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Zu knappe Öffnungszeiten für Berufstätige, bequeme digitale Services, Filialschließungen: Die Bankenwelt ändert sich – auch weil Kunden oft lieber online ihr Girokonto verwalten oder Kreditangebote einholen.
Während in der Finanzmetropole Frankfurt am Main viele Kreditinstitute angesiedelt sind, schrumpft die Zahl der Filialbanken in Deutschland zunehmend.
Wenn Bankvorstände davon sprechen, dass Filialen künftig zusammengelegt, integriert oder umgezogen werden sollen, folgen in der Regel Filialschließungen. Dass diese in Deutschland bald gang und gäbe sein werden, erwartet Oliver Mihm, Vorstand der Beratungsfirma Investors Marketing. Seiner Einschätzung nach werden bis 2025 rund 40 Prozent der derzeit 34.000 deutschen Bankfilialen geschlossen.
Während einige Geldhäuser dabei eher zaghaft vorgehen, hat die Hypo-Vereinsbank bereits im Vorjahr 40 Prozent ihrer 600 Filialen geschlossen und die übrigen modernisiert. Die Deutsche Bank teilte am Sonntag mit, im Laufe des kommenden Jahres 188 ihrer 683 Standorte auflösen zu wollen. Schrumpfen wird auch eines der größten Filialnetze Deutschlands, nämlich das der Commerzbank. Sie unterhält derzeit bundesweit 1050 Zweigstellen. Zwar betont Privatkunden-Vorstand Michael Mandel, dass Filialschließungen im großen Stil bei der Commerzbank nicht geplant sind. Darauf festlegen, wie viele Filialen bis 2020 noch existieren werden, will er sich aber nicht. In den letzten vier Jahren hat die Commerzbank 150 Zweigstellen aufgelassen, obwohl sie im Gegensatz zur Konkurrenz damit geworben hat, ihr flächendeckendes Netz nicht auszudünnen.
Bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken dürfte die Zahl der Filialen aufgrund von Zusammenschlüssen zurückgehen. Einer Erhebung des Handelsblatts zufolge haben die Sparkassen angekündigt, in diesem Jahr rund 290 Standorte zu schließen. Bei den Genossenschaftsbanken sind mehr als 70 Schließungen geplant.
Banken versuchen, sich auf verändertes Kundenverhalten einzustellen
Viele Banken begründen die Schließungen mit dem Ausbleiben der Kunden. So etwa die Deutsche Bank oder die Hypo-Vereinsbank, deren Kunden Unternehmensinformationen zufolge im Schnitt nur noch einmal im Jahr für Bankgeschäfte in die Filiale kommen. Sparkassenmitarbeiter begrüßen ihre Kunden ebenfalls nur einmal jährlich direkt vor Ort. Die Smartphone-App der Sparkasse rufe der Kunde hingegen durchschnittlich 200 Mal im Jahr auf. Darauf verweist Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon. Er will auf das veränderte Verhalten der Kunden reagieren. Sein Lösungsansatz sieht eine Aufwertung der Filialen vor. „Nun kann man diese Aufwertung der Geschäftsstellen nicht in Ein- oder Zwei-Personen-Filialen umsetzen. Diese werden deshalb zu größeren Einheiten zusammengefasst. Damit sinkt zwingend die Zahl der Geschäftsstellen“, erklärte Fahrenschon auf der diesjährigen Handelsblatt-Jahrestagung „Zukunftsstrategien Sparkassen und Landesbanken“ Ende Februar.
Auf den ersten Blick klingt das plausibel: Schließlich ist es nicht sinnvoll, etwas aufrechtzuerhalten, das nicht genutzt wird. Gleichzeitig geben die Banken damit ein Stück Verantwortung für die Schließungen an ihre Kunden ab. Sie argumentieren: Wir stehen in den Filialen bereit, doch niemand kommt, daher müssen wir leider schließen. Bleibt die Frage: Wieso kommt niemand?
Öffnungszeiten genügen vielen Kunden nicht
Das kann mit den zum Teil knapp bemessenen Öffnungszeiten der Geschäftsstellen zusammenhängen. Sie machen es Berufstätigen oft schwer, in der Filiale vorbeizukommen, um sich ausführlich beraten zu lassen. Der Finanzblogger Dr. Hansjörg Leichsenring sieht eine Ursache für die zum Teil unattraktiven Öffnungszeiten darin, dass diese oft immer noch an den Erfordernissen des Bankentarifvertrags und nicht am Bedarf des Kunden ausgerichtet sind. Im Übrigen: Einem Onlinebericht des Handelsblatts zufolge sind bei den Volks- und Raiffeisenbanken häufig genau diese Filialen, die nur stundenweise an wenigen Wochentagen geöffnet haben, von den Schließungen betroffen.
Online-Banking oft nicht nur bequemer, sondern auch günstiger
Ein weiterer Grund, wieso Kunden nicht mehr so häufig Filialen aufsuchen, ist das gestiegene Interesse am Online-Banking. Verbraucher können damit Bankgeschäfte bequem zuhause vom Sofa aus erledigen − jederzeit. Das ist in der Regel auch günstiger. Eine Online-Überweisung, die Kunden zeit- und ortsungebunden durchführen können, ist kostenlos. Für Papierüberweisungen, die Verbraucher nur während der Öffnungszeiten der Geschäftsstelle in Auftrag geben können, müssen sie je nach Bank Gebühren bezahlen. Auch für den Online-Abschluss eines Ratenkredits bietet ihnen ihre Filialbank oft deutlich günstigere Zinsen als vor Ort. Das belegt eine Studie des Deutschen Instituts für Servicequalität. Für den Kunden kann der Filialbesuch demnach mit finanziellen Nachteilen verbunden sein. Vor diesem Hintergrund erscheint das Internet als ein von den Banken selbstgeschaffener Feind der Filialen.