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Im Internet locken zahlreiche Anbieter mit Krediten ohne Bonitätsprüfung und Schufa – oft gegen Vorkasse. Dabei ist größte Vorsicht geboten: Oft handelt es sich schlichtweg um Betrug oder Abzocke. Wie Sie seriöse von zwielichtigen Anbietern unterscheiden.
Bis zu 400.000 Menschen fallen jährlich auf unseriöse Kreditanbieter herein.
Obwohl die Zinsen für Kredite in den vergangenen Jahren drastisch gesunken sind, fällt es vielen Menschen immer noch schwer, an geliehenes Geld zu kommen. Das kann zum Beispiel an der schlechten Bonität der Antragssteller liegen. Wer nur über ein sehr geringes Einkommen verfügt oder bereits Eintragungen in seiner Schufa-Akte hat, wird von den Banken meist abgelehnt. Genau auf diese Zielgruppe haben es daher zahlreiche zwielichtige Kreditvermittler abgesehen, die online um arglose Kunden werben.
Bis zu 400.000 Menschen jährlich betroffen
Bereits 2013 ging der Fall einer Frau durch die Medien, die auf einen solchen zwielichtigen Anbieter hereingefallen war. Trotz negativer Schufa-Bewertung sollte ihr ein dringend benötigter Kredit vermittelt werden. In einem Brief wurde ihr bereits die "Genehmigung in Höhe von 5.000 Euro" in Aussicht gestellt. Das Geld wurde allerdings nie ausbezahlt. Für die junge Frau war das besonders tragisch: Anstatt mit dem sehnlich erwarteten Geld ihre Mietschuld begleichen zu können, war sie nun um rund 250 Euro ärmer. Diese Summe hatte sie nach Aufforderung durch den angeblichen Kreditvermittler per Nachnahme gezahlt – im Glauben, der Kredit sei bereits bewilligt.
Das Brisante an der Geschichte: Der erwähnte Anbieter ist im Internet nach wie vor aktiv und wirbt erfolgreich um die Aufmerksamkeit ahnungsloser Kreditsuchender. Davon zeugen zahlreiche Berichte auf Plattformen wie Verbraucherschutz.de. Insgesamt würden in Deutschland pro Jahr rund 400.000 Menschen auf unseriöse Kreditvermittler hereinfallen, so die letzte Schätzung der Schufa von 2012.
Kosten statt Kredite
Das Vorgehen der unseriösen Anbieter ist immer sehr ähnlich. Vor der Auszahlung des Kredits werden die Antragssteller dazu genötigt, Geld an den angeblichen Vermittler zu bezahlen. Oft stellen die Betrüger diese Summen als Bearbeitungs- oder Vermittlungsgebühren dar. In anderen Fällen nutzen angebliche Kreditvermittler die Gelegenheit, um unsinnige Zusatzprodukte wie Versicherungen oder überteuerte Kreditkarten zu verkaufen. Ein Darlehen bekommen die Kunden aber in beiden Fällen praktisch nie.
Vorsicht ist nicht nur bei privaten Vermittlern geboten, deren Angebote Verbraucher meist unaufgefordert und in schlechtem Deutsch per Mail erhalten. Einige unseriöse Anbieter betreiben auch aufwändig gestaltete Internetpräsenzen. Sie werben mit Facebook-Anzeigen und tauchen in der Google-Suche auf. Auf ihren Websites werden verschiedene Produkte aufgelistet, allgemeine Geschäftsbedingungen genannt und häufige Fragen beantwortet. Manchmal werden sogar angebliche Kundenmeinungen präsentiert. Ihre Namen ähneln dabei nicht selten denen bekannter seriöser Anbieter.
Viele Rechtsverstöße, kaum Klagen
Prof. Dr. Hugo Grote unterrichtet an der Hochschule Koblenz Wirtschafts-, Sozial- und Internetrecht. Er war 2012 für die rechtliche Einschätzung der Schufa-Studie zu schufafreien Krediten zuständig. In den Praktiken der Anbieter fand er zahlreiche Rechtsverstöße. Die Palette reiche von Betrug durch Täuschung und Verletzung von Aufklärungspflichten über Wucher bis zu irreführender Werbung, sagte er. Dennoch komme es nur selten zu Strafverfahren gegen die Anbieter.
Dass es sich bei einer Website nur um Scheinangebote für Kredite handelt, erkennen Verbraucher mitunter an den Kosten für Versand und Beratung. Bei seriösen Anbietern sind diese Leistungen stets kostenlos. Gebühren werden allenfalls nach dem Geldeingang fällig. „Zahlen Sie nie für einen Kredit, den Sie noch nicht erhalten haben“, rät daher Gunda Lauckenmann von Verbraucherschutz.de. Ratsam ist auch eine Online-Recherche zum jeweiligen Anbieter. So erkennen Verbraucher im Zweifel schnell, ob sie sich tatsächlich auf der Seite eines namhaften Anbieters befinden oder nur auf einer täuschend ähnlichen Adresse. Bei vielen unseriösen Anbietern finden sich dabei auch schnell einschlägige Berichte auf Verbraucherschutzplattformen oder Finanzportalen.
