Damit hat sich die Zahl der überschuldeten Personen in Deutschland das zweite Jahr in Folge erhöht, wenn auch in einem geringeren Maße als noch im vergangenen Jahr. Per 1. Oktober 2015 wurden 44.000 mehr Schuldner registriert als im Jahr 2014. Verglichen hierzu hatte der Anstieg in der Vorjahreserhebung noch bei 90.000 Personen gelegen.
Trotz dieses geringeren Zuwachses, der laut Creditreform unter anderem auf eine spürbare Bevölkerungszunahme zurückzuführen ist, zeigt sich ein bedenklicher Trend: Den Zahlen zufolge erhöhte sich insbesondere der Anteil der Verbraucher, deren Schulden juristische Folgen haben, etwa im Sinne einer Privatinsolvenz.
Verbraucher aus den neuen Bundesländern öfter überschuldet
Ein Vergleich der Verschuldungszahlen für die neuen und die alten Bundesländer zeigt: Verbraucher aus dem Osten der Bundesrepublik sind nach wie vor häufiger überschuldet als solche aus dem Westen. Mit 1,10 Millionen Schuldnern beträgt die Schuldnerquote in den östlichen Bundesländern aktuell 10,26 Prozent; im Westen liegt sie indes mit 9,86 Prozent (5,62 Millionen Schuldner) fast vier Prozent darunter. Gleichzeitig war in den westlichen Bundesländern zuletzt jedoch ein stärkerer Anstieg der Quote (+1,5 Prozent) zu beobachten als in den östlichen Bundesländern (+1,1 Prozent).
Nord-Süd-Gefälle: Überschuldung im Bundesländervergleich
Aktuelle Schuldnerquoten nach Bundesland
|
Bayern |
7,12 % |
Baden-Württemberg |
8,09 % |
Thüringen |
9,08 % |
Sachsen |
9,66 % |
Rheinland-Pfalz |
9,89 % |
Hessen |
10,00 % |
Brandenburg |
10,04 % |
Niedersachsen |
10,40 % |
Mecklenburg-Vorpommern |
10,43 % |
Hamburg |
10,57 % |
Schleswig-Holstein |
10,77 % |
Saarland |
11,33 % |
Nordrhein-Westfalen |
11,52 % |
Sachsen-Anhalt |
12,59 % |
Berlin |
12,99 % |
Bremen |
14,08 % |
Deutschland gesamt |
9,92 % |
Wesentlich deutlicher ist der Unterschied unterdessen zwischen dem Norden und dem Süden des Landes. So ist in Bayern zwar die Zahl der überschuldeten Verbraucher zuletzt prozentual am stärksten gestiegen, mit einer Schuldnerquote von 7,12 Prozent liegt das Bundesland allerdings noch immer weit unter dem Bundesdurchschnitt. Die zweitniedrigste private Verschuldung findet sich im Nachbarland Baden-Württemberg mit einer Quote von 8,09 Prozent, gefolgt von Thüringen mit einem Schuldneranteil von 9,08 Prozent aller über 18-Jährigen. Deutlich höher ist die Überschuldung hingegen im nördlichen Teil Deutschlands, insbesondere in Bremen (14,08 Prozent), Berlin (12,99 Prozent) sowie in Sachsen-Anhalt (12,59 Prozent).
Geschlechtervergleich: Zahl der verschuldeten Frauen gestiegen
Ein Vergleich der Verschuldung männlicher und weiblicher Verbraucher zeigt: Frauen sind nach wie vor weniger verschuldet als Männer. Während die Schuldnerquote beim weiblichen Teil der Bevölkerung derzeit bei 7,39 Prozent liegt, beträgt sie bei den Männern laut aktuellem Schuldneratlas 12,61 Prozent. Damit erhöhte sich die Anzahl weiblicher Schuldner im Jahresvergleich um 0,6 Prozent. Bei den Männern lag der Anstieg mit 0,7 Prozent leicht darüber.
Langfristig betrachtet zeichnet sich allerdings ein anderer Trend ab: So waren per 1. Oktober 2015 23,3 Prozent mehr Frauen verschuldet als noch im Jahr 2004, wohingegen sich die Zahl der männlichen Schuldner im gleichen Zeitraum um 6,9 Prozent verringerte.
Gleichwohl liegt die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung bei den Frauen mit 27.600 Euro weitaus niedriger als bei den Männern mit 39.100 Euro. Geschlechterunabhängig ergibt sich auf bundesweiter Ebene eine aktuelle private Verschuldung von 34.000 Euro pro Kopf – das sind 500 Euro weniger als noch im Jahr 2014.
Gründe einer Überschuldung und Präventionsmöglichkeiten
Gründe für eine Überschuldung, das bedeutet für die
Unfähigkeit eines Schuldners, seine ausstehenden Verpflichtungen in absehbarer Zeit zu begleichen, gibt es viele. Neben Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit oder auch einer gescheiterten Selbstständigkeit spielt nach Angaben der Auskunftei auch das Konsumverhalten der deutschen Verbraucher einer zunehmend wichtige Rolle. So sei der aktuelle Anstieg der Überschuldungsfälle insbesondere eine Folge des erhöhten Konsums in den Jahren 2011 und 2012.
Gerade aber hinsichtlich ihres Kauf- und Finanzierungsverhaltens können Verbraucher selbst aktiv werden und einer Überschuldung vorbeugen. Einige Tipps haben wir in unserem
Beitrag vom 3. November zusammengetragen.