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Interview mit CHECK24 Geschäftsführer Dr. Tim Koniarski
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"Jeder sollte eine echte Kreditkarte haben"

München, 21.04.2021 | 12:48 | fbr

Eine klassische Girocard, Kreditkarte oder doch eine Debitkarte? Wenn es nach den Banken geht, ist die Marschrichtung klar: Sie setzen aktuell verstärkt auf die Debitkarte. Was die Vorteile solcher Debitkarten sind, wo der Unterschied zur klassischen Girocard liegt und warum Verbraucher zusätzlich immer noch eine Kreditkarte haben sollten, erklärt Payment-Experte Dr. Tim Koniarski, Geschäftsführer Karten und Konten bei CHECK24, im Interview.

Eine echte Kreditkarte bietet dank ihres Kreditrahmens auch heute noch Vorteile..
Beim Bezahlen bietet eine Kreditkarte weiterhin viele Vorteile. Foto: Westend61/Getty Images
Herr Koniarski, die meisten Banken geben aktuell vermehrt Debitkarten aus – was hat es damit eigentlich auf sich?
Dr. Tim Koniarski: Die Debitkarte ist im Grunde genommen der Nachfolger der klassischen EC-Karte bzw. Girocard und wird von immer mehr Banken ausgegeben. Im Vergleich zu der bekannten EC-Karte sind Debitkarten in vielen Bereichen vorteilhaft. Zum Beispiel, was die Nutzung und Bezahlungsfunktionen sowohl Online als auch im Ausland angeht. Insofern gehen Banken – sowohl Neobanken als auch traditionelle Banken – dazu über, des Öfteren Debitkarten an ihre Kunden auszugeben. Einfach, weil diese Karten im Alltag viel nutzerfreundlicher sind.


Was unterscheidet eine Debitkarte denn von einer Girocard?
Dr. Tim Koniarski: Grundsätzlich ist die Girocard ein rein deutsches Phänomen. Die Girocard im klassischen Sinn kann fürs Bezahlen und Abheben nur in Deutschland verwendet werden. Der große Vorteil einer Debitkarte ist, dass diese auch im Ausland problemlos funktioniert. Das liegt daran, dass bei Debitkarten Partnerunternehmen wie Visa und Mastercard angeschlossen sind. Und deren Karten werden – im Gegensatz zur klassischen Girocard - auch im Ausland nahezu überall akzeptiert. Selten kann es jedoch passieren, dass kleinere Geschäfte in Deutschland noch keine Kreditkarten und dann auch keine Debitkarten zur Bezahlung akzeptieren.

Sie haben gesagt, Debitkarten werden wie auch „klassische“ Kreditkarten von Mastercard und Visa ausgegeben und tragen daher ja auch ihr Logo. Daher kann beim Kunden der Eindruck entstehen, dass es sich bei beiden Karten um Kreditkarten handelt. Ist das so, oder wo liegen die Unterschiede? 
Dr. Tim Koniarski: Das ist eine gute Frage. Manche Debitkarten von Visa und Mastercard sehen tatsächlich wie Kreditkarten aus, ohne aber über deren Funktion zu verfügen. Wenn ich mit meiner Debitkarte bezahle, wird der bezahlte Betrag innerhalb von ein bis zwei Werktagen von meinem Girokonto abgebucht. Ich bekomme also dabei vom Kartenherausgeber keinen kurzfristigen Kreditrahmen gewährt. Und genau das ist der große Unterschied einer Debitkarte zu einer klassischen Kreditkarte. Denn bei einer klassischen Kreditkarte habe ich die Möglichkeit, heute etwas zu bezahlen, das erst später von meinem Konto abgebucht wird.

Dr. Tim Koniarski, Geschäftsführer bei CHECK24 Karten und Konten

CHECK24 Kreditkarten-Experte: Dr. Tim Koniarski ist seit 2021 Geschäftsführer Karten und Konten bei CHECK24. Der Finanzexperte arbeitet seit mehr als vier Jahren bei CHECK24 und beschäftigt sich mit allen finanziellen Themen rund um digitales Payment und Bezahlen.

Abgesehen davon, dass ich keinen Kreditrahmen bekomme – haben Debitkarten verglichen mit Kreditkarten wirklich keine Einschränkungen?
Dr. Tim Koniarski:  Debitkarten haben, weil sie keinen Kreditrahmen liefern, den Nachteil, dass sie in gewissen Situationen nicht akzeptiert werden. Zum Beispiel bei einer Mietwagenbuchung, bei der man eine Kreditkarte als Sicherheit hinterlegen muss. Deshalb sollte aus meiner Sicht jeder eine echte Kreditkarte haben, um auch für solche Fälle ideal ausgestattet zu sein. 

