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Das Ringen, wer günstiger ist, gewinnt deutlich der Ratenkredit. Doch in Einzelfällen lohnt sich auch der Dispo.
13,75 Prozent: Diesen Zinssatz zahlen Kunden der Volksbank Oberbayern Südost, wenn sie ihr Girokonto überziehen. Damit verzeichnet die Volksbank bundesweit den höchsten Dispo-Zinssatz, wie eine Untersuchung von 1.306 Banken, Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken der Zeitschrift Finanztest ergab. Im Durchschnitt verlangten die Banken einen Dispozins von 9,72 Prozent. Im Vergleich dazu sind Kreditzinsen auf einem historisch niedrigen Stand. Das heißt, Kunden zahlen deutlich weniger, wenn sie statt des Dispokredits einen Ratenkredit aufnehmen.
Wie viel Geld sie sparen können, zeigen Beispielrechnungen von CHECK24. Dafür berechnete das Vergleichsportal den durchschnittlichen Zinssatz für vier verschiedene Szenarien von fiktiven Personen, wenn diese ihren Dispo mit einem zwischen August 2017 und Juli 2018 über CHECK24 abgeschlossenen Ratenkredit abgelöst hätten.
Angenommen, Herr Brat muss eine Summe von 1.000 Euro aufnehmen, um sein Girokonto auf null zu bringen. Diesen Betrag möchte er binnen zwei Jahren in gleichbleibenden monatlichen Raten zurückzahlen. Für diese Summe und Laufzeit haben Kunden über CHECK24 im Schnitt einen effektiven Jahreszins von 3,24 Prozent erhalten. Das sind rund sechs Prozentpunkte weniger als der durchschnittliche Dispozins. Bei einer Laufzeit von 24 Monaten hätte Herr Brat mit einem Ratenkredit 66,22 Euro gespart.
Wenn Herr Brat eine gute Bonität besitzt, könnte er über CHECK24 seinen Dispo ablösen und vom Minuszins profitieren. Denn wer sich 1.000 Euro zum effektiven Jahreszins von -5,0 Prozent für zwölf Monate leiht, zahlt nur 972 Euro an Zinsen zurück. Im Vergleich zum durchschnittlichen Dispozins für die Laufzeit von einem Jahr spart sich Herr Brat durch den Minuszins insgesamt 78,67 Euro an Zinskosten. Dieses Angebot können Kunden noch bis zum 15. Oktober über CHECK24 erhalten.
Im Fall von Frau Dutt stehen 3.000 Euro im Kreditvertrag, die sie für den Dispo-Ausgleich benötigt. Sie zahlt die Summe binnen 36 Monaten zurück. Im Schnitt erhielten Kunden diese Summe über die Laufzeit von drei Jahren zu einem Zinssatz von 2,79 Prozent, wenn sie den Kredit zwischen August 2017 und Juli 2018 über CHECK24 abgeschlossen haben. Frau Dutt hätte also 129,07 Euro an Zinsen an die Bank gezahlt, was für sie eine Ersparnis von 321,01 Euro im Vergleich zum Dispo bedeutet.
Herr Zick ist seit Längerem im Minus, auch er braucht 3.000 Euro. Er begleicht die Summe jedoch innerhalb von fünf Jahren. Im Durchschnitt haben Kunden bei einem Kreditabschluss über CHECK24 für dieses Szenario einen Zinssatz von 4,34 Prozent erhalten. Beim Dispo müsste Herr Zick für 60 Monate 763,83 Euro an Zinsen zahlen, für einen Ratenkredit nur 335,57 Euro. Damit hätte er sich insgesamt über die fünf Jahre hinweg 428,26 Euro gespart. Das ist zwar in der Summe eine größere Ersparnis als bei Frau Dutt, allerdings zahlt er für den Ratenkredit insgesamt etwa 200 Euro mehr an Zinskosten als sie.
Frau Winter würde sogar noch mehr sparen. Sie leiht sich 5.000 Euro und zahlt diese Summe in 60 Monaten zurück. Hätte sie über CHECK24 einen Kredit aufgenommen, dann läge der Zinssatz im Durchschnitt statt bei 9,72 Prozent nur bei 3,68 Prozent. Über die gesamte Laufzeit wäre ihre Ersparnis 798,96 Euro gewesen.
Die vier Beispielrechnungen im Überblick | |||||
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Kreditsumme | Laufzeit | Durchschnittlicher Zinssatz (eff. p.a.) | Zinskosten für Ratenkredit | Zinskosten für Dispo (9,72%) | Ersparnis |
1.000 € | 24 Monate | 3,24 % | 33,65 € | 99,87 € | 66,22 € |
3.000 € | 36 Monate | 2,79 % | 129,07 € | 450,08 € | 321,01 € |
3.000 € | 60 Monate | 4,34 % | 335,57 € | 763,83 € | 428,26 € |
5.000 € | 60 Monate | 3,68 % | 474,09 € | 1.273,05 € | 798,96 € |
Wie erklärt sich die fast 800 Euro hohe Ersparnis von Frau Winter im Vergleich zum Fall von Herrn Brat, der nur etwa 70 Euro spart? Da die Zinsen auf den noch offenen Betrag anfallen, müssen Kunden umso mehr Zinsen zahlen, je höher ihre Restschuld ist – oder je länger der Zeitraum ist, über den sie ihren Kredit zurückzahlen. Im Fall des Dispos macht sich das insofern bemerkbar, da der durchschnittliche Zinssatz mit beinahe zehn Prozent sehr hoch ist. Die Zinskosten wachsen auf lange Sicht gesehen stärker an – vor allem, wenn Personen mit höheren Summen ins Minus gerutscht sind.
