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Statistik: Erstmals mehr als eine Million Todesfälle in einem Jahr

München, 12.1.2022 | 14:55 | mst

Das Statistische Bundesamt hat die vorläufigen Sterbezahlen für das vergangene Jahr ausgewertet. 2021 sind so viele Menschen gestorben wie noch nie seit Gründung der Bundesrepublik.

Gesichtsmaske und Kerzen auf einem frischen Grab.Gesichtsmaske und Kerzen auf einem Grab: Seit der Corona-Pandemie ist die Sterblichkeit in Deutschland gestiegen.
In Deutschland sind im Jahr 2021 zum ersten Mal seit Bestehen der Bundesrepublik mehr als eine Million Menschen gestorben. Das Statistische Bundesamt teilte auf Grundlage von vorläufigen Zahlen mit, dass es im vergangenen Jahr 1.016.899 Todesfälle gab. Über eine Million Tote hatte es auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik lediglich 1946 gegeben: Damals verstarben rund 1.001.600 Menschen.
 
Nach dem Kriegsende waren schwierige Lebensverhältnisse der Grund für die hohe Sterblichkeit. Heute gehen die hohen Zahlen vor allem auf die größere Bevölkerung und einen höheren Anteil älterer Menschen zurück.

Todesfälle um drei Prozent gegenüber 2020 gestiegen

Im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 sind die Todesfallzahlen um 31.327 Fälle gestiegen – ein Anstieg um rund drei Prozent. Die Alterung der Bevölkerung erklärt den Anstieg laut dem Statistischen Bundesamt allerdings nur teilweise. In den letzten Jahren hatte die steigende Lebenserwartung den Effekt der Alterung nämlich abgeschwächt, sodass die Sterbefälle um lediglich ein bis zwei Prozent jährlich zulegten.
 
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich das geändert. Schon im Jahr 2020 lag der Anstieg im Vergleich zu 2019 bei fünf Prozent. Von 2019 auf 2021 sind die Zahlen um acht Prozent gestiegen.

Offizielle Corona-Zahlen können Sterblichkeit nur zum Teil erklären

Die vom Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldeten Corona-Todesfälle können den Anstieg der Todesfall­zahlen nicht vollständig erklären. So lagen die Sterbefälle im November mit 15.723 Fällen 21 Prozent über dem Wert der Vorjahre. Das RKI hatte für diesen Monat jedoch nur 7.591 Todesfälle aufgrund von Covid-19 registriert. Insgesamt lag die Übersterblichkeit 2021 69.702 Todesfälle über dem Wert der Vorjahre – ein Anstieg um sieben Prozent.
 
Die Statistiker sehen mehrere mögliche Ursachen als Erklärung für die höhere Sterblichkeit. So könnte es eine Dunkelziffer bei der Corona-Statistik geben, da viele Covid-19-Todesfälle nicht erkannt würden. Auch sei denkbar, dass sich Sterbefälle aufgrund der zum Jahresbeginn ausgefallenen Grippewelle zeitlich verschoben hätten. Zudem könnten wegen der Corona-Pandemie verschobene Operationen oder Vorsorgeuntersuchungen zu mehr Todesfällen geführt haben. Welchen Effekt die einzelnen Ursachen genau gehabt haben, kann das Bundesamt für Statistik derzeit aber nicht beziffern.
 
In Deutschlands Nachbarländern Dänemark, Belgien, Frankreich, Österreich und der Schweiz wurde ebenfalls eine moderate bis hohe Übersterblichkeit festgestellt, in den Niederlanden eine sehr hohe.

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