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Um zukunftsfähig zu bleiben, dürfen sich die Banken der Digitalisierung nicht verschließen, findet Andreas Dombret. Bild: Bundesbank
Das Geschäftsmodell der deutschen Banken krankt – in puncto Effizienz und Profitabilität kommen die Geldhäuser hierzulande den griechischen Banken gleich, urteilt eine Studie der Beratungsgesellschaft Bain & Company. Ein hartes Urteil – aber auch ein gerechtes? Für Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret ist klar: Die Banken dürfen sich nicht mehr zu einseitig auf Zinserträge konzentrieren und der Digitalisierung verschließen. In seiner Rede bei der Bain Bankers Lounge erklärt er, wie sich die Finanzinstitute aus seiner Sicht verändern müssen, um auch in Zukunft noch mit dem Wettbewerb mithalten zu können.
Mit diesen inzwischen mehr als zwei Jahrzehnte alten Worten von Bill Gates begann Dombret seine Rede in Frankfurt. Doch ganz so drastisch wie der Microsoft-Gründer sieht es der Bundesbank-Vorstand nicht. Auch in Zukunft werde es noch Banken geben, so Dombret. Allerdings nur diejenigen, die bereit sind, sich zu verändern, und mit den Bedürfnissen ihrer Kunden Schritt halten.
Bis dato stellten die Zinseinnahmen für viele, vor allem kleinere und mittelgroße, Banken die Hauptertragsquelle dar. Umso mehr setzt ihnen die Zinsentwicklung der letzten Jahre zu. Für Dombret steht damit fest: Wer zu stark auf Zinserträge baut, der ist nicht zukunftsfähig. Neue Ertragsquellen müssen her. Die da wären?
Viele Kunden haben ihn in den vergangenen Monaten zu spüren bekommen, den Versuch deutscher Banken, neue Einnahmequellen zu erschließen. Hier ein bisschen an den Gebühren fürs Girokonto schrauben, da die Strafzinsen der EZB an die vermögenden Kunden weitergeben – was kurzfristig neue Erträge bringen mag, kann nach Ansicht Dombrets keine nachhaltige Lösung sein. Nicht, wenn der Wettbewerb nicht mitzieht.
Welche Folgen die Gebührenerhöhungen haben können, hat sich am Beispiel Postbank gezeigt: Seit gut einem Jahr zahlen viele ihrer Kunden Gebühren für die Kontoführung, die bis dahin gratis war. Nicht wenige Kontoinhaber haben ihre Konsequenzen daraus gezogen, ihr Girokonto gekündigt und sind zu Direktbanken wie der ING-DiBa übergesiedelt, bei denen das Konto noch immer kostenlos ist.
Jede neunte Bank, die die Bundesbank zusammen mit der Bafin kürzlich befragt hat, steht derzeit kurz vor einer Fusion. Ebenso viele Geldhäuser ziehen in Erwägung, sich in den kommenden fünf Jahren mit einer anderen Bank zusammenzuschließen. Ist das womöglich die Lösung? Nein, findet Dombret. Zwar seien Fusionen und Übernahmen wegen des hohen Wettbewerbs unvermeidlich. Allerdings bringe ein solcher Schritt nicht automatisch neue Einnahmequellen mit sich. Auch bei einem Zusammenschluss müssten Banken daher ihr Geschäftsmodell einmal hinterfragen und an den sich verändernden Kundenbedürfnissen ausrichten. Doch wie sehen die eigentlich aus?
„Aus Banken werden Dienstleister mit Banklizenzen; aus Kontoinhabern und Hausbankkunden werden User“, so Dombret. Die Digitalisierung macht auch vor den Geldhäusern nicht Halt – Bankkunden legen immer größeren Wert darauf, ihre Bankgeschäfte online oder auch mobil zu erledigen.
Zwar gebe es heute noch genügend Menschen, die Bankleistungen auf traditionellen Wegen bevorzugten, so der Bundesbank-Vorstand, allerdings werde sich deren Anteil in den kommenden Jahren verringern. Banken müssten sich daher gezwungenermaßen digitalen Vertriebswegen mehr öffnen – und das am besten, indem sie sich die „digitale Expertise der Fintechs zunutze machen“.
Auch wenn Dombret es für unwahrscheinlich hält, dass die jungen Finanzdienstleister die traditionellen Banken und Sparkassen verdrängen, so misst er ihnen doch einen hohen Stellenwert bei. Sie könnten Banken dabei unterstützen, etwa neue App-Angebote zu entwickeln und damit den Bedürfnissen der Bankkunden wieder gerecht zu werden. Das ermögliche neue Gebührenmodelle – welche genau, das lässt Dombret allerdings offen.
„Wer der Evolution entgegenhält, dass die Umstände aber unbequem sind, wird vermutlich gefressen werden. Und ähnlich verändert der technologische Wandel die Wertschöpfung des Bankensektors. Davor gibt es kein Entrinnen.“
Andreas Dombret, Mitglied der Deutschen Bundesbank
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