Größtes Hindernis für den erhofften Inflationsanstieg blieben über das Jahr hinweg die Energiepreise, wie aus den am Dienstag veröffentlichten Pressemitteilungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und des statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) ersichtlich wird.
Deutschland: Rückläufige Inflationsrate zum Jahresende
Im Jahresdurchschnitt erhöhten sich die Verbraucherpreise in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr um 0,3 Prozent. Damit setzt sich der Abwärtstrend bei der jährlichen Teuerungsrate bereits seit 2011 kontinuierlich fort. Seinerzeit hatte die Inflation noch über zwei Prozent betragen.
Ursache des geringen Preisanstieges im Jahr 2015 waren insbesondere die Energiepreise, die im Vergleich mit dem Vorjahr um durchschnittlich sieben Prozent zurückgingen. Vor allem Heizöl und Kraftstoffe verbilligten sich mit einem Minus von 23,1 respektive 10,0 Prozent deutlich. Unter Ausschluss der Energiepreisentwicklung hätte die jährliche Teuerungsrate laut Pressemittelung hingegen bei 1,1 Prozent gelegen.
Zur gleichen Zeit mussten deutsche Verbraucher im Schnitt 0,8 Prozent mehr für Nahrungsmittel zahlen als noch im Jahr 2014. Allem voran wurden Obst (+5,0 Prozent) und Gemüse (+5,3 Prozent) teurer. Gleiches gilt für Dienstleistungen: Hier erhöhten sich die Preise im Schnitt um 1,2 Prozent.
Mit Blick auf den Dezember 2015 ist das Bild ähnlich: Mit einem Wert von 0,3 Prozent hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise gegen Jahresende etwas verlangsamt. Im November noch hatte die jährliche Inflationsrate bei 0,4 Prozent gelegen.
Eurozone: Leichtes Inflationsplus im Dezember
Im Gegensatz hierzu stieg die jährliche Inflationsrate innerhalb des Euroraums im Dezember 2015 leicht an. Eurostat zufolge betrug sie zuletzt 0,2 Prozent, was sowohl gegenüber der Rate vom vorangegangenen November (0,1 Prozent*) als auch der Rate vom Dezember 2014 (-0,2 Prozent) eine Verbesserung darstellt.
Während auch hier insbesondere der Teilindex Energie mit einem jährlichen Preisrückgang um 5,8 Prozent im Dezember am stärksten senkend wirkte, stiegen insbesondere die Preise für Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak mit einem durchschnittlichen Plus von 1,2 Prozent gegenüber Dezember 2014. So wurde beispielsweise Gemüse um 4,1 Prozent teurer, wohingegen flüssige Brennstoffe sich im Jahresvergleich um 22 Prozent verbilligten.
EU-weit lag der Anstieg der Verbraucherpreise ebenfalls bei 0,2 Prozent, nach 0,1 Prozent im November und -0,1 Prozent im Dezember 2014. Dabei wurde in zwölf der 28 Mitgliedsstaaten eine negative Rate gemessen, allen voran in Bulgarien (-0,9 Prozent), Rumänien (-0,7 Prozent), Zypern und Slowenien (je -0,6 Prozent). Demgegenüber erhöhten sich die Verbraucherpreise in Belgien (1,4 Prozent), Malta (1,2 Prozent) und Österreich (1,1 Prozent) am meisten.
Fazit: Bis zum Inflationsziel ist es noch ein weiter Weg
Auch, wenn sich die Inflationsrate inzwischen wieder einigermaßen stabil im Plus bewegt, bleibt sie noch immer weit vom eigentlichen Ziel der Europäischen Zentralbank entfernt, die eine Preiswertstabilität erst bei einer Teuerung von knapp unter zwei Prozent als gewährleistet sieht. Experten gehen davon aus, dass es
noch bis 2020 dauern kann, ehe dieses Ziel erreicht ist.
*Die jährliche Inflationsrate für November 2015 wurde von Eurostat revidiert. Ursprünglich war eine Rate von 0,2 Prozent gemeldet worden.