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Rentenlücke

Auf die gesetzliche Rente allein sollten Sie für einen finanziell sorgenfreien Ruhestand nicht setzen. Wir erklären, wie Sie Ihre Rentenlücke bestimmen, wie hoch diese im Durchschnitt ausfällt und wie Sie die Lücke schließen können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die gesetzliche Rente allein reicht für einen finanziell sorgenfreien Ruhestand nicht aus.
  • Trotz zahlreicher Reformen schwindet die Leistungskraft der gesetzlichen Rentenversicherung. Die Lücke zwischen Erwerbseinkommen und Altersrente wächst immer weiter.
  • Um Ihre Rentenlücke zu berechnen, müssen Sie alle Renteneinkünfte Ihren voraussichtlichen Ausgaben im Alter gegenüberstellen.
  • Die Rentenlücke können Sie im Rahmen der privaten Altersvorsorge mit Hilfe verschiedener Sparformen schließen.

„Die Rente ist sicher!“ versprach der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm in den 80er Jahren. Bis heute stimmt diese Aussage. Doch wie hoch die gesetzliche Rente ausfällt, dazu hat sich der CDU-Politiker damals nicht geäußert. Trotz zahlreicher Reformen schwindet die Leistungskraft der gesetzlichen Rentenversicherung.

Viele Rentner müssen im Alter mit deutlich weniger Geld auskommen als in ihrem Berufsleben. Die Lücke zwischen Erwerbseinkommen und Altersrente wächst zusehends. Damit Sie auch als Rentner Ihren Lebensstandard halten können, sollten Sie wissen, wie Sie Ihre Rentenlücke berechnen und schließen können.

Was ist die Rentenlücke?

Die Rentenlücke entsteht durch die Differenz zwischen dem Erwerbseinkommen und der gesetzlichen Altersrente. Da das aktuelle Rentenniveau nur etwa 48 Prozent des letzten Nettoeinkommens beträgt, klafft in den meisten Haushalten eine Rentenlücke von über 50 Prozent. Rentner müssen also theoretisch mit halb so viel Geld auskommen wie ihnen während des Berufslebens zur Verfügung stand.

Und diese Lücke dürfte zukünftig noch steigen. Denn langfristig wird das Rentenniveau weiter sinken, aufgrund des demografischen Wandels und chronisch knapper Rentenkassen. Was nicht heißt, dass die gezahlten Renten tatsächlich sinken werden. Durch regelmäßige Rentenerhöhungen werden sie auch in Zukunft voraussichtlich weiter steigen, allerdings nicht so stark wie die Einkommen. Dadurch wird die Rentenlücke immer größer.

So groß ist die durchschnittliche Rentenlücke

Rentenlücke: Paar sichtet Papiere am LaptopDie Rentenlücke ist kein fester Wert. Sie lässt sich nur individuell berechnen. Um zu verdeutlichen, wie groß die durchschnittliche Rentenlücke in Deutschland ist, zieht man meist den Eckrentner oder Standardrentner zu Hilfe: Das ist ein Beschäftigter, der 45 Jahre lang exakt das Durchschnitts­einkommen aller Rentenversicherten verdient hat – also eine rein statistische Vergleichsgröße.

Im Jahr 2023 liegt das Durchschnitts­einkommen aller Rentenversicherten bei 3.595 Euro brutto im Monat (43.142 Euro pro Jahr). Mit diesem Durchschnittsverdienst würden Sie in diesem Jahr genau einen Rentenpunkt erhalten. Der Eckrentner verdient in seinen 45 Berufsjahren immer genauso viel wie der Durchschnitt in diesem Jahr und kommt damit auf genau 45 Renten-Entgeltpunkte und bezieht eine gesetzliche Standardrente.

