2,65 Prozent eff. p.a. statt 9,91 Prozent Dispozinsen: Wer den Fehlbetrag auf seinem Girokonto mit Geld aus einem Ratenkredit ausgleicht, kann dreistellige Beträge sparen. Ein Rechenbeispiel.
Die gute Nachricht zuerst: Die Dispozinsen deutscher Banken sind im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken: um 0,34 Prozentpunkte auf durchschnittlich 9,91 Prozent, wie die Stiftung Warentest durch eine Erhebung der Zinssätze von 1.433 Banken, Sparkasse und Genossenschaftsbanken ermittelt hat. Allerdings: Wer zum Überbrücken finanzieller Engpässe über längere Zeit den Dispo nutzt, vergeudet nach wie vor jede Menge Geld. Das zeigt eine
Modellrechnung von CHECK24. Ein Verbraucher, der einen Fehlbetrag von 3.000 Euro auf seinem Konto mit einem zinsgünstigen Ratenkredit umschuldet, kann demnach mehr als 300 Euro sparen.
Für das Beispiel wurde angenommen, ein Bankkunde nimmt zum Ablösen seines Dispokredits einen Ratenkredit von 3.000 Euro über 36 Monate Laufzeit zu dem Zinssatz auf, den Kreditnehmer zuletzt beim Abschluss über CHECK24 durchschnittlich für Beträge zwischen 1.000 und 5.000 Euro erhielten. Die gesamten Kosten dieses Kredits wurden dem Betrag gegenübergestellt, der beim schrittweisen Ausgleichen des Dispokredits über dieselbe Zeitspanne angefallen wäre.
Dispo: Mehr als 400 Euro Zinsen in drei Jahren
Das Ergebnis: Würde ein Bankkunde seinen negativen Kontostand von 3.000 Euro über drei Jahre in gleichbleibenden Raten schrittweise auf 0 ausgleichen, müsste er insgesamt 3.458,88 Euro an die Bank zurückzahlen. Beim durchschnittlichen Dispozinssatz der deutschen Banken fielen mehr als 400 Euro an Zinskosten an. Wer hingegen den Betrag von 3.000 Euro als Ratenkredit aufnimmt, der zahlt dafür beim Abschluss über CHECK24 einen durchschnittlichen Zins von 2,65 Prozent eff. p.a. Dieses Darlehen kostet den Kreditnehmer 122,64 Euro und damit 336,24 Euro weniger als der schrittweise Ausgleich des Dispokredits.
Verbrauchern steht durch diese Umschuldung zwar nicht mehr Geld zur Verfügung – sie gewinnen ja keine zusätzliche Liquidität. Allerdings verringern sie ihre Schulden und bleiben mit ihrem Kontostand nicht über längere Zeit im Minus. Nicht umsonst weisen die Finanzaufsicht Bafin und das Bundesverbraucherschutzministerium darauf hin, dass Verbraucher mit dem Dispo nur kurzfristige Engpässe überbrücken sollten. Andernfalls steige die Gefahr, dass sie irgendwann nur noch schwer aus dem roten Bereich herauskommen.
Zinsunterschiede je nach Geschlecht und Region
Kosten Dispokredit |
Ø Effektivzins |
Ø Gesamtkreditbetrag |
9,91 % |
3.458,88 € |
Kosten Ratenkredit |
Ø Effektivzins Ratenkredit über CHECK24 |
Ø Gesamtkreditbetrag |
Ø Ersparnis durch Dispoablösung |
Ø westliche Bundesländer |
2,61 % |
3.120,70 € |
338,09 € |
Ø östliche Bundesländer (inkl. Berlin) |
2,79 % |
3.129,13 € |
329,76 € |
Ø Männer |
2,54 % |
3.117,55 € |
341,33 € |
Ø Frauen |
2,87 % |
3.132,82 € |
326,06 € |
Ø bundesweit |
2,65 % |
3.122,64 € |
336,24 € |
Quelle: CHECK24/Stiftung Warentest, Stand: 18.08.2016
Die Ablösung eines Fehlbetrags von 3.000 Euro auf dem Konto lohnt sich der Rechnung von CHECK24 zufolge für jeden – allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Geringe, aber doch messbare Unterschiede zeigen sich zwischen Ost- und Westdeutschland sowie den Geschlechtern. Während Menschen in den östlichen Bundesländern inklusive Berlin einen 3.000-Euro-Kredit über CHECK24 zum durchschnittlichen effektiven Jahreszins von 2,79 Prozent erhielten und damit 329,12 Euro sparen konnten, erhielten Bewohner der westlichen Bundesländer durchschnittlich Kredite zu 2,61 Prozent eff. p.a. und sparten noch rund acht Euro mehr. Möglicher Hintergrund des Unterschieds: Die Bonität des Kunden entscheidet mit über die Höhe des Kreditzinses, den ihm die Bank anbietet. In Bundesländern mit vergleichsweise höheren Einkommen erhalten Verbraucher somit Kredite zum Teil zu besseren Konditionen.
