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Stephan Günther vom Sanierungsportal Energieheld gibt Tipps rund um das Thema Heizung. Er erkärt, welche Heizungsmodelle es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben. Auch über mögliche Förderungen erhalten Sie wichtige Informationen. Zudem gibt es nützliche Tipps, wie Sie durch effizientes Heizen Ihre Heizkosten reduzieren können.
CHECK24: Während die Energiewende im Strombereich gut verläuft, geht die Wärmewende nur schleppend voran: Fast die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland geht auf das Konto des Gebäudesektors. Was muss hier getan werden?
Stephan Günther: Das ist richtig und laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie benötigen Privathaushalte etwa 85% der Energie alleine für Heizen und Warmwasseraufbereitung. Diese Wärmewende ist also in der Tat ein wirklich wichtiger Bereich, wenn es darum geht, den Energieverbrauch und damit die Umweltbelastung zu senken.
Was muss hier getan werden? Im Grunde müsste das Thema Energieeffizienz mehr in den Vordergrund rücken. Erneuerbare Energien sind wichtig und sinnvoll, jedoch ist für eine erfolgreiche Energiewende auch unbedingt eine Reduktion des Energiebedarfs notwendig. Jede Kilowattstunde Energie, die gar nicht erst benötigt wird, hilft am meisten dabei, die Energiewende zu verwirklichen.
Ein stärkeres Bewusstsein der Menschen für die Themen der Wärmewende und das Potenzial an Energieeinsparung würde uns hier weiterhelfen. Es geht eben nicht immer nur um Stromtrassen, Windkraftparks und Kohlekraftwerke – auch in der Energieeffizienz des Gebäudes steckt viel Potenzial.
CHECK24: Zu welcher Art von Heizung raten Sie Bauherren für ihr Eigenheim?
Stephan Günther: Das hängt immer von mehreren Faktoren ab, vor allem vom vorhandenen Gebäude. Größe, Baujahr bzw. Stand der Dämmung, Anzahl der Bewohner, sogar die Lage sind hier wichtige Kriterien.
In Altbauten werden in Deutschland die Gas-Brennwertheizungen sehr häufig verbaut. Sie sind recht günstig, wartungsarm und dabei effizient. Ölbrennwertheizungen werden eher selten verbaut und wenn auch nur als Austausch von vorhandenen Ölheizungen.
Wer seine Heizung auf Brennwerttechnik erneuert, kann vorher schon Zuschüsse bei der KfW-Bank beantragen.
Wer bei Gas oder Öl bleiben und der Umwelt etwas Gutes tun will, der kann seine Heizung um eine Solarthermie-Anlage ergänzen. Diese erzeugen Wärme durch Sonnenstrahlung und führen diese dem Warmwasser- oder Heizkreislauf zu. Sie unterstützen also die Heizung.
Wer besonders umweltbewusst heizen möchte, dem raten wir zu Pelletheizungen. Die Pellets sind als Brennstoff günstig und verbrennen vor allem CO2-neutral.
In sehr gut gedämmten Gebäuden oder in Neubauten sind Wärmepumpen sehr effizient. Sie werden zwar mit Strom betrieben, verbrauchen aber keine weiteren Ressourcen wie Öl oder Gas, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien stammt. Wärmepumpen bedienen sich lediglich der Umgebungswärme in der Luft oder im Erdreich.
CHECK24: Sehr beliebt sind immer noch Gasheizungen. Welche Vor- und Nachteile haben sie?
Stephan Günther: Richtig, Gasheizungen sind sowohl im Neubau als auch im Altbau immer noch sehr beliebt. Das liegt vor allem am Preis. Gasheizungen gehören zu den günstigsten Heizkesseln, die es gibt. Auch der Brennstoff Gas ist nicht übermäßig teuer und auch preisstabiler als Heizöl. Ein Vorteil ist weiter die problemlose Versorgung mit Gas. Via Gasanschluss muss man sich nicht um die Belieferung kümmern und braucht auch keinen Lagerraum, wie etwa bei Öltanks oder Pelletlagern. Das ist praktisch.
Außerdem lässt sich problemlos beim Energieversorger Ökogas beziehen. Bei Öl sieht das etwas schwieriger aus.