Im Jahr 2023 entspricht ein Rentenpunkt bundesweit einer monatlichen Rente von 37,60 Euro, sodass sich eine Eckrente von 1.692 Euro ergibt (45 Rentenpunkte x 37,60 €). Setzt man diesen Betrag ins Verhältnis zum Durchschnitts­einkommen, ergibt sich daraus eine durch­schnittliche Rentenlücke von 1.903 Euro monatlich.

Individuelle Rentenansprüche sind häufig niedriger

Der eigene Rentenanspruch und damit die individuelle Rentenlücke dürfte in den seltensten Fällen identisch sein mit der des Eckrentners. Häufig liegt der Rentenanspruch niedriger. Laut Bundesarbeitsministerium erhalten Ruheständler mit 45 Versiche­rungs­jahren aktuell eine monatliche Rente von durchschnittlich 1.543 Euro: Im Osten sind es im Schnitt 1.403 Euro, im Westen 1.605 Euro.

Die Gründe für die niedrigen Renten sind vielfältig: Viele Ruheständler erreichen keine 45 Versicherungs­jahre. Laut dem jüngsten Renten­versicherungs­bericht kommen Erwerbstätige in Deutschland im Schnitt nur auf 36 Versicherungs­jahre. Zudem liegt das eigene Einkommen nicht selten unter dem bundesdeutschen Durchschnitt: Lange Studienzeiten, Teilzeitarbeit, Kindererziehung, Zeiten der Arbeitslosigkeit oder Minijobs sowie ein geringes Lohnniveau – vor allem in den neuen Bundesländern – schmälern das Einkommen und damit die Einzahlungen in die Rentenkasse.

So berechnen Sie Ihre persönliche Rentenlücke

Um Ihre individuelle Rentenlücke zu ermitteln, genügt es nicht, Ihr letztes Gehalt mit der Höhe der gesetzlichen Altersrente zu vergleichen. Sie müssen viele weitere Faktoren berücksichtigen, um ein verlässliches Ergebnis zu erhalten. Schließlich möchten Sie im Alter keine böse Überraschung erleben.

RentenlückenCHECK von CHECK24

Hilfe bei der Berechnung Ihrer Rentenlücke bieten spezielle Rechner, zum Beispiel der RentenlückenCHECK von CHECK24.

Einkünfte ermitteln

Im ersten Schritt müssen Sie sämtliche Einkünfte ermitteln, die Sie als Rentner beziehen werden.

Dazu gehören vor allem:

  • gesetzliche Rente
  • Betriebsrenten
  • private Renten
  • Mieteinnahmen
  • Zinsen und Dividenden

Überprüfen Sie dazu die letzte Renteninformation der Rentenversicherung, die erzielten Anwartschaften aus einer Betriebsrente sowie die Standmitteilungen einer Lebensversicherung, Riester-Rente oder privaten Rentenversicherung.

Besitzen Sie Wohneigentum oder Wertpapiere und erzielen daraus Mieteinkünfte oder Kapitalerträge, so gehören auch diese Einnahmen zu Ihren Gesamteinkünften als Rentner.

Stellen Sie einen Antrag auf Kontenklärung

Um abzuklären, ob auf Ihrem Rentenkonto sämtliche Beitragszeiten registriert sind, empfiehlt sich ein Antrag auf Kontenklärung bei der Renten­versicherung. Damit können Sie feststellen, ob Beitrags­zeiten fehlen oder Bonuspunkte wegen Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen noch nicht erfasst sind.

Auf Nachweis werden diese Zeiten dann nachgetragen. Bestehen dann weiterhin Fehlzeiten, können Sie diese durch freiwillige Beiträge oder den Kauf von Rentenpunkten auffüllen.

Ausgaben ermitteln

Den Alterseinkünften stellen Sie nun Ihren voraussichtlichen Geldbedarf als Rentner gegenüber. Dazu gehören vor allem die monatlichen Ausgaben – etwa für Essen, Kleidung, Wohnen, Telefon, Internet, Strom und Auto.

