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Finanzwissen Folge 5 Was sind Zinsen?

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Unser Erspartes vermehren sie – so wir denn welche erhalten -, für geliehenes Geld zahlen wir sie: Zinsen. Doch was genau sind Zinsen eigentlich? Welche Arten von Zinsen gibt es? Und was sind Zinseszinsen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.  
Finanzwissen_Zinsen

Ohne Zins und Zinseszins können Sparer kein Vermögen aufbauen.

Fast jeder hat eine Vorstellung davon, was Zinsen sind. Doch welche verschiedenen Arten von Zinsen es gibt und wonach sich die Höhe der Zinsen bemisst, ist wohl den wenigsten bekannt. Zeit also Licht ins Dunkle zu bringen. Während Zinsen in einigen Religionen verboten waren oder noch verboten sind, kommt ihnen heutzutage eine zentrale Rolle im Geldsystem zu. Ohne Zinsen würde unser Wirtschaftssystem nicht funktionieren. Es gäbe keine Anreize, Geld zu verleihen und weniger Anreize, um Geld zu sparen. Banken erheben Zinsen auf Kredite und vergeben Zinsen für Spareinlagen. Durch Zinsen können Sparer Vermögen aufbauen. Wer über Zins und Zinseszins Bescheid weiß, der kann seine finanziellen Angelegenheiten erfolgreicher regeln.
 

Welche Arten von Zinsen gibt es?

Es gibt eine ganze Reihe von Zinsen, die uns im Alltag immer wieder begegnen. Die verschiedenen Zinsarten im Überblick:

Definition Zinsen

Der Begriff „Zins“ leitet sich vom lateinischen „census“ ab, was so viel bedeutet wie „Abschätzung“. Abschätzen deshalb, weil in der Antike Zinsen weniger mit Geld als mit Waren wie etwa Getreide bezahlt wurden. Zinsen sind das Entgelt, das ein Schuldner einem Gläubiger als Gegenleistung für vorübergehend überlassenes Kapital zahlt. Weil der Gläubiger für eine gewisse Zeit auf sein Geld verzichtet und er dieses somit nicht nutzen kann, zahlt ihm der Schuldner mit den Zinsen eine Entschädigung. Zinsen werden hauptsächlich in Prozent angegeben. Da Zinsen pro Kalenderjahr berechnet werden, steht hinter dem Zins in der Regel die Abkürzung p.a." was „per annum“, also „pro Jahr“ bedeutet.

Sollzins: Auch als Nominalzins bekannt, bezeichnet der Sollzins den Zins, den eine Bank für einen geliehenen Geldbetrag berechnet.

Habenzins: Auch der Habenzins wird als Nominalzins bezeichnet. Dabei handelt es sich um denjenigen Zinssatz, den die Bank etwa einem Sparer auf das bei ihr angelegte Kapital zahlt.

Effektivzins: Bei Krediten beinhaltet der Effektivzins im Gegensatz zum Sollzins alle anfallenden Kosten im Kalenderjahr. Darum ist der Effektivzins auch immer ein bisschen höher als der Sollzins. Auch bei Spareinlagen gibt es Effektivzinsen. Einen Effektivzins erkennt man an der Abkürzung eff. p.a." die beim Zins mit angegeben wird.

Bei einem Vergleich immer auf den Effektivzins achten

Egal ob Kredit oder Geldanlage: Der Effektivzins eignet sich am besten für einen Vergleich verschiedener Angebote, da er wiedergibt, wie viel ein Kreditnehmer unterm Strich zahlt oder ein Sparer mit seinem Ersparten erwirtschaftet.

Minimalzins und Maximalzins: Bei Krediten mit bonitätsabhängiger Verzinsung, also solchen, bei denen sich der Zins an der Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers orientiert, definieren die Banken eine Zinsspanne. Verbraucher mit sehr guter Bonität erhalten im günstigsten Fall den Minimalzins aus dieser Zinsspanne, Kreditnehmer mit nicht ganz so guter Bonität müssen im schlechtesten Fall den Maximalzins zahlen.

