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25.07.2022 | München | Energie

Gas: Umlage könnte Familie um bis zu 476 Euro belasten - Preise auf neuem Allzeithoch

  • Gaspreise im Großhandel bleiben auf hohem Niveau
  • Inklusive der Umlage müsste ein Haushalt dreimal so viel für Gas zahlen wie vor einem Jahr
  • Strompreis für Verbraucher*innen sinkt im Juli - allerdings nur leicht
Entwicklung der Gaspreise

Die Gaspreise im Großhandel bleiben auf hohem Niveau. Der European Gas Spot Index (THE) stieg trotz der Wiederaufnahme der Gaslieferungen über Nord Stream 1 von 157 Euro (21.7.) auf 162 Euro (25.7.). Im Juli 2021 wurden dafür im Schnitt lediglich 36 Euro fällig. Ein Plus von 350 Prozent.
 
"Wenn die bereits vor der Krise beschafften Energiemengen der Energieversorger verbraucht sind, werden sie zu den aktuellen Rekordpreisen an der Börse einkaufen müssen", sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie CHECK24. „Die Jahresrechnung und damit auch die Abschläge könnten dann um das Drei- bis Fünffache steigen.“

Eine zeitnahe Weitergabe der hohen Preise ist aber möglich. Bundeskanzler Olaf Scholz hat angekündigt, dass spätestens ab Oktober Verbraucher*innen über eine Umlage an den Mehrkosten für die Ersatzbeschaffung von Gas beteiligt werden.

„Mit der Anwendung von Paragraf 26 werden die Mehrkosten einer Ersatzbeschaffung gleichmäßig auf alle Gaskund*innen verteilt", sagt Steffen Suttner. „Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh könnte es nur durch die neue Umlage von zwei Cent pro Kilowattstunde bis zu 476 Euro im Jahr teurer werden.“

– Dabei erreicht der durchschnittliche Gaspreis bereits im Juli einen neuen Rekord. Ein Musterhaushalt (20.000 kWh) zahlt im Schnitt 3.415 Euro im Jahr für Gas. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 17,1 ct pro kWh. Im Juni kostete die gleiche Menge Gas noch 2.752 Euro. Im Juli 2021 waren es 1.301 Euro – ein Plus von 162 Prozent zum Juli 2022.

=> Inklusive der Umlage müsste ein Musterhaushalt durchschnittlich 3.891 Euro zahlen. Das ist dreimal so viel verglichen mit dem Juli 2021.
 
–  Für August und September gibt es bereits 136 Fälle von Gaspreiserhöhungen in der Grundversorgung. Betroffen sind davon rund 1,2 Millionen Haushalte. Im September betragen die Erhöhungen im Schnitt 77,1 Prozent.
 
– Obwohl Gasgrundversorger bereits im Spätjahr und Winter 2021 in mehr als 1.000 Fällen Preise erhöht haben, wurden seit dem 1. März  2022 in weiteren 528 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 52,6 Prozent und betreffen gut 3,4 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 970 Euro pro Jahr.
 
Gründe für gestiegene Preise: Angst davor, dass Gaslieferungen über Nord Stream 1 erneut ausbleiben, Unsicherheiten, wie mögliche Gas-Transit-Stopps aufgrund von Kampfhandlungen, Energiesanktionen oder Gasimportverbote aus Russland lassen die Großhandelspreise steigen. Händler greifen bereits auf andere Gasquellen zurück. Dort ist das Angebot knapp.

Entwicklung der Strompreise:
 
– Der Strompreis für Verbraucher*innen sinkt im Juli leicht. Ein Musterhaushalt (5.000 kWh) zahlt im Schnitt 1.949 Euro jährlich für Strom und damit erstmals seit Dezember weniger als 2.000 Euro. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 39,0 ct. pro kWh. Im Vorjahresmonat waren es 1.525 Euro – ein Plus von 28 Prozent.
 
– Für August und September haben Grundversorger in 99 Fällen Erhöhungen angekündigt. Betroffen von den Preiserhöhungen sind rund 1,9 Millionen Haushalte. Im September betragen die Erhöhungen im Schnitt 50 Prozent.
 
– Obwohl Stromgrundversorger bereits im Spätjahr und Winter 2021 in mehr als 1.000 Fällen Preise erhöht hatten, wurden seit dem 1. März 2022 in weiteren 814 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 20,7 Prozent und betreffen rund 7,8 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 347 Euro pro Jahr.
 
– Im Juli kostet eine Megawattstunde an der Strombörse (Leipziger Strombörse EEX Day Ahead volumengewichtet) durchschnittlich 285 Euro (Stand: 25.7.). Zum Vergleich: Im Juli 2021 kostete eine Megawattstunde lediglich 80 Euro - ein Plus von 256 Prozent.
 
– Der Wegfall der EEG-Umlage zum 1.7.2022 entlastet Verbraucher*innen um 5,1 Mrd. Euro. Der Bundestag hatte das entsprechende Gesetz bereits im April beschlossen. Stromanbieter sind dazu verpflichtet, die Absenkung an die Kund*innen weiterzugeben.
 
– Die Abschaffung der EEG-Umlage (vorher 3,723 Ct.) bringt für einen Singlehaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 1.500 kWh etwa 66 Euro. Eine Familie mit 5.000 kWh Stromverbrauch zahlt etwa 222 Euro weniger.

„Die erste Senkung der EEG-Umlage zum Jahreswechsel kam aufgrund der massiv gestiegenen Einkaufspreise bei Strom nicht bei den Verbraucher*innen an", sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei CHECK24. „Mit der Abschaffung der Ökostromumlage im Juli wird ein Vierpersonenhaushalt um 222 Euro im Jahr erneut entlastet. Den starken Anstieg der Stromkosten seit vergangenem Jahr federt das aber nur teilweise ab."
 
– Weitere staatliche Maßnahmen könnten den Preisanstieg vollständig abfangen: denkbare Entlastungen wären eine Senkung der Stromsteuer von derzeit 2,05 Cent/kWh auf 1,0 Cent/kWh und eine Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent.
 
==> In Kombination mit der Abschaffung der EEG-Umlage würde eine Familie um 459 Euro und ein Singlehaushalt um 147 Euro im Jahr entlastet werden. (Dabei handelt es sich nicht um die einfache Summe der Einzelentlastungen, da der Wegfall der EEG-Umlage und die Senkung der Stromsteuer den Nettobetrag reduzieren. Auf diesen niedrigeren Nettopreis werden dann sieben Prozent Mehrwertsteuer gerechnet.)

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