Türkei plant strengere Regulierung von Kreditkarten

München, 11.12.2013 | 07:30 | bme

Die türkische Bankenaufsicht will den Gebrauch von Kreditkarten strenger regulieren - und zwar noch vor dem Jahreswechsel. Wie das Handelsblatt am Dienstag berichtete, haben sich die Kreditkarten-Schulden der Türken seit 2010 auf insgesamt über 30 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Private Haushalte stehen zudem mit insgesamt 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Kreide, was sich zunehmend zu einem Problem für die Volkswirtschaft des Landes auswächst. Künftig sollen die Einkommenssituation vor einer Kreditkartenvergabe genauer geprüft und die Laufzeiten von Krediten und Kreditkarten reduziert werden.

Die private Überschuldung wird zum Problem für die Türkei: Kreditkarten-Regulierungen sind deshalb in Planung.

Supermärkte und Tankstellen dürfen zudem keine Ratenzahlung mit Kreditkarten mehr anbieten. Viele Türken kaufen mit ihrer Kreditkarte Konsumgüter, die sie sich eigentlich nicht leisten können - sobald der Kreditrahmen einer Karte ausgereizt ist, wird deren Rechnung mit einer neuen beglichen. Die Banken verlangen dabei Dispozinsen von bis zu 27 Prozent. Rund 56 Millionen Kreditkarten sind derzeit in der Türkei im Umlauf, pro Kopf mehr als doppelt so viele wie in Deutschland. Die Umsätze mit dem Plastikgeld entsprechen in der Türkei etwa 47 Prozent des BIP, in Deutschland sind es nicht einmal drei Prozent.

Die türkische Bankenaufsicht plant zudem, auch die Laufzeiten von Krediten und Ratenzahlungen zu deckeln. Demnach dürfen reguläre Verbraucherkredite künftig nur noch maximal 36 Monate laufen, Autokredite etwa 48 Monate. Zusätzlich müssen Hausgeräte und Möbel nach spätestens zwölf Monaten abbezahlt sein.

Experten sehen indes in einer Leitzinserhöhung der türkischen Zentralbank in Ankara ein probates Mittel, um die Kreditaufnahme und die private Überschuldung zu bremsen. Der Übernachtkredit der türkischen Notenbank liegt derzeit bei 7,75 Prozent. Die Option ist jedoch unwahrscheinlich, da sie der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan nicht in Betracht zieht. Der Regierungschef appellierte stattdessen an seine Landsleute, keine Kreditkarten benutzen. Deren überzogene Gebühren würden die Menschen in die Armut treiben, so Erdoğan.

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