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Die Öffnung des Strom- und Gasmarktes für alternative Anbieter, die Atomkatastrophe von Fukushima und viele andere Ereignisse haben dazu geführt, dass sich unsere Energieversorgung in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt hat. Der Ausbau erneuerbarer Energien und die Dezentralisierung der Energieversorgung sind zwei Punkte, die auch in der Zukunft von großer Bedeutung sein werden. Hier betrachten wir genauer, wie die Zukunft der Energieversorgung aussehen könnte.
Für die Energieversorgung gilt dasselbe wie etwa bei Fleisch und Gemüse: Verbraucher wollen wissen, wo ihr Strom herkommt und wünschen sich, dass er möglichst lokal produziert wird. Wer einen Ökostromtarif abschließt, möchte in der Regel nicht mit Energie aus norwegischen Wasserkraftwerken versorgt werden. Auch bei der Energieversorgung geht der Trend klar hin zur lokalen Produktion. Wer kann, installiert eine Solaranlage auf dem Dach des Eigenheims. Auch für Vermieter soll es durch ein entsprechendes Gesetz bald einfacher werden, selbst Ökostrom zu produzieren und an Mieter weiterzuverkaufen.
Als Träger einer zukünftigen dezentralen Energieversorgung sehen Experten aber Bürgerenergieprojekte. Die Idee: Menschen aus einer Nachbarschaft, einem Dorf oder einem Stadtteil schließen sich zusammen, um gemeinsam Ökostrom zu produzieren, zu speichern und zu verkaufen. Ob Privatperson, Landwirt, Verein oder Energiegenossenschaft – einem Bürgerenergieprojekt kann sich jeder anschließen – mit Ausnahme großer Konzerne. Einem Report des Bündnis Bürgerenergie (BBEn) zufolge wird es im Jahr 2030 ein zentraler Bestandteil des Energiesystems sein, gemeinsam mit anderen Ökostrom zu erzeugen und zu nutzen. Statt reinen Stromkunden gibt es immer mehr Prosumer – Produzenten und Konsumenten in einem.
In Deutschland gibt es heute schon zahlreiche Bürgerenergieprojekte. Alle Bürgerenergieprojekte haben zwei gemeinsame Ziele für die zukünftige Energieversorgung: Sie wollen die Energieerzeugung unabhängiger von großen Konzernen machen und durch eine ökologische und klimaschonende Stromproduktion die Energiewende voranbringen.
Menschen, die sich zu einem Bürgerenergieprojekt zusammengeschlossen haben, bauen entweder selbst eigene Ökostromanlagen oder sie beteiligen sich finanziell an entsprechenden Anlagen in ihrer Region. Oftmals erzeugen sie neben Ökostrom auch Wärme, sodass die Mitglieder des Bürgerenergieprojekts nicht nur mit Ökostrom, sondern auch mit Wärme versorgt werden können. Wird einmal mehr Strom oder Wärme benötigt als produziert werden kann, wird Energie von anderen Gemeinschaften oder einem Energieversorgungsunternehmen zugekauft. Zum Teil gibt es auch schon ganze Bürgerenergiedörfer, bei denen eine Bürgerenergiegenossenschaft die komplette Strom- und Wärmeversorgung ihrer Gemeinde übernimmt.
Bis zum Jahr 2016 haben Bürgerenergieprojekte Schätzungen zufolge rund 1,2 Milliarden Euro in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert, heißt es in dem Bericht der BBEn. 90 Prozent davon geht auf das Konto von Privatpersonen. Das heißt, schon jetzt ist es die Bevölkerung, die die Energiewende voranbringt.
Doch sich an einem Bürgerenergieprojekt zu beteiligen ist nicht mit einer finanziellen Investition gleichzusetzen. Vielmehr bedeutet es auch, Energie zu fairen Preisen zu erhalten und einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Experten sind sich einig, dass der dezentralen und nachhaltigen Energieversorgung die Zukunft gehört. Auch heute gibt es schon viele Bürgerenergieprojekte, durch die sich Engagierte mit nachhaltigem Ökostrom aus der Region versorgen. Doch diese Gemeinschaften haben es derzeit nicht leicht auf dem Energiemarkt. „Wer bereits heute Energie-Prosumer ist und seinen Bedarf etwa mit einer genossenschaftlich betriebenen Photovoltaik-Anlage selbst deckt, ist hoffnungslos gegenüber den Stromkonzernen und Netzbetreibern benachteiligt“, sagt René Mono, Vorstand des Bündnis´ Bürgerenergie. Seit der letzten Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zum Jahresbeginn 2017 müssen auch Genossenschaften, die eine Ökostromanlage planen, an Ausschreibungen teilnehmen. Zwar genießen sie einige Vorteile, konkurrieren aber dennoch direkt mit großen Energiekonzernen. „Wir brauchen ein Recht auf Prosuming“, fordert Mono und appelliert an den Gesetzgeber, es engagierten Bürgern zu erleichtern, lokal ihren eigenen Strom zu produzieren und diesen zu vertreiben.
Wer sich für Bürgerenergieprojekte interessiert, aber vor Ort kein Projekt findet, muss nicht den Kopf in den Sand stecken. Ein erster Schritt zu einer dezentralen Energiewende ist die sorgfältige Auswahl des Energieversorgers. Suchen Sie gezielt nach nachhaltigen Ökostromanbietern. Sie versorgen ihre Kunden nicht nur mit Ökostrom, sondern investieren aktiv in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Einige nachhaltige Energieversorger – wie beispielsweise Greenpeace Energy – unterstützen auch Bürgerenergieprojekte.