange systematische Manipulation des Libor, der als Richtgröße für unzählige Finanzprodukte gilt, stark erschüttert worden.

Mehrere große Banken in Europa, Asien und den USA hatten über Jahre hinweg bewusst falsche Angaben zu den Zinssätzen gemacht. Durch die vertrauliche Übermittlung der Daten blieb dies jedoch lange Zeit unbemerkt. Erst als sich die Libor-Zinsen im Laufe der Finanzkrise nicht wie erwartet veränderten, fielen die Manipulationen auf. Gegen die betroffenen Institute laufen derzeit Ermittlungsverfahren. In Deutschland droht unter anderem der Deutschen Bank eine Milliarden-Strafe. Zuletzt wurde die Schweizer Großbank UBS zu einem Bußgeld in Höhe von 1,2 Milliarden Euro verurteilt.

Die Referenzzinssätze Libor und Euribor werden täglich von den Banken ermittelt. Dabei ist die London InterBank Offered Rate (Libor) für Dollar-Geschäfte besonders wichtig. Die Euro InterBank Offered Rate (Euribor) bestimmt dagegen den Zinssatz für Termingelder in Euro. Zur Berechnung des Libor melden die – gemessen an ihren Marktaktivitäten – 18 bedeutsamsten Banken an jedem Geschäftstag die Zinsen, die sie auf Kredite anderer Institute zahlen müssen. Daraus wird ein Durchschnittswert errechnet. Die Ermittlung des Euribor erfolgt anhand von 43 Kreditinstituten.