Kredite ohne Schufa haben ihren Preis
Es gibt freilich auch seriöse Anbieter schufafreier Kredite. Kunden sollten sich aber dessen bewusst sein, dass sich die Geldhäuser das damit einhergehende Risiko entsprechend bezahlen lassen. Für die Kreditnehmer macht sich das in erster Linie durch höhere Zinsen bemerkbar. Zusätzlich können auch noch weitere Ausgaben entstehen, indem beispielsweise der Abschluss einer Restschuldversicherung gefordert wird. In jedem Fall gilt es die Konditionen im Kleingedruckten genauestens zu lesen und zu überprüfen, ob ein regulärer Kredit nicht doch die bessere Option wäre.
Wer dringend Geld braucht, aber aufgrund schlechter Kreditwürdigkeit nicht an ein anderes Darlehen kommt, ist bei einer kostenfreien Schuldnerberatung gut aufgehoben. Oft zeigen sich hier bessere und sicherere Lösungen für das Problem. Wer zum Beispiel bereits verschuldet ist, kann häufig durch eine Umschuldung viel Geld sparen – und unter Umständen dabei zugleich die eigene Bonität erhöhen.
„Auf keinen Fall zahlen“: So schützen Sie sich vor unseriösen Anbietern
Als Sprecherin des gemeinnützigen Vereins Verbraucherschutz Deutschland online beschäftigt sich Gunda Lauckenmann seit vielen Jahren mit unseriösen Kreditvermittlern, die im Internet aktiv sind. Auf der Website des Vereins berichten Verbraucher von zahlreichen Erfahrungen mit solchen Anbietern. Wir haben sie gefragt, was Verbraucher tun können, um nicht auf zweifelhafte Angebote hereinzufallen.
CHECK24: Ich möchte im Internet einen Kredit beantragen. Woran erkenne ich seriöse Anbieter?
Gunda Lauckenmann: Bei unseriösen Anbietern erhält der Verbraucher nach wenigen Minuten die Meldung: Ihr Kredit wurde genehmigt. Das heißt, dass hier nicht geprüft wurde, ob ein Kredit überhaupt zustande kommen kann. Sie erhalten sofort nach der Kreditanfrage einen Vertrag, den Sie per Nachnahme bezahlen sollen. Allerdings bekommen Sie keinen Kreditvertrag, sondern zum Beispiel eine sogenannte Finanzsanierung. Der Verbraucher überliest diese Formulierung im Kleingedruckten und unterschreibt einen Vertrag, für den er keinesfalls einen Kredit bekommt.
Seriöse Anbieter versenden dagegen eine Bestätigungsmail, dass der Kreditantrag eingegangen ist und man sich melden wird, falls es Rückfragen gibt. Das erfolgt dann telefonisch. Es wird geprüft, ob alle erforderlichen Unterlagen vorhanden sind. Danach wird der Antrag an die jeweilige Bank weitergeleitet und der Verbraucher bekommt seinen Kreditvertrag. Vereinzelt kann es vorkommen, dass auch ein seriöser Kreditvermittler Gebühren verlangt – aber wenn, dann erst nach der Kreditauszahlung.
CHECK24: Nehmen wir an, ich habe die Formulierung im Kleingedruckten überlesen und werde zu einer Zahlung aufgefordert. Was sollte ich jetzt tun?
Auf keinen Fall zahlen! Seriöse Kreditvermittler verlangen vom Verbraucher weder Vorkosten noch Bearbeitungsgebühren noch sonstige Entgelte. Diese Kosten übernehmen die Banken, die den Kredit auszahlen. Verbraucher sollten solche Post nicht annehmen und die Nachnahme niemals bezahlen. Auch spätere Schreiben von diesem Absender müssen sie ignorieren.
CHECK24: Kann ich das Geld zurückfordern?
Das ist schwierig, da es sich, wie gesagt, um äußerst unseriöse Firmen handelt, die auf Anschreiben dieser Art gar nicht reagieren. Allenfalls könnte ein Anwalt etwas ausrichten. Aber welcher Verbraucher, der vielleicht 98 Euro per Nachnahme gezahlt hat, möchte gerne noch zusätzlich einen teuren Anwalt beauftragen – gerade wenn der Ausgang ungewiss ist? Ein Verbraucher hatte auf unserer Plattform berichtet, dass er nach Androhung rechtlicher Schritte sein Geld zurückerhalten hätte. Aber ob diese Masche heute noch wirkt, wage ich zu bezweifeln.