Hinzu kommen außerdem die unregelmäßigen Ausgaben – etwa für Versicherungen, Reparaturen, Neuanschaffungen, Urlaub und Gesundheit.

Haben Sie sämtliche Kosten aufgelistet, sollten Sie sich fragen, ob Sie im Alter genauso viel Geld benötigen werden wie heute. Gibt es Kostenblöcke, die eventuell wegfallen? Ist die Finanzierung eines Eigenheims ausgelaufen, stehen die Kinder finanziell auf eigenen Füßen, fallen Beiträge für die private Altersvorsorge mit dem Rentenbeginn weg? Andererseits können höhere Freizeit-, Reise- und Gesundheitskosten die eigenen Ausgaben auch wieder anwachsen lassen.

Inflation nicht vergessen

Sowohl bei den Einkünften als auch Ausgaben sollten Sie die Inflation nicht außer Acht lassen. Bei den Einkünften gilt: Weder die gesetzliche Rente noch betriebliche oder private Versorgungsansprüche erhöhen sich automatisch mit der Inflation.

Die Anpassung der gesetzlichen Rente orientiert sich an der durchschnittlichen Gehaltsentwicklung in Deutschland. Die Renten aus Kapitalanlagen bei Banken und Versicherungen richten sich nach der Entwicklung von Zinsen und Börsenkursen sowie nach den erwirtschafteten Überschüssen der Gesellschaften. Hohe Inflationsraten werden in den seltensten Fällen ausgeglichen.

Anders verhält es sich bei den Ausgaben: Die Kosten für Lebenshaltung, Miete, Energie, Versicherungen oder Nahverkehr steigen mit der Inflation. Unterm Strich vergrößert sich eine Rentenlücke dadurch mit der Zeit immer mehr. 

Sind bis zu Ihrer Rente noch zwanzig oder dreißig Jahre Zeit, sollten Sie die voraussichtliche Inflationsentwicklung unbedingt bei Ihrer Vorsorgeplanung berücksichtigen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Ihre Einkünfte im Alter nicht ausreichen.

So vergrößert die Inflation eine Rentenlücke

Die Durchschnittsrente in Deutschland beträgt aktuell 1.543 Euro (Stand: 2023). Steigt sie, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) berechnet hat, um durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr, beträgt die Durchschnittsrente in 25 Jahren 2.859 Euro.

Liegen gleichzeitig die durchschnittlichen Gesamtausgaben eines ledigen Arbeitnehmers bei 2.500 Euro pro Monat und wachsen diese ebenfalls um jährlich 2,5 Prozent, erhöhen sich die Ausgaben binnen 25 Jahren auf 4.635 Euro. Damit steigt der Fehlbetrag zwischen den Einkünften und Ausgaben von anfänglich 957 Euro bis zum Rentenbeginn auf 1.776 Euro.

Wie schließe ich meine Rentenlücke?

In einem ersten Schritt sollten Sie Ihre Wunschrente festlegen. Stiftung Wartentest empfiehlt, dass Ruheständler etwa 80 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens zur Verfügung haben sollten, um bei ihrem bisherigen Lebensstandard keine Abstriche machen zu müssen.

Wer 3.000 Euro netto verdient, müsste also über ein Monatseinkommen von etwa 2.400 Euro im Rentenalter verfügen. Sind es bis zur Rente noch viele Jahre, ist es wichtig, auch die jährliche Inflation zu berücksichtigen, um die dieser Geldbetrag bis zur Rente steigen wird.

Die 80-Prozent-Regel bietet allerdings nur einen ungefähren Richtwert. Sie sollten möglichst individuell überschlagen, wie hoch Ihre Ausgaben im Ruhestand sein werden.

Steht Ihre Wunschrente einmal fest, geht es darum, die Lücke zwischen gesetzlichen und betrieblichen Rentenansprüchen und dem gewünschten Alterseinkommen zu schließen. Hier kommen verschiedene Alters­vorsorge­produkte infrage – zum Beispiel private Renten­versicherungen, Fonds- und ETF-Sparpläne oder Sofortrenten.