Nachteil der Gasheizung ist meiner Meinung nach, dass es immer noch ein fossiler Brennstoff ist, bei dessen Verbrennung viel CO2 emittiert wird. Wer die Energie- und Wärmewende will, sollte lieber auf CO2-neutrale Pelletheizungen oder Wärmepumpen mit Ökostrom umsteigen. In jedem Fall aber machen Energieeffizienz-Maßnahmen wie Dämmungen, moderne Fenster und Solaranlagen Sinn.
CHECK24: Sind Ölheizungen noch zeitgemäß?
Stephan Günther: Naja, „zeitgemäß“. Meiner Meinung nach sollten wir aus dem Ölzeitalter schon lange raus sein. Schließlich ist hier der CO2-Ausstoß sogar noch etwas höher als durch Gasheizungen. Mittlerweile spielt die Ölheizung in Neubauten keine Rolle mehr.
Im Altbau kann es manchmal noch anders aussehen. Wer kann, der wechselt meistens auf Gas, es gibt aber Situationen, in denen die Eigenheimbesitzer bei der Ölheizung bleiben. So vor allem im ländlichen Bereich, wo es keinen Gasanschluss gibt oder nur sehr teuer hergestellt werden kann. Dann ist es oft einfacher, bei der Ölheizung zu bleiben, den alten Öltank weiter zu benutzen und einfach einen moderneren Ölheizkessel zu installieren.
Vergangenes Jahr war die Nachfrage wieder etwa erhöht, da der Ölpreis niedrig war. Die Heizölpreise unterliegen aber generell recht starken Schwankungen. Das kann vorteilhaft sein, wie etwa im ersten Halbjahr 2016, oder auch nachteilig, wenn die Preise dann wieder stark ansteigen.
Generell wird aber die Ölheizung immer weniger nachgefragt.
CHECK24: Lohnt sich die Anschaffung einer neuen Heizung auch in Bestandsgebäuden?
Stephan Günther: Na klar! Bei einem Heizkessel handelt es sich letztlich ja auch nur um eine technische Maschine. Nach einigen Jahrzehnten ist der Verschleiß doch deutlich zu spüren. Stellen Sie sich die Heizung im Keller ruhig wie das Auto in der Garage vor. Nach 20, 30 Jahren läuft sie häufig nicht mehr problemlos. Wartungen werden häufiger und teurer, der Ressourcenverbrauch erhöht sich und man hat zu Recht Angst, dass nächsten Winter die Heizung ausfällt und man im Kalten sitzt.
CHECK24: Welche Fördermöglichkeiten gibt es für die Anschaffung einer neuen Heizung?
Stephan Günther: Beim Thema Gebäudesanierungen gibt es in Deutschland zwei große Förderinstanzen: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau, auch bekannt als KfW Bank, und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, abgekürzt BAFA. Beides sind staatliche Instanzen, welche den Verbau von energieeffizienten Gebäudetechniken finanziell unterstützen. Ziel ist es, ein energieeffizienteres Deutschland zu schaffen.
Leider ist das Procedere für den Erhalt einer Förderung nicht ganz unkompliziert. Es ist zwar kein Hexenwerk, aber doch recht komplex.
Irgendwann ist es einfach Zeit für eine neue Heizung, das ist bei Technik so. Außerdem lohnt sich die Erneuerung meist auch finanziell durch die höhere Effizienz moderner Anlagen.
Die KfW bietet Zuschüsse in Höhe von 10 bis 15 % der Kosten einer Heizung an, wenn die neue Heizung ein Brennwertkessel ist und die Erneuerung zusammen mit einem so genannten, hydraulischen Abgleich durchgeführt wird. Außerdem gibt es auch einen zinsgünstigen Kredit für die Sanierung. Das sind die beiden Programmnummern KfW 430 für den Zuschuss und KfW 151 für den Kredit.
Das BAFA arbeitet etwas anders. Hier werden explizit Heiztechniken mit erneuerbaren Energien gefördert. Das heißt es gibt finanzielle Unterstützungen für den Einbau von Solarthermie-Anlagen, Pelletheizungen und Wärmepumpen. Neu ist auch eine Förderung von Maßnahmen zur Heizungsoptimierung, oder dem Austausch von Pumpen. Man bekommt hier nachträglich einen Anteil der Kosten erstattet.
