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Zum Kindersicherheitstag: So klappt das Zusammenleben von Kindern und Haustieren

München, 10.6.2015 | 11:00 | kro

Heute ist Kindersicherheitstag. Seit dem Jahr 2000 möchte die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V. damit auf die Unfallgefahren von Kindern aufmerksam machen. Dieses Jahr lautet das Motto „Kinder und Tiere. Sicher geht das!“ Im Gespräch mit CHECK24 gibt Dr. Stefanie Märzheuser, die Präsidentin der Initiative und Kinderchirurgin an der Charité Berlin, Tipps für ein harmonisches Zusammenleben von Kindern und Haustieren.
 

Dr. Stefanie MärzheuserDr. Stefanie Märzheuser. Bildquelle: BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V., Bonn, kindersicherheit.de
CHECK24: Ab welchem Alter des Kindes ist ein Haustier empfehlenswert?

Märzheuser: Inwieweit Kinder in die Haltung und Pflege der Tiere eingebunden werden können, hängt von ihrer Entwicklung und ihrem Alter ab. Es ist wichtig, Kinder langsam an Tiere zu gewöhnen. Sie dürfen keine Angst haben, sondern sollen sich den Tieren mit Freude und Neugier nähern wollen. Wie bei vielen Lernprozessen ist es wichtig, dass sich Erwachsene in der Gegenwart von Kindern vorbildlich verhalten.

Erst ab dem Grundschulalter ist es möglich, Kinder bei der Pflege einzubinden und ihnen kleinere Aufgaben zu übertragen. Allerdings dürfen Kinder nicht überfordert und zu früh mit Tätigkeiten betraut werden, für die sie noch zu jung sind. Die Eltern müssen stets anwesend sein, wenn Kinder im Grundschulalter die ersten kleineren Aufgaben übernehmen.

Während der Vorpubertät kommen die Kinder in ein Alter, in dem sie bei der Pflege von Hund, Katze und anderen Haustieren selbstständiger handeln können. In dieser Phase der Entwicklung haben insbesondere Mädchen häufig den Wunsch zu reiten.

Generell sind Kinder ab etwa zehn Jahren in der Lage, mehr Verantwortung bei der Pflege eines Haustieres zu übernehmen. Aber auch in dieser Phase zählt es zu den Aufgaben der Eltern, die Beziehung ihrer Kinder zu den Tieren zu beobachten und einzugreifen, sobald sie feststellen, dass ihre Kinder überfordert sind oder den abgesprochenen Regeln nicht mehr nachkommen.

Grundsätzlich gilt: Je älter die Kinder sind, desto mehr sollte man ihnen bei der Haltung und Pflege eines Haustieres vertrauen und zumuten.
 
CHECK24: Welche Haustiere eignen sich besonders gut beziehungsweise eher schlecht für Kinder?

Märzheuser: Ein Haustier kann ein zeitintensives Hobby sein. Es ist daher sehr wichtig, vor der Anschaffung genau zu überlegen, was zu tun ist und ob man genügend Zeit hat, um sich regelmäßig und ausreichend um das Tier zu kümmern. Während manche Haustiere – zum Beispiel Hamster – eher anspruchslos sind, muss man für Hunde sehr viel Zeit einplanen.

Grob lassen sich Haustiere in drei unterschiedliche Kategorien einteilen:  Hunde ermöglichen einen intensiven Kontakt mit Menschen und genießen Körperkontakt. Katzen erlauben ebenso wie die meisten Meerschweinchen und Kaninchen einen sporadischen Kontakt, der durch Annährung vertieft werden kann. Mäuse, Hamster, Vögel und Reptilien lassen sich in der Regel nur ansehen. Sie erlauben keinen direkten Kontakt.

CHECK24: Was ist generell am besten: wenn das Haustier zuerst im Haushalt ist, wenn das Haustier erst nach dem Kind in den Haushalt kommt oder spielt das keine Rolle?

Märzheuser: Ganz gleich, ob ein Tier bereits im Haushalt lebt oder erst später hinzukommt: Immer gilt es, bestimmte Regeln einzuhalten und Rücksichtnahmen zu trainieren. Kommt ein Neugeborenes in die Familie, müssen für Hund und Katze Tabuzonen gelten, die konsequent eingehalten werden.

Beschützerinstinkte und Eifersucht beim Hund müssen erkannt und abtrainiert werden, damit sie sich nicht groß ausprägen und zu problematischen Situationen führen. Kindern muss entsprechend ihrem Alter immer wieder klar gemacht werden, dass Hunde und andere Tiere Rückzugsräume benötigen, in Ruhe fressen müssen und auch eigenes Spielzeug besitzen, das nicht in Kinderhände gehört.
 
CHECK24: Wie kann man Kind und Haustier am besten aneinander gewöhnen?

Märzheuser: Eltern, die sich dazu entschieden haben, ein Tier anzuschaffen, sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Kein Kind sollte für die Pflege und das Wohlergehen eines Tieres alleine verantwortlich sein.

Kinder können mit der Unterstützung von Erwachsenen kompetent im Umgang mit Tieren werden. Wissen, umsichtiges Verhalten und Handlungsfähigkeit der Kinder sind wichtige Faktoren für die Prävention von Verletzungen. Die Eltern haben die Aufgabe, ihren Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Um diese Aufgabe zu erfüllen, sollten sie die Eigenarten eines Haustieres genau kennen und dieses Wissen an die Kinder weitergeben.

Ebenso können die erwachsenen Familienmitglieder die Kinder allmählich an einen Hund, eine Katze oder ein Kaninchen gewöhnen. So können die Kinder ihre ersten Erfahrungen im Umgang mit den Tieren unter Anleitung sammeln und selbst Sicherheit entwickeln. Wichtig ist vor allem, dass Kinder die Eigenheiten des Tieres kennen, auf seine Signale achten und sich ihm mit Respekt nähern.
 
CHECK24: Wie kann man Kindern nach einer Verletzung durch ein Haustier die Angst vor dem Tier wieder nehmen?

Märzheuser: Wenn das Kind es wünscht, müssen Mütter und Väter nach einer Verletzung den erneuten Annäherungsprozess von Kind und Tier begleiten. Es ist die Aufgabe der Eltern, die Beziehung ihrer Kinder zu dem tierischen Mitbewohner zu fördern und genau zu beobachten, sodass sie bei eventuell auftretenden Problemen sofort eingreifen und ihre Kinder unterstützen können. Diese Aufgabe können Kinder nicht alleine bewältigen. Nur durch die sorgfältige Aufsicht und Hilfestellung der erwachsenen Familienmitglieder lassen sich die Risiken für Kinder minimieren und die gewünschten Annährungsversuche vollziehen.
 
CHECK24: Frau Dr. Märzheuser, wir danken Ihnen für das Gespräch.
 

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