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08.09.2022 | München | Finanzen, Kredit, Baufinanzierung, Karten & Konten

EZB-Sitzung: Kredite teurer, Sparer*innen hoffen auf höhere Zinsen

  • Ratenkredite 30 Prozent teurer – Zinswende bringt Ende der niedrigen Zinsen
  • Bauzinsen nähern sich erneut dem Jahreshoch von drei Prozent – 98.538 Euro mehr Zinskosten
  • Tages- und Festgeldzinsen steigen weiter
  • Girokonto: Ende der Verwahrentgelte erreicht, Dispozinsen steigen
Heute reagiert die Europäische Zentralbank (EZB) erneut auf die hohen Inflationsraten im Euroraum und passt nochmals die Zinsen an. Erste geldpolitische Schritte gab es bereits im Juli. Was das für Verbraucher*innen bedeutet, erläutern vier CHECK24 Finanzexperten aus den Bereichen Baufinanzierung, Geldanlage, Girokonto und Ratenkredite.

Ratenkredite 30 Prozent teurer – Zinswende bringt Ende der niedrigen Zinsen

„Zinsen für Ratenkredite sind seit Beginn des Jahres um 30 Prozent gestiegen, da alle Banken in den vergangenen Monaten ihre Finanzierungsangebote angepasst haben“, sagt Dr. Stefan Eckhardt, Geschäftsführer Kredite bei CHECK24. „Die Zinswende läutet das vorläufige Ende der historisch niedrigen Kreditzinsen ein. Kreditnehmer*innen sind unmittelbar von der EZB-Zinsentscheidung betroffen. Für Banken wird die Refinanzierung von Ratenkrediten teurer und damit auch für Verbraucher*innen. Ob und wie die nächsten Anpassungen bereits eingepreist sind, weiß nur die jeweilige Bank.“

„Wir sehen eine deutlich größere Spanne an vergebenen Zinssätzen“, sagt Dr. Stefan Eckhardt. „Das bedeutet, dass Banken Kreditkund*innen genauer auswählen, insbesondere bei einer knappen Haushaltsrechnung. Der Kreditvergleich ist deshalb noch wichtiger, da es große Unterschiede bei den Kreditinstituten gibt.“

Bauzinsen nähern sich erneut dem Jahreshoch von drei Prozent – 98.538 Euro mehr Zinskosten

„Die Zinsen steigen wieder stark an und wir nähern uns den Höchstständen von über drei Prozent aus dem Juni“, sagt Ingo Foitzik, Geschäftsführer Baufinanzierung bei CHECK24. „Die EZB-Zinsentscheidungen beeinflussen die Bauzinsen nur indirekt. Wichtigster Indikator sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen. Denn sie bestimmten maßgeblich die Renditen für Pfandbriefe, die wiederum von Banken für die Refinanzierung von Immobilienkrediten genutzt werden.“

„In jedem Fall wird sich die durchschnittliche Baufinanzierung bis Ende dieses Jahres um einige Tausend Euro innerhalb der Laufzeit verteuern“, sagt Ingo Foitzik. „Die durchschnittlichen Finanzierungssummen sind in den vergangenen drei Monaten um zehn Prozent gesunken. Weniger Kund*innen können es sich leisten, sehr hohe Finanzierungssummen aufzunehmen. Zudem agieren Banken restriktiver bei der Kreditvergabe.“

Bei einer Baufinanzierung zu einem eff. Zinssatz von 3,0 Prozent für ein Darlehen über 500.000 Euro bedeutet das einen höheren Zinsaufwand von 98.538 Euro bis zum Ende der zehnjährigen Sollzinsbindung. Anfang 2022 lag der eff. Zinssatz noch bei 0,8 Prozent.  Die monatliche Rate für Haus- oder Wohnungskäufer*innen steigt im Beispielfall um 916 Euro. Bei 4,0 Prozent wären es sogar 142.698 Euro mehr Zinskosten als im Januar 2022.

Tages- und Festgeldzinsen steigen weiter

„Die erste EZB-Entscheidung im Juli hat für steigende Zinsen auf Tagesgeldkonten gesorgt“, sagt Dr. Moritz Felde, Geschäftsführer Finanzservice bei CHECK24. „Auch bei neu abgeschlossenen Festgeldern war ein deutlicher Zinsanstieg spürbar. Wir gehen davon aus, dass sich der Trend zu höheren Zinsen im Jahresverlauf fortsetzt und möglicherweise beschleunigt. Zweieinhalb Prozent und mehr Zinsen für ein zweijähriges Festgeld könnten bald wieder möglich sein.“

Im aktuellen Umfeld können Sparer*innen die Treppenstrategie nutzen. Hierbei liegt nicht das ganze Sparvermögen auf einem einzigen Festgeldkonto, sondern wird mit unterschiedlichen Laufzeiten auf verschiedene Konten aufgeteilt.
„Flexibilität ist im aktuellen Umfeld wichtig, daher sollten Sparer*innen nicht ihr ganzes Vermögen in langfristige Anlagen stecken“, sagt Dr. Moritz Felde.

Girokonto: Ende der Verwahrentgelte erreicht, Dispozinsen steigen

„Die meisten Banken haben sich von Verwahrentgelten auf hohe Guthaben verabschiedet, teilweise am gleichen Tag der Leitzinserhöhung im Juli“, sagt Christian Nau, Geschäftsführer Girokonto bei CHECK24. „Banken müssen keine Negativzinsen auf ihr Guthaben bei der EZB mehr zahlen. Davon profitieren auch Besitzer*innen vieler Girokonten. Aber Vorsicht: einige Banken verlangen weiterhin Verwahrentgelte.“

„Wir beobachten, dass die Dispozinsen durch die Zinswende steigen, da Banken sich am EZB-Leitzins orientieren“, sagt Christian Nau. „Der aktuelle Durchschnittszins eines Dispokredits liegt bei 9,43 Prozent. Bis zum Jahresende könnten deutlich mehr Institute einen zweistelligen Dispozins verlangen.“
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