Private Rentenversicherung

Private Renten­versicherungen gibt es sowohl ohne als auch mit staatlicher Förderung – zum Beispiel in Form der Riester-Rente. Beide Varianten bieten eine lebenslange Rentenzahlung, eine Beitragsgarantie von bis zu 100 Prozent und einen optionalen Hinterbliebenenschutz.

Riester-Renten punkten zudem mit staatlicher Förderung, was vor allem für Familien mit Kindern interessant ist. Im Alter sind Riester-Renten allerdings voll steuerpflichtig. Bei privaten Rentenversicherungen ohne Förderung ist dagegen nur ein geringer Ertrags­anteil der Rentenzahlung steuerpflichtig.

Sicherheitsorientierte Sparer können mit klassischen Rentenpolicen ruhig schlafen, denn hier erfolgt der Kapitalaufbau über sichere Zinserträge. Langfristig höhere Renditen versprechen dagegen fondsbasierte Renten­versicherungen. Allerdings müssen Sie hierbei Schwankungen Ihres Vorsorgekapitals in Kauf nehmen, denn an den Börsen herrscht ein stetes Auf und Ab.

Es besteht allerdings auch hier die Möglichkeit, Anlagerisiken mit einer Beitragsgarantie abzumildern. Wichtig ist, dass die Vertrags­kosten der Versicherung möglichst niedrig sind, damit so viel wie möglich vom Sparbeitrag in den Aufbau des Vermögens fließt.

Sofortrente

Steht der Eintritt in den Ruhestand unmittelbar bevor, können Sie Ihre Rentenlücke auch mit einer Sofortrente gegen Einmalbetrag schließen. Damit sichern Sie sich lebenslange Rentenzahlungen – auch eine Absicherung für die Angehörigen im Todesfall ist möglich.

Wichtig ist, bei Abschluss der Versicherung mit der garantierten Rente zu kalkulieren, denn nur diese Zahlungen sind sicher. Die Rente inklusive Überschüsse, die der Versicherer ebenfalls ausweist, wird in dieser Höhe nur gezahlt, wenn die Gesellschaft genügend Überschüsse erwirtschaftet. Im Rentenalter profitieren Versicherte zudem von einer geringen Besteuerung der Rente.

Fonds- und ETF-Sparpläne

Flexibel und chancenreich ist das Sparen mit Fonds und börsen­gehandelten Indexfonds (ETFs). Auf Sicherheiten wie Beitrags- und Renten­garantien oder einen Hinterbliebenen­schutz müssen Sie hier zwar verzichten, dafür gibt es die Aussicht auf eine hohe Rendite.

Breit streuende Aktienfonds und Aktien-ETFs gehören langfristig zu den rentabelsten Geldanlagen für Privatanleger bei akzeptablem Risiko. Durch rechtzeitiges Umschichten in schwankungsarme Fonds und ETFs gegen Ende der Ansparphase lassen sich die Anlagerisiken verringern.

Ein Pluspunkt ist die hohe Flexibilität. Fondssparpläne können jederzeit unterbrochen, die Sparrate verringert oder Fondsanteile verkauft werden. Getreu dem Motto: „Im Einkauf liegt der Gewinn“ sollten Sie auch bei Fondssparplänen auf die Kosten achten.

Ein Vergleich von Transaktions- und Depotkosten kann viel Geld sparen und die Rendite erhöhen. Wichtig: Fondssparer sollten die beim Verkauf der Fondsanteile anfallende Kapital­ertragsteuer von 25 Prozent plus Solidaritäts­zuschlag unbedingt berück­sichtigen. Andernfalls reicht das Vorsorge­kapital unter Umständen nicht aus, um die Rentenlücke dauerhaft zu schließen.

Denis Geb
Leiter Kundenberatung Altersvorsorge

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