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Die deutschen Sparkassen bekommen die Auswirkungen der Niedrigzinsphase zu spüren und reagieren mit einem Umbau ihrer Geschäftsstruktur. Neue Ertragsmöglichkeiten werden erschlossen und Kosten gesenkt – nicht immer zum Wohle der Kunden.
Zinstief veranlasst Sparkassen zum Umbruch: Weniger Filialen und Personal, mehr Gebühren für Leistungen
Für Georg Fahrenschon, dem Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), steht fest: „Die Effekte der Niedrigzinsen sind zum ersten Mal deutlich sichtbar.“ Auf der Bilanz-Pressekonferenz der Sparkassen-Finanzgruppe in Frankfurt am Main machte er am Mittwoch deutlich, dass und vor allem wie sich die Sparkassen an die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) anpassen. Im vergangenen Jahr wurden einerseits neue Ertragsquellen ausgelotet und andererseits Kosten eingespart.
Das Ergebnis: Zwar büßten die Sparkassen gegenüber dem Vorjahr 840 Millionen Euro an Zinsüberschüssen ein – ein Minus von 3,7 Prozent, ausgerechnet bei der wichtigsten Ertragsquelle der Geldhäuser. Trotzdem bleibt der Überschuss stabil bei 2,0 Milliarden Euro. Das hat zwei Gründe, über die sich Bankkunden wenig freuen dürften: Weniger Filialen und Personal auf der einen und höhere Gebühren, etwa fürs Girokonto, auf der anderen Seite. Insgesamt wurden die Kosten um 157 Millionen Euro reduziert.
Vorerst keine Negativzinsen für Kleinsparer
Obwohl die deutschen Sparkassen 2016 insgesamt 560 Millionen Euro an Strafzinsen an die EZB zahlen mussten, wollen sie diese Kosten vorerst nicht in Form von Strafzinsen an ihre Kunden weiterreichen. Hierzu betonte Fahrenschon: „Negativzinsen für Sparer sehe ich weiterhin nicht. Die Sparkassen wollen einen solchen Schritt nicht und wir stemmen uns mit ganzer Kraft dagegen, auch auf Kosten der eigenen Ertragslage.“ Sollte eine Sparkasse tatsächlich Strafzinsen für alle Privatkunden einführen, käme es zu einem Dominoeffekt – die anderen Sparkassen sähen sich ebenfalls dazu gezwungen, Strafzinsen zu verlangen. Sonst bestünde die Gefahr, dass noch mehr Sparer ihr Geld bei ihnen anlegen und sie umso mehr Strafzinsen an die EZB zahlen müssten. Auch Georg Fahrenschon teilt diese Befürchtung: „Wir sind uns sehr wohl bewusst, was passieren würde, wenn ein Institut plötzlich damit anfängt.“
Es wird weiter an der Gebührenschraube gedreht
Strafzinsen für Kleinsparer werden also vorerst vermieden. Stattdessen drehen die Sparkassen kräftig an der Gebührenschraube. Gebühren für Girokonten und damit verbundene Leistungen wurden schon im letzten Jahr flächendeckend eingeführt. Die deutschen Sparer scheint das jedoch nicht abzuschrecken: 2016 standen zwei Millionen Kontoschließungen knapp 2,2 Millionen Kontoeröffnungen gegenüber. Die Zahl der Girokonten stieg insgesamt um 216.000 auf 35 Millionen an. Auch die den Sparkassen anvertrauten Kundeneinlagen wuchsen gegenüber dem letzten Jahr um 3,3 Prozent auf 890 Milliarden Euro an. Nicht zuletzt aufgrund dieser Zahlen dürften die Sparkassen den Weg der Gebühren weiter gehen: Laut Georg Fahrenschon wird die „verursachergerechte Bepreisung von Leistungen“ fortgesetzt. Kunden, die für die Sparkasse mehr Aufwand bedeuten, sollen diesen Aufwand künftig auch mehr bezahlen. Schon bei der Gebühreneinführung im letzten Jahr blieben Online-Transkationen daher deutlich günstiger als jene, die in der Filiale in Auftrag gegeben wurden.
Sparkassen im Umbruch
Um weiterhin Kosten einsparen zu können, sollen auch in diesem Jahr Arbeitsplätze „sozialverträglich abgebaut“ werden, so Fahrenschon. Bereits 2016 wurden 9.000 Stellen nicht mehr neu besetzt, wodurch sich die Zahl der Mitarbeiter um vier Prozent auf 224.700 verringerte. Ebenso wurden im vergangenen Jahr 900 Filialen geschlossen und als Teilausgleich 200 Selbstbedienungsfilialen eröffnet. Damit sank die Zahl der Standorte inklusive Selbstbedienungsstellen auf 13.784. Dieser Trend soll sich laut Fahrenschon fortsetzen. Gleichzeitig wollen die Sparkassen ihr Online-Angebot ausbauen. Bislang haben die Sparkassen rund zwei Milliarden Online-Kundenkontakte jährlich, davon allein 800 Millionen über die Sparkassen-App.