Dies ist auch ein möglicher Grund für die Unterschiede bei der Auswertung nach Frauen und Männern. Frauen erhielten mit 2,87% eff. p.a. zuletzt einen um einige Prozentpunkte höheren durchschnittlichen Kreditzins als Männer mit 2,54% eff. p.a. Ihre Ersparnis durch eine Dispo-Ablösung per Ratenkredit fällt um knapp 15 Euro geringer aus als die von Männern.
Verbraucherschützer bemängeln zu wenig Transparenz
Dass die Dispozinsen im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind, ist für die Verbraucherschützer der Stiftung Warentest grundsätzlich eine gute Nachricht. Diese sei allerdings mit Vorsicht zu genießen. Denn in vielen Fälle handle es sich um „Kosmetik“: Viele Banken bieten mittlerweile sogenannte Premiumkonten mit relativ niedrigem Dispozins an, bei denen der Kunde allerdings hohe Kontogebühren bezahlen muss – und dadurch in manchen Fällen schlechter fährt.
Außerdem bemängeln die Verbraucherschützer fehlende Transparenz. Seit März 2016 müssen Banken auf ihrer Internetseite verständlich über ihre Dispozinsen informieren. Als die Stiftung Warentest ihre Untersuchung startete, fehlten diese Angaben dennoch bei 129 Banken. Und 29 machten für den Verbraucher unklare Angaben. Sie gaben zum Beispiel nur an, dass der Dispozins sich aus einem Referenzzinssatz plus einem bestimmten Aufschlag errechne.
Als besonders dreist wertete die Stiftung Warentest, dass manche Banken nicht jede Senkung des Referenzzinssatzes an die Kunden weitergeben. Einige Banken orientieren sich etwa am
Euribor, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Fällt dieser Zinssatz auf einen negativen Wert, setzen sie zur Berechnung allerdings den Wert 0 an – dem Verbraucher kommt dies also nicht zugute. Der Bafin dürfte diese Praxis nicht gefallen: Im Mai hat die Finanzaufsicht angekündigt, die
Kreditzinsen von Banken unter die Lupe zu nehmen. Der Verdacht der Aufseher: Banken benachteiligen ihre Kunden systematisch, indem sie Zinssenkungen nicht an sie weitergeben.
So haben wir gerechnet
Unsere Beispielrechnung bezieht sich auf einen Ratenkredit über 3.000 Euro mit einer Laufzeit von 36 Monaten. Der Vergleich setzt die durchschnittlich in Deutschland erhobenen Zinsen für einen Dispositionskredit in Relation zu den durchschnittlichen Effektivzinsen, die CHECK24-Kunden für einen Ratenkredit zur Ablösung eines Dispos in gleicher Höhe zahlen. Berücksichtigt wurden alle zwischen April 2015 und März 2016 über CHECK24 abgeschlossenen Ratenkredite mit Verwendungszweck „Ausgleich Dispo“ oder zur freien Verwendung und einer Kreditsumme von 1.000 Euro bis 5.000 Euro. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden Dispo- und Ratenkredit im Beispiel mit fixen monatlichen Raten getilgt.
Einen Überblick über die Studienergebnisse erhalten Sie auf unserer
Sonderseite.