Sie sagen jeder sollte eine Kreditkarte im Geldbeutel haben. Gibt es auch noch andere Situationen – abgesehen von einer Mietwagenbuchung – warum das so ist?
Dr. Tim Koniarski: Grundsätzlich kann man sagen, dass Kreditkarten gerade dann vorteilhaft sind, wenn man sich im Ausland aufhält. Das gilt für sämtliche Aktivitäten rund um eine Reise wie eben bei Mietwägen. Aber auch bei Hotelbuchungen werden Kreditkarten oft als Sicherheit verlangt, während Debitkarten nicht akzeptiert werden. Außerdem ist es durchaus möglich, dass das Geld abheben mit Debitkarten im Ausland begrenzt oder nur gebührenpflichtig möglich ist. Hier gibt es Kreditkartenlösungen, bei denen kostenloses Abheben von Bargeld, aber auch das Bezahlen mit der Karte zum Beispiel im Restaurant, grundsätzlich kostenfrei sind. Solche Kreditkarten liefern dann enormes Sparpotenzial. Außerdem bietet die Kreditkarte mit dem gewährten Kreditrahmen die Möglichkeit, größere Investition oder auch Urlaubsreisen zu finanzieren – auch wenn kurzfristig gegebenenfalls nicht genügend Rücklagen auf dem Girokonto vorhanden sind. Die Rückzahlung erfolgt dann entweder zum festgelegten Zahlungsziel zinsfrei und meist am Monatsende oder auch in Teilzahlungen. Im Fall von Teilrückzahlungen sind aber dann unbedingt die Zinskosten zu beachten.

Gibt es wichtige Punkte, auf die ich bei der Wahl einer Kreditkarte achten sollte?
Dr. Tim Koniarski:  Vor allem sollte man darauf achten, dass eine Kreditkarte im Idealfall keine Kosten verursacht. Sie sollte also ohne Jahresgebühr ausgegeben werden und die Bargeldabhebung und das Bezahlen im In- und Ausland gebührenfrei sein. Ganz wichtig ist auch, bei der Kreditkartenwahl auf die Möglichkeiten für den Rechnungsausgleich zu achten. Grundsätzlich kann man zwar immer die Kreditkartenabrechnung bezahlen. Am einfachsten ist es aber, wenn ein vollständiger Ausgleich durch eine automatische Lastschrift am Monatsende vom Girokonto möglich ist. Denn dann wird die Rechnung anstandslos beglichen und der Karteninhaber muss keine Zeit investieren. So läuft er auch nicht in Gefahr, teure Zinsen für den bereitgestellten Kreditrahmen zu zahlen, wenn er einmal vergessen hat, die monatliche Kreditkarten-Rechnung rechtzeitig zu überweisen.

Eine Kreditkarte hole ich mir ja oft nicht nur für einen Tag – was macht eine Giro-, Debit- und Kreditkarte für mich auch langfristig zu einer guten Wahl?
Dr. Tim Koniarski:  Neben der Gebührenfreiheit geht es dabei um die Frage, wie meine persönlichen Präferenzen aussehen, also wofür ich die Kreditkarte benutzen möchte. Wenn ich als Kreditkartennutzer gewisse Versicherungsleistungen wünsche, wie zum Beispiel eine Reisekrankenversicherung oder interessante Versicherungslösungen bei einer Mietwagenbuchung, sollte ich eben genau darauf achten, dass diese über die Kreditkarte abgedeckt sind. Darüber hinaus spielen auch digitale Features eine immer wichtigere Rolle. Zum Beispiel, wenn jemand gerne mit dem Smartphone bezahlt. Dann ist es sicher wichtig, dass die Karte auch Zahlungen über Google Pay oder Apple Pay ermöglicht. Und natürlich sollte man sich über den Kreditkarten-Herausgeber Gedanken machen und wie dieser in dem Land, in dem ich lebe, akzeptiert wird. In Deutschland sollten Interessenten deswegen unbedingt zu einer Visa- oder Mastercard greifen. Denn bei diesen Kreditkarten ist die Akzeptanz hierzulande am weitesten verbreitet.

Vielen Dank für das Gespräch!

CHECK24-Tipp: Wie Girocard, Debitkarte und Kreditkarte funktionieren

Debitkarte: Eine Debitkarte ist eine Zahlungskarte, mit der ein Karteninhaber finanzielle Transaktionen wie eine Bargeldabhebung oder das Bezahlen erledigen kann. Sobald dieser mit der Karte eine Transaktion tätigt, wird sein Girokonto belastet. Bekannte Anbieter sind Mastercard (Maestro) und Visa (V-Pay). Da Karten dieser Unternehmen weltweit eine hohe Akzeptanz genießen, sind mit Debitkarten Zahlungen im Ausland einfacher möglich.

Girocard: Girocard ist ein übergeordneter Rahmen für Debitkarten-Zahlungssysteme in Deutschland. Eine klassische Girocard funktioniert daher in Deutschland wie eine Debitkarte. Inhaber können damit bezahlen und Bargeld abheben. Der Betrag wird direkt tagesaktuell vom Girokonto abgebucht. Da es sich um ein deutsches Verfahren handelt, ist die Akzeptanz einer klassischen Girocard auch ausschließlich in Deutschland stark ausgeprägt – es sei denn, die Girocard trägt das Maestro- oder V-Pay-Label für den Auslandseinsatz. Dann sollte man aber auf eventuell anfallende Gebühren im Ausland achten.

Kreditkarte: Mit einer Kreditkarte im klassischen Sinn kann ein Karteninhaber weltweit Zahlungen vornehmen. Dazu erhält er von der Bank einen individuellen Kreditrahmen, je nach seinen Wünschen und Bonität. Bis zu dieser Verfügungsgrenze kann er seine Kreditkarte belasten. Die meisten Banken erstellen einmal im Monat eine Abrechnung, die vom Karteninhaber entweder per Lastschrift oder Überweisung zu begleichen ist.

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