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Dirk Hilmer, CHECK24-Experte für Zahnzusatzversicherungen
Artikel zuletzt überarbeitet am 16.01.2024
Während Karieserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland insgesamt auf dem Rückzug sind, haben sie bei Kleinkindern zugenommen. Nach aktuellen Studien leiden sieben bis 20 Prozent aller Kleinkinder an Karies.
Nach dem Durchbruch der Zähne ist der Zahnschmelz von Kindern empfindlicher als bei Erwachsenen und besonders anfällig für Karies. Erst nach einigen Jahren hat sich der Zahnschmelz voll ausgebildet. Erkranken die Milchzähne eines Kindes an Karies, können die Kariesbakterien auch die nachfolgenden Zähne schädigen.
Zudem sind Milchzähne Platzhalter für die bleibenden Zähne. Müssen sie nach einem Kariesbefall gezogen werden, verändert sich der Kieferknochen. Die bleibenden Zähne brechen dann nicht mehr wie vorgesehen durch. Dies führt mitunter zu Fehlstellungen der Zähne und des Kiefers, die ein Kieferorthopäde später aufwendig und teuer richten muss.
Nicht zu vergessen: Kranke Milchzähne verursachen auch Schmerzen. Die Schmerzen und damit verbundene Schwierigkeiten beim Essen können die gesamte Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Mögliche Folgen sind beispielsweise ein verringertes Wachstum oder Schlafstörungen. Zudem können vorzeitig ausgefallene Schneidezähne die Sprachentwicklung stören und Lispeln verursachen. Eltern sollten daher die Zähne ihrer Kinder von Anfang an sorgfältig pflegen. Damit legen sie die Grundlage dafür, dass der Nachwuchs ein gesundes Erwachsenengebiss entwickelt.
Die Zähne eines Kindes entwickeln sich schon im Bauch der Mutter. Bereits zwischen der sechsten und achten Schwangerschaftswoche entstehen die Keimanlagen für sämtliche 20 Milchzähne.
Wenn das Kind etwa sechs Monate alt ist, brechen dann die ersten Milchzähne durch. Die mittleren Schneidezähne zeigen sich dabei in der Regel zuerst, gefolgt von den seitlichen Schneidezähnen und den ersten Milchbackenzähnen. Die Eckzähne werden zwischen dem 16. und 20. Monat sichtbar, bis schließlich die zweiten Milchbackenzähne folgen. Wenn Babys zahnen, sind sie oftmals unruhig, haben gerötete Wangen oder eine leicht erhöhte Temperatur. Viele Kinder haben auch einen vermehrten Speichelfluss oder kauen verstärkt auf ihren Fingern oder Gegenständen herum. Diese Anzeichen sind kein Grund zur Sorge. Sollte Ihr Kind jedoch hohes Fieber bekommen, hat dies oftmals eine andere Ursache und sollte von einem Kinderarzt abgeklärt werden.
Zum Schuleintritt mit rund sechs Jahren entwickeln sich die ersten der insgesamt 32 bleibenden Zähne. Dabei werden die Wurzeln der Milchzähne abgebaut, bis die übrig bleibenden Zahnkronen von den nachwachsenden Zähnen regelrecht aus dem Kiefer geschoben werden. Die bleibenden Zähne entwickeln sich nach und nach bis zu einem Alter von etwa 15 Jahren, die vier Weisheitszähne folgen dabei mitunter deutlich später oder brechen in manchen Fällen gar nicht durch.
Eltern können von Geburt an etwas für die Zahngesundheit ihres Nachwuchses tun. Da Karies durch Bakterien ausgelöst wird, sollten Sie den Schnuller oder Babylöffel nicht ablecken. Benutzen Sie immer einen eigenen Löffel, wenn Sie beispielsweise Essen vorkosten. Damit verhindern Sie, dass Ihre eigenen Kariesbakterien über den Speichel auf das Kind übertragen werden.
Tipp: Achten Sie als Eltern darauf, dass auch Ihre eigenen Zähne gesund sind. Je weniger Kariesbakterien in der Mundhöhle sind, umso geringer ist die Gefahr Ihr Kind anzustecken.
Sofern Sie Ihr Kind stillen können, ist dies eine sehr gute Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung des Kiefers. Denn beim Stillen muss der Säugling seine Mundregion und den Kiefer bewegen.
