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Immer weniger Deutsche melden Privatinsolvenz an

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Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen in Deutschland ist 2015 einmal mehr zurückgegangen. Einzig die Generation 60 plus ist von dieser Entwicklung ausgenommen – auch im vergangenen Jahr blieb Altersarmut ein Problem.
Altersarmut

Altersarmut: Entgegen der allgemeinen Entwicklung meldeten über 60-Jährige 2015 häufiger Privatinsolvenz an als 2014.

2015 wurden mit 107.919 Privatinsolvenzen so wenige Fälle von Zahlungsunfähigkeit registriert, wie seit 2005 nicht mehr. Zu diesem Ergebnis kommt die Wirtschaftsauskunftei Bürgel in ihrem aktuellen Schuldenbarometer. Im Vergleich zum Vorjahr (11.269 Fälle) ging die Anzahl an Verbraucherinsolvenzen demnach um rund sechs Prozent zurück. Gegenüber 2010 – dem Jahr mit den bis dato meisten neu eröffneten Verfahren – liegt der Rückgang sogar bei 22 Prozent. Seinerzeit hatten 139.110 Bundesbürger Insolvenz angemeldet.

Diese positive Entwicklung, die nach Angaben von Bürgel vor allem auf die geringere Arbeitslosigkeit und die höheren Reallöhne infolge der Niedrig-Inflation zurückzuführen ist, soll sich nach Einschätzung Norbert Sellins weiter fortsetzen: „Für das Jahr 2016 gehen wir von weiter sinkenden Zahlen bei den Privatinsolvenzen aus. Aktuell rechnen wir am Jahresende mit 100.000 Insolvenzen“, prognostiziert der Geschäftsführer der Auskunftei.

Altersarmut: Generation 60 plus immer häufiger insolvent

Eine Altersgruppe bleibt von der allgemeinen Entwicklung bislang jedoch ausgeschlossen: Bei den über 60-Jährigen ist die Zahl der Verbraucherinsolvenzen 2015 gestiegen und das bereits das vierte Mal in Folge. Grund dafür sind laut Bürgel vor allem Krankheit und die niedrigen Renten, die eine zunehmende Altersarmut begünstigten. Mit 10.751 Fällen wurde im vergangenen Jahr demnach rund ein Prozent mehr Fälle von privater Zahlungsunfähigkeit registriert als noch 2014.

Demgegenüber wurde der stärkste Rückgang bei den 18- bis 20-Jährigen festgestellt. Laut Bürgel wurden zuletzt 530 Personen dieser Altersgruppe zahlungsunfähig – das sind rund 19 Prozent weniger als im Vorjahr. An zweiter Stelle folgten die 41- bis 50-Jährigen, die mit 29.308 Privatinsolvenzen zwar noch immer die größte Gruppe darstellen, im Vergleich zu 2014 jedoch um 11 Prozent seltener Insolvenz anmeldeten.

Nord-Süd-Gefälle: In Bremen ist die Privatinsolvenz am verbreitetsten

Deutschlandweit kamen 2015 auf 100.000 Einwohner 133 Privatinsolvenzen. In sechs der sechzehn Bundesländer lag die Quote unterhalb dieses Durchschnitts, das gilt besonders für Bayern (85 je 100.000 Einwohner), Baden-Württemberg (96) und Thüringen (102). Weit über dem Durschnitt lag indes die Zahl der Verbraucherinsolvenzen in Bremen mit 212 Fällen je 100.000 Einwohner, gefolgt vom Saarland (184) und Hamburg (181). Das Saarland einmal außen vor gelassen, meldeten damit auch in 2015 tendenziell Verbraucher aus dem Norden der Bundesrepublik häufiger Insolvenz an als solche aus dem Süden.

Trotz leichter Annäherung: Mehr Männer als Frauen sind insolvent

Analog zu den Vorjahren eröffneten auch 2015 mehr Männer als Frauen ein Privatinsolvenzverfahren. Konkret lag das Verhältnis zwischen beiden Geschlechtern bei 63.273 zu 44.646 Fällen. Auch in Relation zur Einwohnerzahl bestätigt sich dieses Verhältnis: So kamen auf 100.000 Bundesbürger im Schnitt 159 insolvente Männer und 108 insolvente Frauen. Beide Geschlechter näherten sich im Hinblick auf die Privatinsolvenzen in 2015 etwas an: Waren Männer 2014 noch um 50 Prozent häufiger zahlungsunfähig als Frauen, so lag die Differenz 2015 nur noch bei rund 42 Prozent.

Gründe für und vorbeugende Maßnahmen gegen eine Privatinsolvenz

Einer Privatinsolvenz eilt immer eine Überschuldung voraus. Von einer solchen wird dann gesprochen, wenn ein Verbraucher seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, weil seine Einnahmen zur Deckung der Ausgaben nicht mehr genügen. Je nach den individuellen Einkommensverhältnissen können oftmals schon kleinere Beträge Auslöser einer Privatinsolvenz sein, wie auch die Zahlen von Bürgel belegen: Während die durchschnittliche Verschuldung, die 2015 zu einer Verbraucherinsolvenz führte, bei 33.500 Euro lag, waren es bei den unter 25-Jährigen knapp unter 10.000 Euro.

Die Gründe einer Überschuldung sind vielfältig und nicht in jedem Fall selbstverschuldet. Zu den sechs häufigsten Ursachen zählen der Wirtschaftsauskunftei zufolge Arbeitslosigkeit, ein zu niedriges Einkommen, eine gescheiterte Selbstständigkeit, eine Veränderung der Familienverhältnisse, Krankheit, aber auch ein unüberlegtes Konsumverhalten. Gerade im Hinblick auf diesen letzten Punkt können und sollten Verbraucher selbst aktiv werden, um eine Überschuldung zu verhindern.

 
Zu den vollständigen Ergebnissen des Schuldenbarometers 2015 gelangen Sie hier.