Zweidrittelzins: Bei solchen Krediten mit bonitätsabhängigen Zinsen geben die Banken zur Orientierung stets einen Zweidrittelzins an. Er sagt aus, welchen Zinssatz zwei Drittel aller Kunden höchstens bezahlen.  

Realzins: Der Realzins gibt an, welchen Zinssatz ein Sparer für sein Vermögen abzüglich der Inflation bekommt. Er entspricht in etwa der Differenz aus Sollzins und Inflationsrate. Liegt der Realzins über Null, so heißt das, dass der Sparer selbst nach Abzug der Inflation noch Gewinn erwirtschaftet. Ein Realzins von null Prozent bedeutet immerhin noch vollen Inflationsausgleich, wohingegen ein Realzins unter null Prozent inflationsbedingte Verluste bedeutet.

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Negativzins: Ein Zins kann auch negativ sein. Sparer, deren Geldanlage negativ verzinst ist, zahlen also dafür, dass sie ihr Geld bei einer Bank parken. Seit einiger Zeit berechnet eine Handvoll Kreditinstitute in Deutschland für Spareinlagen über 100.000 Euro Negativzinsen, die auch Strafzinsen genannt werden. Seit Neuestem gibt es vereinzelt auch Kredite mit Negativzinsen. In diesem Fall muss der Kreditnehmer keine Zinsen bezahlen, sondern bekommt welche von der Bank, oder anders formuliert: Er muss weniger zurückzahlen, als er sich geliehen hat.

Leitzins: Wie hoch die Zinsen auf unser Erspartes oder auf unsere Kredite ausfallen, ist nicht zuletzt eine Frage der Zinspolitik der Zentralbank. Um die Inflation anzukurbeln oder zu bremsen, können Zentralbanken die Leitzinsen senken oder erhöhen. Ist der wichtigste Leitzins, der Hauptrefinanzierungszins, niedrig, können sich Banken günstig Geld bei einer Zentralbank leihen. Diese niedrigen Zinsen geben die Banken dann mit einem gewissen Aufschlag an die Kreditnehmer weiter. Die Verbraucher können mehr kaufen, was sich positiv auf Konjunktur auswirkt. Danach sollten die Preise steigen und damit auch die Inflation. Aktuell liegt der Leitzins der EZB bei 0,00 Prozent. Banken können sich also Geld zum Nulltarif bei der EZB leihen.

Ein weiterer Leitzins ist der Einlagezins. Banken können überschüssiges Zentralbankguthaben bei der Zentralbank bis zum nächsten Geschäftstag anlegen. Der Einlagezins liegt im Euroraum momentan bei -0,4 Prozent. Die Banken müssen also für bei der EZB geparktes Geld Zinsen zahlen, anstatt Zinsen zu bekommen. Das soll bezwecken, dass die Banken überflüssiges Geld verleihen, anstatt es bei der EZB anzulegen. Wenn sich Banken kurzfristig über Nacht Geld bei der EZB leihen wollen, müssen sie dafür den Spitzenrefinanzierungszins von 0,25 Prozent bezahlen.

Was sind Zinseszinsen?