Dies regt das Wachstum von Kieferknochen und Muskeln an. Wenn Sie Ihr Kind mit der Flasche füttern, sollten Sie in den ersten Monaten spezielle Sauger verwenden, durch welche die Milch nicht zu einfach fließt.
Sobald die ersten Milchzähne durchgebrochen sind, sollten die Eltern mit der Zahnpflege beginnen. Am Anfang reicht es aus, die Zähne einmal täglich abends mit einer weichen Babyzahnbürste oder einem Wattestäbchen zu reinigen. Dazu sollte ein etwa erbsengroßes Stück Kinderzahnpasta aufgetragen werden.
Spätestens im Alter von zwei Jahren sollten die Zähne dann zweimal täglich geputzt werden. Um das Zähneputzen zu erleichtern, können Eltern ihr Kind dabei auf den Schoß nehmen und ein wenig zurücklehnen. Ein Lied während des Zähneputzens beruhigt viele Kinder und kann die Routine zu einem angenehmen Ereignis machen.
Mit etwa drei Jahren sollte das Kind beginnen, sich selbst die Zähne zu putzen. Führen Sie es schrittweise an die sogenannte KAI-Methode heran, bei welcher die Zähne stets in der gleichen Reihenfolge geputzt werden: Kauflächen, Außenflächen sowie Innenflächen. Die Methode ist leicht zu erlernen und hilft kleinen Kindern, beim Putzen keine Zähne zu vergessen.
Zuerst sollte das Kind lernen, die Kauflächen zu reinigen. Danach sollte es die Außenflächen der Zähne mit kreisenden Bewegungen säubern können, bis es schließlich auch die Innenseiten selbst putzt.
Bis zum Schulalter sollten Sie die Zähne jedoch regelmäßig kontrollieren und nachputzen. Erst dann wird Ihr Kind in der Lage sein, seine Zähne selbstständig und gründlich zu reinigen. Achten Sie vor allem auf die sogenannten 6-Jahr-Molaren, die ersten bleibenden Backenzähne. Sie sind mit ihren Rillen in der Kaufläche besonders anfällig für Karies.
Fluoride stärken den Zahnschmelz und helfen damit, Karieserkrankungen wirksam zu verhindern. Zahnärzte empfehlen daher, bereits die Milchzähne mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta zu reinigen. Dabei sollte die Zahnpasta einen Fluoridanteil von maximal 0,05 Prozent (500 ppm) haben.
Kinderärzte bevorzugen anstelle von fluoridhaltiger Zahnpasta meist die Einnahme von Fluoridtabletten. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rät, dass Kinder frühestens ab etwa vier Jahren fluoridhaltige Zahnpasta verwenden sollten. Erst in diesem Alter seien Kleinkinder in der Lage, Zahnpasta auszuspucken.
Ob Ihr Kind mithilfe von Zahnpasta oder Tabletten mit Fluoriden versorgt werden sollte, müssen Sie letztlich selbst entscheiden. Am besten besprechen Sie dies mit Ihrem Kinder- und Zahnarzt.
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind möglichst wenig Zucker zu sich nimmt. Gewöhnen Sie Ihr Kind in den ersten Lebensmonaten am besten gar nicht an zuckerhaltige Getränke wie süße Tees oder Fruchtsäfte. Um den Durst zu stillen, eignet sich abgekochtes Leitungswasser oder ungesüßter Tee.
Ein Kind sollte zudem nicht an einer Flasche mit Milch – oder später mit süßem Tee oder Saft – dauernuckeln. Dabei werden die Zähne über längere Zeit von der zuckerhaltigen Flüssigkeit umspült, sodass es zu einer Saugerflaschen-Karies kommt und die Zähne schwer geschädigt werden. Ein Dauernuckeln verhindert auch, dass der Speichel seine natürliche Reinigungsfunktion entfalten kann. Er enthält viele Mineralstoffe und sorgt in der Mundhöhle für ein gesundes Milieu, das die Zähne schützt.
Tipp: Spätestens mit zwei Jahren sollten sich Kinder den Schnuller oder das Lutschen am Daumen abgewöhnt haben, um Verformungen des Kiefers zu verhindern.
Überprüfen Sie den Zuckergehalt von Beikostprodukten wie Brei oder Babykeksen. Nach Angaben der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch haben manche Kekse einen Zuckergehalt von bis zu 25 Prozent. Mit einem maßvollen Konsum von Zucker verhindern Sie nicht nur Karies, sondern beugen auch anderen gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht oder Diabetes vor.
