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BaFin will Verbraucher besser schützen Kreditzinsen jetzt im Visier der Finanzaufsicht

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Die BaFin will herausfinden, ob Banken bei Krediten Zinssenkungen nur verzögert an ihre Kunden weitergeben. Die Aufseher haben außerdem die Digitalisierung im Blick: Trotz neuer Finanzprodukte von Fintechs habe für klassische Banken noch längst nicht die letzte Stunde geschlagen. 
 
Elisabeth Roegele, Exekutivdirektorin Wertpapieraufsicht/Asset Management, BaFin

Die BaFin will den Verbraucherschutz stärken, kündigte Elisabeth Roegele an. Foto: buj.net/BaFin

Benachteiligen Banken und Sparkassen ihre Kunden systematisch, indem sie bei Krediten Zinsänderungen mit ungerechtfertigter Verzögerung an ihre Kunden weitergeben? Dieser Frage will die BaFin nachgehen, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Die Finanzaufseher wollen dazu eine gezielte Umfrage unter Kreditanbietern starten. Das kündigte die BaFin-Exekutivdirektorin für Wertpapieraufsicht und Asset-Management, Elisabeth Roegele, am Dienstag auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main an. Die Zinssätze, zu denen sich Banken von der Notenbank oder anderen Geschäftsbanken Geld leihen, verändern sich ständig. Die BaFin will prüfen, ob die Banken ihre Kunden ohne Aufschub an Zinssenkungen beteiligen.

„Kollektiven Verbraucherschutz“ hat die BaFin als neue Aufgabe definiert. Geplant ist Roegele zufolge auch eine Anbieterumfrage zu Bonitätsanleihen. Bei diesen Finanzprodukten hängt die Verzinsung nicht nur von der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens ab, sondern auch von der der Bank, die die Anleihe herausgibt.

Die Finanzaufseher beschäftigen sich außer mit Verbraucherschutz auch mit den Folgen der Niedrigzinsen. Bleiben die Zinssätze dauerhaft auf dem derzeitigen Niveau, sieht BaFin-Präsident Felix Hufeld die Bankenwelt vor Umbrüchen. „Wie muss ein Geschäftsmodell beschaffen sein in einer Welt, in der der klassische Zinsertrag vielleicht nur noch eine untergeordnete Rolle spielt?“ fragte Hufeld in Frankfurt. Schon jetzt mache sich das Zinsniveau in den Bilanzen der gesamten Bankenbranche bemerkbar.

Kapitalaufschlag soll Zinsänderungsrisiken abfangen

Betroffen sind laut Raimund Röseler, Exekutivdirektor der Bankenaufsicht, gerade Institute mit breiter Kundschaft im Einlagen- und Kreditgeschäft. „Mittlerweile weisen deutlich mehr als 50 Prozent aller Kreditinstitute erhöhte Zinsänderungsrisiken auf, Tendenz steigend“, sagte Röseler. Die BaFin werde aus diesem Grund noch in diesem Jahr damit beginnen, für alle rund 1.600 direkt von ihr beaufsichtigten Institute einen Kapitalaufschlag festzusetzen. Dieser soll die Risiken abfangen, denen Vermögenswerte oder der geschäftliche Erfolg von Banken durch Zinsschwankungen ausgesetzt sind.

Neben Niedrigzinsen rüttelt aus Sicht von Hufeld auch die Digitalisierung am etablierten Geschäftsmodell der Banken. Zunehmend forderten Fintechs die Banken heraus, also Unternehmen, die neue digitale Finanzprodukte wie etwa ein Girokonto per Smartphone anbieten. „Ihr Anspruch ist enorm: Sie wollen nicht schüchtern an die Türen der Etablierten klopfen, sie wollen sie eintreten“, so Hufeld. Klassische Banken sind aus Sicht des BaFin-Präsidenten trotz innovativer Angebote von Fintechs allerdings noch längst nicht vom Aussterben bedroht. Den „Stein der Weisen“ hätten die jungen Unternehmen bisher nicht entdeckt. Der Markt werde über Erfolg und Misserfolg entscheiden.

Digitalisierung: Keine Sonderregeln für Fintechs

Die Finanzaufsicht wird laut Hufeld weder etablierte Banken schützen noch Unternehmen mit neuen digitalen Geschäftsmodellen bevorzugen. Der Markt sei aus guten Gründen reguliert. Es gelte: „gleiches Geschäft, gleiches Risiko, gleiche Regel“. Die BaFin stelle an sich selbst den Anspruch, verständlich und schnell zu kommunizieren. Dazu zählt Hufeld zufolge auch das Informationsangebot für Fintech-Gründer auf der BaFin-Webseite, das schrittweise ausgebaut werden solle. 

Was ist die BaFin?

Die Abkürzung bezeichnet die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Ihre mehr als 2.500 Beschäftigten beaufsichtigen unter anderem rund 1.780 Banken, 676 Finanzdienstleister und 573 Versicherungen. Mit ihrer Arbeit soll die BaFin gewährleisten, dass Bankkunden, Versicherte und Anleger dem deutschen Finanzsystem vertrauen können. Zu diesem Zweck achtet die BaFin beispielsweise darauf, dass Kreditinstitute, Versicherer und Finanzdienstleister ausreichend zahlungsfähig sind. Zu den weiteren Aufgaben gehört, zum Schutz von Anlegern unerlaubte Finanzgeschäfte zu bekämpfen. Die BaFin untersteht dem Bundesfinanzministerium und finanziert sich aus Gebühren und Umlagen der beaufsichtigten Institute und Unternehmen.