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29.08.2022 | München | Energie

Energie-Update: 1,7 Mrd. Euro weniger Belastung bei eingefrorener CO2-Abgabe

  • MwSt.-Senkung bei Strom könnte um 5,3 Mrd. Euro entlasten
  • Börsengaspreis sinkt, bleibt aber auf hohem Niveau
  • Gasumlagen belasten mehr als Senkung der MwSt. entlastet
CHECK24 fasst die wichtigsten Entwicklungen der Energiepreise für Verbraucher*innen zusammen.

1. Gaspreise
  • Aufgrund der hohen Energiepreise, insbesondere bei Gas, berät die Bundesregierung derzeit über weitere Entlastungen. Die SPD schlägt vor, die automatische Erhöhung des CO2-Preises für zwei Jahre auszusetzen. Alle privaten Haushalte mit Gasheizung würden sich so für 2023 und 2024 rund 880 Mio. Euro Mehrbelastung sparen. Private Haushalte mit Ölheizung etwa 829 Mio. Euro – zusammen rund 1,7 Mrd. Euro.
 
  • Derzeit liegt der CO2-Preis bei 30 Euro je Tonne CO2. Nach derzeitigem Stand würde er 2023 auf 35 Euro und 2024 auf 45 Euro steigen. Ein Singlehaushalt mit 5.000 kWh Gasverbrauch zahlt derzeit 35,70 Euro pro Jahr aufgrund der CO2-Abgabe. 2023 wären es 37,45 Euro und 2024 48,15 Euro (jeweils mit 19 % bzw. 7 % MwSt.).


 
  • Der Gaspreis im Großhandel sinkt wieder etwas, bleibt aber auf hohem Niveau. Eine Megawattstunde Gas kostete heute 276 Euro (Dutch TTF Gas Futures). Am vergangenen Freitag zahlte man 339 Euro/MWh. Im Vorjahr wurden nur 28 Euro fällig. Ein Plus von 886 Prozent.
 
  • „Wenn die bereits vor der Krise beschafften Energiemengen der Energieversorger verbraucht sind, werden sie zu den aktuellen Rekordpreisen an der Börse einkaufen müssen", sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie CHECK24.
 
  • Der durchschnittliche Gaspreis für Verbraucher*innen erreichte bereits im August einen neuen Rekord. Ein Musterhaushalt (20.000 kWh) zahlte im Schnitt 3.717 Euro im Jahr für Gas. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 18,6 ct pro kWh. Im August 2021 kostete die gleiche Menge Gas noch 1.306 Euro – ein Plus von 185 Prozent.
  • => Sinkt die Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent, verringern sich die Kosten um rund 375 Euro auf 3.342 Euro. Im Vergleich zum August 2021 liegt die Steigerung dann noch bei 156 Prozent.
 
  • Im Oktober gibt es bereits 419 Fälle von Gaspreiserhöhungen in der Grundversorgung. Betroffen sind davon rund 1,9 Millionen Haushalte. Im Oktober betragen die Erhöhungen im Schnitt 82,2 Prozent im Vergleich zum 1. Quartal des Jahres.
 
  • Obwohl Gasgrundversorger bereits im Spätjahr und Winter 2021 in mehr als 1.000 Fällen Preise erhöht haben, wurden seit dem 1. März 2022 in weiteren 976 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 68,3 Prozent und betreffen gut 3,6 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 1.254 Euro pro Jahr.
 
  • Gründe für gestiegene Preise: Gazprom hat eine erneute Abschaltung der Pipeline Nord Stream 1 angekündigt, Unsicherheiten, wie mögliche Gas-Transit-Stopps aufgrund von Kampfhandlungen, Energiesanktionen oder Gasimportverbote aus Russland lassen die Großhandelspreise steigen. Händler greifen bereits auf andere Gasquellen zurück. Dort ist das Angebot knapp.
 
2. Berechnungen zu Gasumlagen:
  • Trading Hub Europe (THE) hat nicht nur die Höhe der Gasbeschaffungsumlage bekanntgegeben, sondern noch weitere Umlagen veröffentlicht. Bundeskanzler Olaf Scholz hat angekündigt, die Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf sieben Prozent zu senken. Dadurch sollen Privathaushalte entlastet werden.
 
  • CHECK24 hat berechnet, was das für einen Musterhaushalt bedeutet:


 
  • Ab Oktober muss eine Familie mit einem Verbrauch von 20.000 kWh durch die Gasbeschaffungsumlage von 2,419 ct. je kWh 484 Euro zahlen, durch die Regelenergieumlage von 0,57 ct. je kWh 114 Euro und durch die Gasspeicherumlage von 0,059 ct. je kWh nochmals zwölf Euro zusätzlich.
 
  • => Insgesamt muss der Musterhaushalt beim aktuellen Gaspreis inkl. 19 Prozent MwSt. im Schnitt 3.717 Euro zahlen. Ab Oktober muss er trotz Senkung der MwSt. auf sieben Prozent aufgrund der neuen Umlagen 3.994 Euro zahlen – ein Plus von 277 Euro.
 
 
3. Strompreise:
 
  • Der Strompreis an der Börse (EEX, Day Ahead Auktion volumengewichtet) ist seit Wochen auf Rekordhoch. Im August kostet die Megawattstunde Strom durchschnittlich 443 Euro. Im August des Vorjahres kostete eine Megawattstunde 83 Euro - ein Plus von 434 Prozent.
 
  • „Zwar brachte die Abschaffung der EEG-Umlage zuletzt eine leichte Entlastung beim Strompreis, mittelfristig müssen sich Verbraucher*innen aber auf weiter deutlich steigende Preise einstellen“, sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei CHECK24. „Die hohen Strombörsenpreise sind auch Folge der gestiegenen Gaspreise. Gaskraftwerke sind essentiell im deutschen Strommix, um schwankende erneuerbare Energien auszugleichen und bestimmen so maßgeblich den Strombörsenpreis mit. Diese hohen Preise werden mit etwas Verzögerungen auch bei Endkund*innen ankommen.“
 
  • Der durchschnittliche Strompreis für Verbraucher*innen stieg im August leicht im Vergleich zum Vormonat an. Ein Musterhaushalt (5.000 kWh) zahlte im Schnitt 1.996 Euro jährlich für Strom. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 39,9 ct. pro kWh. Im Vorjahresmonat waren es 1.529 Euro – ein Plus von rund 31 Prozent.
 
  • Für August, September und Oktober haben Grundversorger in 227 Fällen Erhöhungen angekündigt. Betroffen von den Preiserhöhungen sind rund 3,8 Millionen Haushalte. Im September betragen die Erhöhungen im Schnitt 44,5 Prozent.
 
  • Obwohl Stromgrundversorger bereits im Spätjahr und Winter 2021 in mehr als 1.000 Fällen Preise erhöht hatten, wurden seit dem 1. März 2022 in weiteren 977 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 20,4 Prozent und betreffen rund 8,9 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 340 Euro pro Jahr.
 
  • Würde die Mehrwertsteuer auf den Strompreis wie von der Energiewirtschaft gefordert analog zur angekündigten Mehrwertsteuersenkung auf Gas von 19 auf sieben Prozent gesenkt, würde ein Single (1.500 kWh) um 70 Euro entlastet, eine Familie (5.000 kWh) um 202 Euro. Alle Haushalte zusammen würden um rund 5,3 Mrd. Euro entlastet.
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