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Nichts wird in Deutschland so häufig per Kredit finanziert, wie das Auto. Wofür sich die Deutschen sonst noch Geld leihen, zeigt die EOS Schuldenstudie 2017.
Nachsparen statt vorsparen lautet derzeit die Devise: Wegen der aktuellen Niedrigzinsen sind hierzulande mehr und mehr Verbraucher bereit, einen Kredit aufzunehmen. Vor allem bei der Konsumfinanzierung hat die Nachfrage zuletzt deutlich zugelegt, wie die Europäische Zentralbank jüngst mit ihrer Bank Lending Survey bei den Geldhäusern dieses Landes in Erfahrung gebracht hat.
Doch was genau finanziert er denn, der deutsche Kreditnehmer? Und wie unterscheidet er sich von Darlehensnehmern anderer Nationen? Das hat die Unternehmensgruppe EOS in ihrer repräsentativen, von Forsa durchgeführten Befragung für die Schuldenstudie 2017 herausgefunden. Die fünf wichtigsten Ergebnisse:
51 Prozent der mehr als 2.000 von der EOS Gruppe befragten deutschen Verbrauchern begleichen derzeit Schulden. Mehr als die Hälfte von ihnen zahlt die Finanzierung der eigenen vier Wände ab (28 Prozent), jeder Fünfte tilgt indes die Raten eines klassischen Ratenkredites von der Bank. Monatliche Teilbeträge einer Händlerfinanzierung werden noch bei jedem siebten deutschen Kreditnehmer fällig, vier Prozent zahlen monatliche Leasing-Raten.
Drei von vier Bundesbürgern haben sich in der Vergangenheit schon einmal Geld von Bank oder Händler geliehen und das, obwohl die Mehrheit der Deutschen laut Studie eher vermeidet, Schulden zu machen. Doch für die Kreditaufnahme gibt es gute Gründe – denn wer hat schon genügend Geld angespart, um die eigenen vier Wände oder einen Neuwagen komplett aus eigener Tasche zu bezahlen?
Der Schritt ins Eigenheim oder der Kauf einer Eigentumswohnung sind für die Deutschen der Grund schlechthin, der eine Kreditaufnahme rechtfertigt. Ganze 82 Prozent der Bundesbürger können sich vorstellen, für den Kauf oder Bau von Haus oder Wohnung ein Darlehen aufzunehmen.
Tatsächlich aber wird eines hierzulande noch viel häufiger finanziert, als das eigene Zuhause: das Fahrzeug. Gut zwei Drittel (60 Prozent) derjenigen Umfrageteilnehmer, die sich in der Vergangenheit schon einmal Geld bei der Bank oder im Handel geliehen haben, haben sich davon ein Auto oder Motorrad geleistet. Ein Eigenheim hat noch fast jeder Zweite (45 Prozent) finanziert. Für Modernisierungs- und Renovierungsarbeiten an den eigenen vier Wänden hat sich jeder Fünfte in Deutschland schon einmal Geld geliehen, fast ebenso viele haben Einrichtungsgegenstände oder Haushaltsgeräte schon in Raten abbezahlt.
Ein Blick auf diese fünf häufigsten Kreditverwendungen macht deutlich: Wenn sich der Deutsche Geld leiht, dann tut er das in der Regel für Anschaffungen, von denen er noch lange etwas hat. Ganz anders tickt da der typische russische Kreditnehmer, für den die EOS-Studie ebenfalls Zahlen liefert: Der nämlich finanziert nichts so häufig wie Unterhaltungselektronik – jeder dritte Kredit dient hier dem Kauf von Fernseher, PC oder Smartphone.
300 Euro oder mehr im Monat dafür verwenden, Schulden zu begleichen? Das kommt nur für 38 Prozent der Deutschen infrage. Und doch sind Raten in dieser Höhe üblich, immerhin zahlen 30 Prozent aller Bundesbürger und damit die Mehrheit der Kreditnehmer Monat für Monat 300 Euro, einige sogar mehr als 750 Euro an ihre Gläubiger.
Was zunächst nach viel klingt, hat eine plausible Erklärung, werden doch gerade bei den Immobilienkrediten hohe monatliche Raten fällig, die jedoch zugleich die Ausgaben für die Wohnungsmiete ersetzen.
Im Umkehrschluss sind die Raten in Russland, wo Unterhaltungselektronik die Liste der Kreditverwendungen anführt, deutlich niedriger – hier kommt kaum jemand auf eine monatliche Rate von mehr als 20.000 Rubel, also umgerechnet gut 300 Euro.
Wissen, wie viel Kredit noch offen ist: Das tut der Deutsche ganz gewiss. Gerade einmal drei Prozent aller Darlehensnehmer in der Bundesrepublik wissen der Studie zufolge nicht, wie viel Geld sie noch zurückzahlen müssen. Ein erfreuliches Ergebnis, das ebenso gut auch anders aussehen könnte: Unter den US-Amerikanern, die die Studie ebenfalls als Vergleichsgröße anführt, kennt dagegen gut jeder siebte (15 Prozent) die Höhe seiner Verbindlichkeiten nicht. In Russland trifft das auf jeden Achten zu (12 Prozent).
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