Kalzium ist ein wichtiger Mineralstoff, der für eine gesunde Entwicklung der Zähne notwendig ist. Säuglinge decken ihren Bedarf bereits über die Muttermilch oder Flaschennahrung. Ältere Kinder sollten ausreichend Kalzium über Milchprodukte, Gemüsesorten wie Brokkoli und Grünkohl oder kalziumreiches Mineralwasser aufnehmen.
Beim Kauen wird vermehrt Speichel gebildet, der die Zähne schützt. Kinder sollten daher regelmäßig Lebensmittel essen, die sie gründlich kauen müssen. Geben Sie Ihrem Kind hierzu beispielsweise Vollkornbrot, hartes Obst und Gemüse oder Müsli.
Sobald die ersten Milchzähne im Alter von rund sechs bis acht Monaten durchgebrochen sind, empfehlen Zahnärzte einen Kontrolltermin für das Kind. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen übernehmen Vorsorgeuntersuchungen jedoch erst ab einem Alter von 30 Monaten. Fragen Sie bei Ihrer Krankenversicherung nach, ab welchem Alter eine Kontrolle beim Zahnarzt bezahlt wird.
Es gibt Kinderzahnärzte, die sich auf die Behandlung von Kindern bis zu einem Alter von sieben Jahren spezialisiert haben. Die Gestaltung der Praxis und die Behandlungsmethoden richten sich dabei nach den Bedürfnissen von kleinen Kindern.
Sie können mit Ihrem Kind allerdings auch zu einem normalen Zahnarzt gehen. Am besten nehmen Sie Ihr Kind einfach mit, wenn Sie selbst einen Zahnarzttermin haben. So gewöhnt es sich an die Umgebung einer Zahnarztpraxis. Bei einer ersten Kontrolle wird der Arzt versuchen, mit dem Spiegel einen Blick auf die Milchzähne zu werfen. Dabei kann er bereits mögliche Fehlstellungen der Zähne oder frühkindliche Karies erkennen.
Die ersten Besuche beim Zahnarzt sollten das Kind auf keinen Fall verängstigen oder stressen. Funktioniert die Kontrolle nicht auf Anhieb, vereinbaren die Eltern daher am besten einen neuen Termin.
Tipp: Fragen Sie Ihren Arzt nach einem zahnärztlichen Kinderpass, den die Zahnärztekammern der meisten Bundesländer herausgeben. In den Pass werden alle Vorsorgeuntersuchungen eines Kindes bis zu seinem Schulalter eingetragen.
Rund jedes zweite Kind benötigt eine kieferorthopädische Behandlung. Hier kann eine private Zahnzusatzversicherung vor hohen Kosten schützen.
Denn die gesetzliche Krankenversicherung leistet nur bei deutlichen Fehlstellungen der Zähne, deren Korrektur medizinisch notwendig ist. Dazu unterteilt sie Fehlstellungen in fünf kieferorthopädische Indikationsgruppen (KIG). Die Krankenkasse zahlt Behandlungen erst ab einem Schweregrad von KIG 3 – und hierbei auch nur die günstigste Therapie. Möchten Eltern auch leichtere Fehlstellungen bei ihrem Kind beheben lassen oder wünschen sie eine hochwertigere Lösung, müssen sie dies privat zahlen. Gute Zahnzusatzversicherungen erstatten hier einen Großteil der Kosten bis zu einem festgelegten Höchstbetrag.
Allerdings sollten Eltern nicht warten, bis ein Zahnarzt oder Kieferorthopäde eine Fehlstellung diagnostiziert. Schließt man erst danach eine Police ab, leistet die Versicherung für diese Kosten nicht. Eine Zahnzusatzversicherung für Kinder ist ab einem Alter von etwa drei Jahren zu empfehlen. Dann ist das Milchgebiss vollständig entwickelt, während kieferorthopädische Maßnahmen in der Regel noch nicht angeraten sind.
KIG |
Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung |
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KIG 1
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Leichte Fehlstellung |
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KIG 2 |
Fehlstellung |
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KIG 3 |
Ausgeprägte Fehlstellung |
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KIG 4 |
Stark ausgeprägte Fehlstellung |
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KIG 5 |
Extrem stark ausgeprägte Fehlstellung |
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