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Die niedrigen Zinsen machen Sparern das Leben schwer: Viele sehen sich als Benachteiligte der aktuellen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Immobilien werden als Geldanlage beliebter, klassische Sparprodukte haben dagegen eingebüßt.
Sparer leiden unter der Niedrigzinsphase - steigende Zinsen erwarten die meisten in naher Zukunft nicht.
An diesem Donnerstag tagt der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB). Viele Bundesbürger erwarten allerdings nicht viel von der EZB – fast drei Viertel geben laut einer Studie der Fondsgesellschaft Union Investment an, eher wenig oder sogar kein Vertrauen in die europäischen Währungshüter zu haben. Von der Geldpolitik der EZB und den daraus resultierenden niedrigen Zinsen profitiere vor allem der Staat, heißt es. Fast 60 Prozent der Befragten stimmen dieser Aussage zu.
Mehr als die Hälfte meint, die Niedrigzinsphase würde Krisenstaaten im Euroraum und privaten Unternehmen helfen. Dass Privatpersonen profitieren, etwa durch die niedrigen Bau- oder Kreditzinsen, finden nur 16 Prozent. 56 Prozent meinen, Verbraucher litten unter der Entwicklung.
Immobilien werden als Geldanlage attraktiver
Entsprechend denken viele auch bei der Geldanlage um. Das zeigt das aktuelle Anlegerbarometer von Union Investment: Bei den beliebtesten Geldanlagen der Deutschen liegt die Immobilie mit 74 Prozent vorn und hat gegenüber dem ersten Quartal des Jahres sogar noch zugelegt. Auch die Aktie legt zu: Gut ein Drittel der Befragten (36 Prozent) finden sie als Geldanlage attraktiv.
Über die Studie
Das Marktforschungsinstitut Forsa ermittelt seit dem Jahr 2001 im Auftrag von Union Investment quartalsweise Zahlen zum Anlegerverhalten in Deutschland. Befragt werden 500 Privatpersonen im Alter von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen.
Klassische Sparformen, wie Tagesgeld, Festgeld und das Sparbuch haben dagegen an Beliebtheit eingebüßt. Tagesgeld und Festgeld stellen noch für 22 beziehungsweise 17 Prozent ein attraktives Sparprodukt dar. Das Sparbuch belegt mit 14 Prozent den letzten Rang.
Sparer erwarten kein Ende des Zinstiefs
„Der gefühlte Leidensdruck der Anleger sorgt offenbar dafür, dass sie sich mit Alternativen für ihre Geldanlage beschäftigen“, sagt Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment. 41 Prozent der Sparer können sich vorstellen, zumindest einen kleinen Teil ihrer Ersparnisse in chancenreichere Anlagen zu investieren. Das sind fünf Prozent mehr als noch Ende 2015.
Anleger sind zwar optimistisch, was die Wertentwicklung von Aktien angeht, an eine baldige Veränderung des Zinsniveaus glauben allerdings nur wenige. Knapp ein Viertel (23 Prozent) geht von weiter sinkenden Zinsen aus – eine deutliche Steigerung zum Vorquartal (13 Prozent). 63 Prozent glauben, dass das Zinsniveau gleich bleibt. Mit steigenden Zinsen rechnen lediglich 11 Prozent.
Sparen mit Tagesgeld und Festgeld bringt noch Rendite
Trotz der Ängste von Sparern um die Ertragsmöglichkeiten mit klassischen Anlageprodukten: Wer Aktien scheut, kann auch mit Tagesgeld und Festgeld noch eine Rendite erwirtschaften. Vor allem die niedrige Inflationsrate führte in den vergangenen Monaten dazu, dass die Rentabilität dieser Sparprodukte sogar gestiegen ist. Das zeigt auch der Sparerindex, der monatlich den jeweils höchsten Tagesgeldzins im CHECK24-Vergleich der jährlichen Inflation gegenüberstellt. Demnach können Sparer heute mit Tagesgeld höhere reale Gewinne erwirtschaften als noch vor einigen Jahren. Zwar gab es damals höhere Sparzinsen auf Guthaben, allerdings blieb aufgrund der ebenfalls höheren Inflation kaum etwas von den Zinsgewinnen übrig.