CHECK24: Welche Möglichkeiten haben Mieter, die ihre Heizkosten reduzieren möchten?
Stephan Günther: Mieter müssen sich zwar nicht um den Heizkessel selber kümmern, die monatlich anfallenden Heizkosten müssen sie als Verursacher jedoch trotzdem selber tragen. Einsparungen können daher vor allem durch das eigene Heizverhalten erzielt werden.
Heizkörper frei räumen: Möbel, die vor Heizkörpern stehen, führen zu Wärmestau. Das verhindert, dass sich die Heizwärme optimal im Raum verteilen kann. Noch schlimmer sind bodenlange Vorhänge, die über den Heizkörper hängen. Sie leiten die Wärme an das Fenster und nicht in den Raum – die Folge: Man stellt die Heizung höher, ohne dass die Wärme wirklich dort landet, wo sie hin soll.
Heizkörper entlüften: In den einzelnen Heizkörpern gelangt mit der Zeit Luft, das hört man vor allem bei häufigem Gluckern und merkt man durch recht kalt bleibende Heizköper. Das ist natürlich ineffizient und der Heizkörper kann zum Energiefresser werden. Für eine Entlüftung braucht man im Grunde keinen Fachmann, nur einen speziellen Schlüssel, den man sogar im Baumarkt bekommt.
Energieversorger wechseln: Die reinen Heizkosten lassen sich natürlich auch oft durch einen Wechsel des Energieversorgers erreichen. Auf dem Markt ist viel Bewegung und man findet recht häufig einen günstigeren Anbieter. Oft erhält man auch einen Wechsel- oder Neukundenbonus. Sinnvoll sind natürlich Ökostromanbieter! Diese sind im Übrigen nicht per se teurer als die konventionellen Versorger. Ein Vergleich lohnt sich hier sehr schnell!
CHECK24: Haben Sie weitere Tipps für Verbraucher, die Heizenergie und Kosten sparen möchten?
Stephan Günther: Programmierbare Thermostate: Sehr sinnvoll sind Thermostate zur zeitlichen Regelung der Heizzeiten. So kann man die Heizung optimal auslasten und vermeidet unnötiges Heizen, wenn niemand zu Hause ist. Kurz bevor die ersten dann nachmittags oder abends in die Wohnung kommen, kann die Heizung wieder automatisch heizen.
Wer nicht zur Miete wohnt, sondern stolzer Eigenheimbesitzer ist, hat natürlich zusätzlich zu den obigen Tipps noch wesentlich mehr Möglichkeiten. Diese gehen mit der Energieeffizienz des gesamten Gebäudes einher, also mit der Gebäudetechnik. Effiziente Heizsysteme, moderne Fenster, sinnvolle Dämmungen, Solaranlagen etc. Hier liegt viel Einsparpotenzial verborgen. Am sinnvollsten sind Sanierungen natürlich immer dann, wenn ohnehin etwas am Haus gemacht werden muss: Soll zum Beispiel das Dach erneuert werden, so bietet sich eine zusätzliche Dachdämmung an. Die Kosten sind dann geringer, da die Dachziegel ohnehin erneuert werden und die Handwerksarbeiten sowieso anfallen. Auch sind Kerndämmungen der Fassade äußerst effizient und recht günstig in der Durchführung, Voraussetzung ist aber ein Luftspalt im Mauerwerk, der mit Dämmstoff gefüllt werden kann. Das sind nur zwei Beispiele.
Die Kosten, die durch Sanierungsmaßnahmen anfallen, sind durch die geringeren Energiekosten meist schon nach einigen Jahren wieder hereingeholt. Die Techniken halten hingegen einige Jahrzehnte. Zudem steigt das Gebäude im Wert (das Geld ist nicht weg), die Behaglichkeit und das Wohlbefinden erhöhen sich und man schont die Umwelt durch weniger CO2-Emissionen.
CHECK24: Herr Günther, wir danken Ihnen für das Gespräch!