Es gibt nicht nur Zinsen auf Guthaben oder Schulden. Auch Zinsen werden verzinst. Durch den Zinseszins wachsen Guthaben exponentiell. Ein Sparer, der 100 Euro zu fünf Prozent Zinsen im Jahr anlegt, hat am Ende des Jahres ein Guthaben von 105 Euro. Hebt er die Zinsen nicht ab, werden diese wieder verzinst. Am Ende des zweiten Jahres beträgt das Guthaben 110,25 Euro, da die kompletten 105 Euro zu fünf Prozent verzinst wurden. Im dritten Jahr wird wieder das komplette Guthaben von 110,25 Euro verzinst. Am Ende des dritten Jahres beträgt das Guthaben somit bereits 115,76 Euro. Nach 20 Jahren ist das Ersparte schließlich auf 265,33 Euro angewachsen. Hätte der Sparer nur die Zinsen auf die ursprünglich von ihm angelegten 100 Euro bekommen, hätte er nach 20 Jahren nur 200 Euro gehabt. Da es sich um eine Exponentialfunktion handelt, wird der Unterschied immer deutlicher, je länger das Geld angelegt ist. Nach 30 Jahren wäre das Ersparte dank Zinseszins bereits auf 432,19 Euro angewachsen. Ohne Zinseszins würde es nur 250 Euro betragen. Durch den Zinseszins-Mechanismus wächst das Guthaben im Lauf der Zeit immer schneller.

Seit wann gibt es Zinsen?

Zinsen sind älter als Banken oder das Geld selbst. Laut dem Genossenschaftsverband Bayern wird angenommen, dass mit Beginn des Ackerbaus etwa vor 12.000 Jahren die ersten Zinsen entstanden. Bauern liehen sich gegenseitig Saatgut und erhielten nach der Ernte einen größeren Teil zurück. Die ersten schriftlich belegten Zinssätze gab es etwa 3.000 vor Christus in Mesopotamien: 33,3 Prozent zahlte man seinerzeit auf Kredite in Gerste und 20 Prozent auf geliehenes Silber. Später, im antiken Griechenland um 500 vor Christus, gab es bereits Hypothekendarlehen mit Zinsen in Höhe von acht bis zwölf Prozent. Im Römischen Reich gab es eine gesetzliche Obergrenze für Zinsen. Diese durften dort nicht höher sein als 8,3 Prozent. Im vierten bis fünften Jahrhundert stieg die Obergrenze auf 12,5 Prozent.

Im Alten Testament und im Koran gibt es ein Zinsverbot, also ein Verbot, für das Verleihen von Geld Zinsen zu verlangen. Zumindest im Christentum wurde dieses Verbot eher locker ausgelegt. Heute gilt dieses Zinsverbot nur noch im Islam.

Im Mittelalter bildeten sich mit Venedig, Genua oder auch Lübeck die ersten Handelszentren aus, was dazu führte, dass die Kreditwirtschaft schnell wuchs. Im 14. Jahrhundert lagen die Zinssätze in Venedig bei etwa fünf Prozent. Während der Renaissance und mit dem Aufkommen großer Bankhäuser fielen die Zinsen weiter. Große Bankhäuser wie die Augsburger Fugger vergaben Geschäftskredite zu fünf und sieben Prozent. Während des 17. Jahrhunderts entstanden die ersten Notenbanken in Schweden und England. Die Bank of England vergab Geschäftskredite zu drei Prozent Zinsen jährlich. In den Niederlanden gab es zu dieser Zeit mit 1,75 Prozent den niedrigsten Zins.

Den niedrigsten Zins der Geschichte gibt es erst seit Kurzem: Im Zuge der Finanzkrise senkte die amerikanische Notenbank FED den Leitzins auf 0,00 bis 0,25 Prozent. Die EZB zog wenige Jahre später nach und senkte den Refinanzierungszins ebenfalls auf 0,0 Prozent. Der Einlagezins von -0,4 Prozent, den Banken für bei der EZB geparktes Guthaben bezahlen müssen, ist sogar noch niedriger. Auffallend in der Geschichte der Zinsen ist, dass die Zinsen abgesehen von kleinen Ausnahmen im Laufe der Zeit immer niedriger wurden. So erhalten Kreditnehmer und Sparer heutzutage wirklich historisch niedrige Zinsen.
 

Alle bisherigen Teile der Serie Finanzwissen

✓ Folge 1: Was ist Geld?
✓ Folge 2: Wie entsteht Geld?
✓ Folge 3: Warum wird mein Geld weniger wert?
✓ Folge 4: Was machen eigentlich Zentralbanken?