Bei derselben Kreditsumme sind die Zinskosten umso geringer, je kürzer die Laufzeit ist. Allerdings ist die monatliche Rate umso höher, wie ein Vergleich von Frau Dutt und Herrn Zick zeigen soll. Beide nehmen einen Kredit von 3.000 Euro auf und für eine bessere Vergleichbarkeit gehen wir davon aus, dass beide den gleichen Zinssatz von 2,79 Prozent erhalten hätten. Frau Dutt zahlt 86,92 Euro pro Monat, um den Kredit zu tilgen, während Herr Zick monatlich nur 53,58 Euro zurückgezahlt hätte. Die Laufzeit und der Kreditbetrag sollten sich grundsätzlich daran orientieren, wie viel Kredit sich ein Kreditnehmer leisten kann. Bei der Kreditaufnahme unterstützen Kreditexperten von CHECK24 den Kunden und vermitteln ihm durch persönliche Beratung einen passenden Kredit.
Die Antwort auf die Frage, wann sich ein Ratenkredit lohnt, fällt für jeden Bankkunden anders aus. Wer nur mit einer niedrigen Summe und für eine kurze Zeit in den roten Zahlen ist, für den fallen die Zinskosten bei einem Ratenkredit höher aus als die kurzfristige Überbrückung im Dispokredit. Zahlt ein Kunde für längere Zeit den Dispozins, ist in der Regel ein Ratenkredit günstiger ist. Denn die Zinsen sind zum Teil deutlich höher und werden auf den Tag genau berechnet, das heißt, dass sie täglich für die in Anspruch genommene Summe anfallen.
Als einfache Regel gilt: Wer sein Girokonto nicht überzieht, muss keine Dispozinsen zahlen. Falls größere Investitionen wie ein Auto oder eine Küche finanziert werden müssen, sollten Verbrauer eher auf einen Ratenkredit zurückgreifen. Wer regelmäßig ins Minus rutscht, könnte sich eine Bank suchen, die generell geringere Dispozinsen verlangt. Direktbanken bieten ihren Kunden in der Regel die günstigsten Dispozinsen, wie die Untersuchung der Zeitschrift Finanztest ergeben hat.
Die Autoren raten Kunden, genau hinzuschauen und nachzurechnen. Denn: Einige Banken bieten niedrigere Dispozinsen in Kontomodellen mit höheren Kontoführungsgebühren. So berechnete beispielsweise die Deutsche Skatbank im Kontomodell Girokonto Flat sogar null Prozent für den Dispo, verlangt aber eine Gebühr von 7,50 Euro pro Monat für die Kontoführung. Das könne sich speziell für die Kunden nicht lohnen, wenn diese selten bis nie den Dispokredit in Anspruch nähmen. Ein weiterer Rat der Stiftung Warentest: Wer für die Kontoführung mehr als 60 Euro und für den Dispo mehr als 10 Prozent Zinsen bezahlt, der sollte einen Kontowechsel erwägen. Generell bietet ein Girokonto-Vergleich eine gute Übersicht über die Dispozinssätze der jeweiligen Banken.
Wir haben die über CHECK24 von Anfang August 2017 bis Ende Juli 2018 abgeschlossenen Kredite mit den Verwendungszwecken „freie Verwendung“ und „Ausgleich Dispo“ untersucht. Für die vier Szenarien haben wir jeweils den Durchschnittszins verwendet, den Kunden für die jeweilige Kreditsumme und Laufzeit erhalten haben. Ausgeschlossen bei der Untersuchung haben wir Zinssätze für Sonderangebote, die Banken bei CHECK24 anboten, wie beispielsweise Minuszinsen oder Darlehen mit einem Zinssatz von 0,00 Prozent beziehungsweise 0,99 Prozent eff. p.a. Tag der Auswertung war der 17. September 2018.
Um eine bessere Vergleichbarkeit zu schaffen, gingen wir davon aus, dass sowohl über CHECK24 abgeschlossene Ratendarlehen als auch der Dispokredit in gleichbleibenden Raten zurückgezahlt und keine Sondertilgungen geleistet werden, auch wenn Bankkunden in der Regel den Dispokredit nicht in monatlich gleichen Raten ausgleichen. Außerdem wird der Dispozins auf den Tag genau berechnet und ist im Vergleich zum Ratenkredit variabel.
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